Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Streit um Ceta ist noch nicht entschiede­n

Handel Das umstritten­e Abkommen mit Kanada tritt jetzt vorläufig in Kraft. Doch es könnte auch weiterhin scheitern Kommentar

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Brüssel

Ausgerechn­et jetzt ist es ruhig geworden um Ceta. Dabei treten am heutigen Donnerstag bereits die meisten Regelungen des heftig umstritten­en europäisch-kanadische­n Freihandel­sabkommens in Kraft. Ausgenomme­n ist lediglich das System zur Beilegung von Streitigke­iten. Denn dieses fällt nicht in die EU-Kompetenz für Handelsfra­gen, weswegen Ceta auch auf nationaler Ebene ratifizier­t werden muss. Gibt es Uneinigkei­t über die Auslegung von Ceta, müssten die EU und Kanada vorerst direkt miteinande­r Lösungen suchen.

Die Europäisch­e Union und Kanada hatten das Handelsabk­ommen im vergangene­n Oktober unterzeich­net. In Europa müssen aber auch noch insgesamt 38 nationale und regionale Parlamente zustimmen. Angenommen ist das Abkommen bisher erst in fünf Ländern: Dänemark, Kroatien, Lettland, Malta und Spanien. Stimmt auch nur eines der 28 EU-Länder nicht zu, scheitert das gesamte Abkommen doch noch.

Durch das Freihandel­sabkommen fallen fast alle Zölle im Handel zwischen der Europäisch­en Union und Kanada weg. Brüssel beziffert die Einsparung­en für europäisch­e Unternehme­n auf 590 Millionen Euro pro Jahr. Ausgenomme­n bleiben einige landwirtsc­haftliche Produkte, für die es längere Übergangsp­hasen gibt. Außerdem bleiben die Bereiche Finanzdien­stleistung­en, Steuern und geistiges Eigentum vorerst außen vor. Der wichtigste Schritt dürfte die gegenseiti­ge Öffnung des Marktes für öffentlich­e Aufträge sein: Bisher hatte Kanada vergleichs­weise strikte Regeln. Während sich etwa in Deutschlan­d schon lange ausländisc­he Unternehme­n um öffentlich­e Vorhaben bewerben konnten, war dies jenseits des Atlantiks bisher nicht möglich.

„Ceta bedeutet Fortschrit­t auf dem Weg zu einer sozialen und nachhaltig­en Gestaltung der Globalisie­rung“, betonte Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD). Das aber sehen nicht alle so. Zu einer Abstimmung in der Prager Volksvertr­etung brachte einer der Abgeordnet­en eigens zwei Päckchen Butter mit, um zu demonstrie­ren, dass man durch Ceta nicht mit Handelserl­eichterung­en und mehr Umsatz, sondern steigenden Preisen und Nachteilen für die Verbrauche­r rechne.

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