Augsburger Allgemeine (Land West)
E Auto von Opel droht das Aus
Wird der Ampera-e Opfer der Übernahme?
Rüsselsheim
Lange sah es so aus, als hätte Opel beim Elektroauto hierzulande einen deutlichen Vorsprung auf die Konkurrenz. Erste Exemplare des vollelektrischen Ampera-e sollen laut Opel noch in diesem Jahr an deutsche Kunden ausgeliefert werden, während etwa Daimler und VW ihre ersten reinen Elektromodelle für 2019 und 2020 angekündigt haben. Jetzt mehren sich allerdings die Anzeichen, dass dem Elektroauto der Rüsselsheimer schon bald das Aus drohen könnte. Schuld daran wäre der Verkauf des krisengeplagten Autobauers von General Motors (GM) an PSA-Citroën.
PSA-Konzernchef Carlos Tavares hatte im Rahmen der IAA gegenüber der Frankfurter Allgemeinen offenbart, der Ampera-e mache Verluste. Das könne sich Opel nach seinen Worten nur leisten, wenn das Elektroauto auf die Firma abstrahle und dadurch andere Autos verkauft würden. Tavares’ Bedingung dürfte angesichts der schleppenden Auslieferung und der geringen Stückzahl aber schwer zu erfüllen sein.
400 Elektroautos wollte Opel ursprünglich in diesem Jahr an Kunden in Deutschland ausliefern, als Startdatum kursierte der Juni. Noch ist kein Fahrzeug angekommen, anders als in Norwegen. Dort gibt es im europäischen Vergleich die größte Nachfrage nach E-Autos. Also hatte sich Opel für einen Verkaufsstart in dem skandinavischen Land entschieden. „Für Deutschland werden wir aus Prinzip keinen genauen Zeitpunkt bekannt geben“, sagt ein Sprecher auf Nachfrage.
Da der Ampera-e als leicht veränderte Variante des Chevrolet Bolt in einem GM-Werk im US-Bundesstaat Michigan produziert wird, ist Opel bei der Lieferung abhängig vom früheren Mutterkonzern. Es liegt aber nahe, dass die Rüsselsheimer nach der Trennung dort nicht mehr die höchste Priorität genießen. Zumal die Kapazitäten von GM laut Opel nicht ausreichen, um die aktuelle Nachfrage nach dem Elektroauto zu bedienen. Aus Sicht der Amerikaner wäre es daher nur schlau, mehr Chevrolet Bolts zu produzieren als Opel Amperas.
Sollte PSA-Citroën den defizitären Ampera-e begraben, gäbe es frühestens 2019 einen neuen Elektro-Opel. Denn bis dahin wollen die Franzosen selbst vollelektrische Modelle herausbringen. Nicht nur Opels sicher geglaubter Vorsprung beim Thema Elektromobilität würde dadurch schmelzen. Auch das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen, verkäme immer mehr zur Utopie.