Augsburger Allgemeine (Land West)

Wohin geht meine Katze?

Vermissten­fälle Gerade in dieser Jahreszeit verschwind­en viele Tiere. So auch in Steppach. Dort soll es der Fuchs gewesen sein. Ein Experte hält das für unwahrsche­inlich. Auf die Stubentige­r lauern andere Gefahren

- VON JANA TALLEVI

Neusäß Steppach/Langweid

Ist das noch normal? Katzen verschwind­en zwar immer wieder, aber gleich vier kurz hintereina­nder, wie es jetzt in Steppach mitten im Ort geschehen ist? Schnell stand da ein ganz bestimmter Verdacht im Raum: Schuld könnte die Füchsin sein, die im Frühjahr und Sommer mit ihren Jungen immer wieder in dem Neusässer Stadtteil gesehen worden war. Doch von der fehlt seit Wochen jede Spur. „Ich habe nichts mehr gehört“, sagt Josef Hoppe, Leiter des Neusässer Ordnungsam­ts und damals mit der Akte „Fuchs“befasst. Geplant war, bei der nächsten Sichtung der Familie vom zuständige­n Revier-Jäger eine Lebendfall­e aufstellen zu lassen, damit die Tiere umgesiedel­t werden können.

Dazu ist es jetzt nicht mehr gekommen, so Hoppe. Und zudem, sagt Wolfgang Kuhlmann vom Landratsam­t Augsburg, sei es unwahrsche­inlich, dass ein Fuchs eine Katze reißt. Normalerwe­ise gingen sich die beiden Tierarten aus dem Weg. Ganz abwegig sei es jedoch nicht, dass ein Fuchs einmal an eine junge oder alte und schwache Katze gehe.

Einen weiteren Verdacht zum Verschwind­en der Katzen möchte hingegen Thomas Klingler von der zuständige­n Polizeiins­pektion in Gersthofen ausschließ­en: „Mir ist kein nachweisli­cher Fall bekannt, in dem Katzen von Tierfänger­n abgepasst wurden. Das sind alles Mutmaßunge­n.“Auch im Falle der vier verschwund­enen Katzen in Steppach hatte die Polizei ermittelt – allerdings ohne Ergebnis.

Schließlic­h gebe es auch wirklich unheimlich viele Dinge, die Katzen gerade in dieser Jahreszeit zustoßen könnten, sagt die Vorsitzend­e der Katzenhilf­e Langweid, Birgit Miller. „Es wird wieder früher dunkel. Da kann es leicht einmal zu einem Verkehrsun­fall kommen.“Gerade in der Nähe von Feldern kann es aktuell für Katzen, wie auch für andere kleinere Tiere, richtig gefährlich werden, wenn der große Maishäcksl­er kommt. Katzen erschrecke­n dann vielleicht durch den Lärm, sie versuchen, sich im Feld zu verstecken – und werden erst recht von dem Gerät erfasst. „Wenn Katzen- ihr Tier vermissen, lohnt es sich, vielleicht mal am Feld zu suchen“, rät Müller.

Dabei muss nicht jedes Verschwind­en einer Katze so dramatisch sein, sagt die Expertin. Auch ihr sind keine Fälle von Tierfänger­n bekannt, die Katzen in ihre Autos locken. Das sei gar nicht so leicht. Eher werden die Haustiere in einem Gartenschu­ppen oder einer Garage eingesperr­t, manchmal sogar absichtlic­h von Nachbarn, die eben keine Katzenlieb­haber sind. „Es lohnt sich auf jeden Fall, ganz viel in der Umgebung nachzufrag­en“, so die Fachfrau. Manchmal tauchten die Tiere dann schnell wieder auf. Katzenhalt­er sollten zudem ihre Tiere chippen oder tätowieren lassen und, sobald sie verschwund­en bleiben, Tierschutz­vereinen oder dem Tierarzt in der Nähe Bescheid geben. „Manchmal suchen Besitzer ihre Tiere, während die schon irgendwo in einer Auffangsta­tion sitzen, aber nicht zugeordnet werden können“, beschreibt Miller.

Und dann gibt es auch noch die Geschichte­n von verschwund­enen Katzen, die gut enden. Wie jene von der Katze aus Mering, die die Katbesitze­r zenhilfe Langweid vor Kurzem im Augsburger Land gefunden hat. „Acht Monate war sie verschwund­en und ganz abgemagert. Keine Ahnung, wie sie hierher gekommen ist“, sagt Birgit Miller.

Zweieinhal­b Wochen in alter Güllegrube überlebt

Oder die Geschichte von der Katze aus Langweid selbst, die in dieser Woche von der Feuerwehr aus einer stillgeleg­ten Güllegrube befreit wurde. Zweieinhal­b Wochen war sie schon weg, als die Grundstück­sbesitzer das Miauen aus der Grube hörten. „Da waren dann eine ganze Reihe von verwaisten Katzenbesi­tzern da, die alle hofften, dass es ihr Tier sei“, beschreibt der stellvertr­etende Kommandant der Feuerwehr Langweid, Christian Steiner, den Einsatz. Mit einem Körbchen mit Fressen stieg ein Feuerwehrm­ann gut zwei Meter in die alte Grube und konnte das Tier, das sich auf einen Vorsprung gerettet hatte, einfangen. Als beide wieder nach oben kamen, gab es viele enttäuscht­e und traurige Gesichter. „Aber die Besitzerin dieser Katze war überglückl­ich“, so Steiner.

 ?? Symbolfoto: Matthias Becker ?? Ab nach draußen – das ist schön für Katzen. Doch manchmal kommen die Tiere nicht wieder zurück, wie jetzt wieder vier in Steppach. Für die Besitzer ist die Ungewisshe­it, was mit ihrer Katze passiert ist, schwer auszuhalte­n.
Symbolfoto: Matthias Becker Ab nach draußen – das ist schön für Katzen. Doch manchmal kommen die Tiere nicht wieder zurück, wie jetzt wieder vier in Steppach. Für die Besitzer ist die Ungewisshe­it, was mit ihrer Katze passiert ist, schwer auszuhalte­n.

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