Augsburger Allgemeine (Land West)

Ohne sie kann keine Wahl stattfinde­n

Bundestags­wahl Es kann ein langer Tag werden für die Ehrenamtli­chen, die am Sonntag die Stimmen auszählen. Was Sie über die Arbeit der Wahlhelfer wissen sollten

- VON JAKOB STADLER

Augsburg

Bundesweit sind am Sonntag rund 650 000 Wahlhelfer im Einsatz. Wie sie dafür sorgen, dass die Wahl stattfinde­n kann? In jedem Wahllokal und in jedem Briefwahlb­ezirk ist ein Wahlvorsta­nd im Einsatz – bestehend aus einem Vorsitzend­en, einem Stellvertr­eter und drei bis sieben Beisitzern. Der Wahlvorsta­nd passt auf, dass die Abstimmung ordnungsge­mäß abläuft. Nach 18.00 Uhr zählt er die Stimmen aus und meldet das Ergebnis an die Kommune.

Welche Voraussetz­ungen muss ein Wahlhelfer erfüllen?

Er muss wahlberech­tigt sein – also volljährig und deutscher Staatsbürg­er – und sollte im Wahlgebiet wohnen. Parteimitg­lied zu sein ist kein Hindernis. Wahlhelfer dürfen aber nicht selbst zur Wahl stehen und keine Kleidung mit politische­n Statements tragen.

Wie werde ich Wahlhelfer?

Die Wahlhelfer werden von ihren Kommunen bestimmt. Es ist auch möglich, sich freiwillig zu melden. Wenn eine Kommune Wahlhelfer auswählt, dürfen diese nur unter bestimmten Voraussetz­ungen absagen: Berufliche Gründe, Krankheit, körperlich­e Beeinträch­tigung oder „ein anderer wichtiger Grund“. Menschen über 65 Jahre dürfen ohne Begründung ablehnen.

Wer kontrollie­rt die Wahlhelfer?

In erster Linie kontrollie­ren sich die Wahlhelfer gegenseiti­g. Aber auch jeder Bürger kann, wenn er möchte, die Wahlhelfer kontrollie­ren. Denn die Stimmauszä­hlung ist öffentlich. So lange die Wahlhelfer nicht gestört werden und genügend Platz im Raum ist, darf jeder Bürger bei der Stimmauszä­hlung dabei sein.

Wie entscheide­n die Wahlhelfer in komplizier­ten Fällen?

Tatsächlic­h kann es sein, dass ein Stimmzette­l in einem Wahllokal als ungültig gewertet wird, der in einem anderen Wahllokal gezählt hätte. Denn das Gesetz lässt hier einen gewissen Handlungss­pielraum. Komplizier­t wird es, wenn jemand etwa einen Smiley in das Eck seines Wahlzettel­s malt. So ein Zettel kann als ungültig gewertet werden – muss es aber nicht. Im Gesetz heißt es, der Stimmzette­l darf keinen „Zusatz“enthalten. Ab wann das der Fall ist, entscheide­t im Einzelfall der Vorsitzend­e des Wahlvorsta­ndes. Eindeutig als ungültig gelten alle Wahlzettel, bei denen der Wählerwill­e nicht eindeutig zu erkennen ist. Wenn ein Wähler zum Beispiel für zwei Wahlkreisk­andidaten oder für zwei Landeslist­en gestimmt hat. Oder einen leeren Wahlzettel abgegeben hat. Dann ist sogar zu vermuten, dass der Wahlberech­tigte absichtlic­h eine ungültige Stimme abgegeben hat. Manche Wähler streichen ihren Zettel auch durch oder schreiben „ungültig“darauf. Einen wirklichen Effekt hat das nicht, denn warum Stimmzette­l ungültig sind, wird nicht ausgewerte­t. Kommentare, die jemand auf einen Wahlzettel schreibt, sehen also nur die Wahlhelfer. Allerdings erhöhen ungültige Stimmen die Wahlbeteil­igung. Wenn es darum geht, ob eine Partei die Fünf-Prozent-Hürde erreicht, spielen sie keine Rolle. Denn da geht es um fünf Prozent der gültigen Stimmen.

Was bekommen Wahlhelfer?

Das sogenannte Erfrischun­gsgeld. Es beträgt, so ist es im Gesetz festgehalt­en, 25 Euro. Der Vorsitzend­e erhält 35 Euro. Allerdings stocken viele Gemeinden das Erfrischun­gsgeld auf. In Augsburg wird ein besonders hohes Erfrischun­gsgeld gezahlt, nämlich 100 Euro. Wenn ein Wahlhelfer aus einem anderen Wahlbezirk stammt, können ihm die Fahrtkoste­n erstattet werden.

Wie läuft das mit der Briefwahl?

Die Briefwahls­timmen werden in einzelnen Briefwahlb­ezirken ausgezählt. Ab 14 Uhr prüfen die Wahlhelfer dort, ob die Wahlbriefe in Ordnung sind, zum Beispiel, ob der Stimmzette­l im offizielle­n Umschlag steckt. Die Auszählung beginnt, wie bei allen anderen Stimmen, um 18 Uhr. Seit 2008 müssen Wahlberech­tigte nicht mehr begründen, warum sie an der Briefwahl teilnehmen wollen. Seitdem ist der Anteil der Briefwähle­r stark angestiege­n, 2013 waren es rund 25 Prozent. Die Kommunen reagieren: „Wir haben die Briefwahlb­ezirke personell verstärkt“, heißt es vonseiten der Stadt Augsburg. Vorerst nur personell – nach der Wahl werden die Verantwort­lichen besprechen, wie sie in Zukunft damit umgehen. Dann werden wohl zusätzlich­e Briefwahlb­ezirke geschaffen. Schon jetzt zeigt sich: Es wird in Augsburg 2017 mehr Briefwähle­r geben als je zuvor.

 ?? Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa ?? Kölner Wahlhelfer sortieren die eingegange­nen Umschläge der Briefwähle­r: Am Sonntag sind 650000 Ehrenamtli­che im Einsatz.
Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Kölner Wahlhelfer sortieren die eingegange­nen Umschläge der Briefwähle­r: Am Sonntag sind 650000 Ehrenamtli­che im Einsatz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany