Augsburger Allgemeine (Land West)

Von Trachten und Burkas

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Mit dem Wort Tracht verbinden manche Menschen traumatisc­he Erlebnisse – insbesonde­re solche, die in Kinderjahr­en, wie es früher üblich war, körperlich gezüchtigt worden sind. Sie assoziiere­n mit dem Wort Tracht eher eine ehemals gebräuchli­che Form der Strafe als die traditione­lle Kleiderord­nung regionaler Ethnien, besser gesagt: Dirndl und Lederhose.

Ob dies in einem kausalen Zusammenha­ng dazu steht, dass in den Nachkriegs-Jahrzehnte­n des vergangene­n Millennium­s die klassische Gewand-Tracht außerhalb von Alpenkerng­ebieten vom Aussterben bedroht war, ist eine steile These. Und ob Trachtenve­reinsväter weniger geschlagen haben als andere, lässt sich auch nicht belegen. Tatsache ist, die Jeans hat damals die Tracht sozusagen als Uniform eins zu eins ersetzt.

Die Lederhose ebenso wie das Dirndl, Letzteres von bösen Zungen zu Unrecht auch als „bayerische Burka“verspottet, feiern aber seit einigen Jahren im Zeitalter des Konservati­smus eine Renaissanc­e. Der Burka-Vergleich erweist sich übrigens als Unsinn, wenn man manche der auf dem Münchner Oktoberfes­t zur Schau gestellten Dirndlklei­der textil analysiert. Die sind nämlich, vermutlich um teuren Stoff zu sparen, dem Bikini deutlich näher als dem islamische­n Ganzkörper­kleid.

Ob diese Art der Tracht allerdings mit Brauchtum und Traditions­bewusstsei­n zu tun hat, bezweifeln Kenner. Manche behaupten gar, der Trend zur Volkstrach­t, habe eher damit zu tun, dass der Fasching an Bedeutung verliert und man halt nun andere Gelegenhei­ten nutzt, um sich zu verkleiden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany