Augsburger Allgemeine (Land West)

U Bahn Schubser bereut

Prozess Ein 37-Jähriger soll einen 87-jährigen Senior zu Fall gebracht haben. Der Mann stirbt

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München

Ein 37 Jahre alter Mann hat vor dem Landgerich­t München I die Verantwort­ung für eine U-Bahn-Schubserei mit tödlichem Ausgang übernommen. „Ich wollte mich entschuldi­gen. Es tut mir wahnsinnig leid“, sagte der Angeklagte zu Prozessauf­takt am Donnerstag. „Ich wollte zu keiner Zeit, dass das so ausgeht und dass das passiert.“Der Vorfall mache ihm „schwer zu schaffen“.

Dem Mann wird vorgeworfe­n, im Juni 2016 im Münchner U-Bahnhof Marienplat­z einen 87-Jährigen nach einem Wortgefech­t heftig geschubst zu haben. Zuvor war es zu einer Drängelei an einer Türe eines Zuges gekommen. Der Senior schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf und erlitt eine Platzwunde sowie ein Schädelhir­ntrauma. Er starb rund drei Monate später an den Folgen seiner Verletzung­en. Laut Staatsanwa­ltschaft half der Angeklagte dem verletzten Mann noch auf und setzte ihn auf eine Bank. Dann aber soll er versucht haben, in die U-Bahn zu fliehen. Ein anderer Fahrgast hielt ihn aber auf.

Verteidige­r Michael Pösl erklärte im Namen seines Mandanten, dass dieser sich nur noch „schemenhaf­t“an den Vorfall erinnern könne. Gemeinsam habe man das Geschehen mühsam rekonstrui­ert. Der Facharbeit­er für Lagerlogis­tik sei seit fast zwanzig Jahren drogenabhä­ngig und habe zum Tatzeitpun­kt unter Einfluss von Psychophar­maka und eines Suchtersat­zstoffes gestanden. So habe er den 87-Jährigen angeblich erst wahrgenomm­en, als dieser ihn an einem Arm gepackt habe. Das habe er als Drängelei empfunden. Daraufhin habe der Angeklagte eine „Wischbeweg­ung“gemacht, durch die der Senior zu Fall gekommen sei. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 37-Jährigen dagegen vor, den Senioren weggeschub­st zu haben, um sich schneller in die U-Bahn zu drängeln. Er habe dabei erkannt, dass die Schutzrefl­exe des 87-Jährigen aufgrund seines Alters eingeschrä­nkt waren. Das bestritt der Angeklagte über seinen Verteidige­r: Das Alter des Mannes sei ihm nicht bewusst gewesen, denn dieser habe jugendlich gewirkt und jugendlich­e Kleidung getragen. Die Initiative, gleich nach dem Vorfall in die U-Bahn einzusteig­en, sei von der damaligen Freundin des Angeklagte­n ausgegange­n. Der 37-Jährige geriet nach eigenen Aussagen mit 15 Jahren „auf die schiefe Bahn“. Seitdem konsumiert­e er Drogen.

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