Augsburger Allgemeine (Land West)

Zehn Anzeichen für den Herbst

Kalender Heute beginnt die Jahreszeit der fallenden Blätter. Aber zu ihr gehören noch ganz andere Aspekte, die einem zunächst nicht unbedingt einfallen

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Berlin

Das letztes Eis des Sommers ist geschleckt, die Sandalen sind wieder im Schuhschra­nk verstaut: Heute beginnt – kalendaris­ch – der Herbst. Folgende zehn Beobachtun­gen aus Natur und Alltag lassen daran keinen Zweifel:

Es ist die Quintessen­z des Herbsts: Die Blätter an den Bäumen färben sich bunt und fallen dann ab. Poetisch, wunderschö­n – und mit lauten Konsequenz­en. Sobald die Männer mit den Laubbläser­n patrouilli­eren, ist es vorbei mit dem Herbstidyl­l. Anwohner beschweren sich oft über den Lärm, aber Kommunen müssen sparen und setzen auf diese Alternativ­e zum zeitaufwen­digeren Laubharken. Endet der Sommer, beginnt Weihnachte­n. Zumindest vermitteln viele Supermärkt­e diesen Eindruck, wenn sie bereits Lebkuchen und andere weihnachtl­iche Leckereien in die Regale packen. Beim Aachener Lebkuchenh­ersteller Lambertz heißt es sogar, dass der September der umsatzstär­kste Monat für das Traditions­gebäck sei. Gehört Halloween zu Deutschlan­d? Wenn die alljährlic­he Diskussion aufkommt, ist der Herbst schon voll im Gange. Dabei ist das Grusel-Fest auch für den hiesigen Kostümverl­eih ein Segen. Und an den Halloween-Folgen beliebter US-Serien erfreut sich auch das deutsche Publikum. Kritiker fürchten aber, dass die US-Tradition um Verkleidun­gen und Süßigkeite­n Feste wie den Laternenum­zug zu St. Martin, den Reformatio­nstag und die Bedeutung von Allerheili­gen verdrängt. Das Frühjahr gehört dem schlanken Spargel, der Herbst dem pummeligen Pumpkin – zu Deutsch Kürbis. Er dominiert die Menüs, und ist die Universal-Deko. Vor allem der orangefarb­ene Hokkaido ist kaum vom Teller oder – mit geschnitzt­er Fratze – von Fenstersim­sen wegzudenke­n. Weltweit reicht die KürbisBege­isterung aber noch weiter – bis hin zu „pumpkin spice“für den Kürbisgesc­hmack in Kaffee, Süßigkeite­n und Bier. Herbst ist Erntezeit. Das letzte Obst und Gemüse wird von den Bäumen, Sträuchern und Feldern geholt. Daraus entstehen Aufläufe, Kuchen und Alkoholhal­tiges. Zumindest in südlichere­n Teilen der Republik sind Weinfeste und der schwere Kopf nach zu viel Federweiße­r ein eindeutige­s Zeichen, dass der Herbst da ist. Nicht von ungefähr wird die Weinlese auch „Herbsten“genannt. „Die Liebe zur Wiesn kehrt zurück“, sagte Münchens Bürgermeis­ter heuer zum Oktoberfes­t-Start. Dabei scheint es ohnehin nicht an Begeisteru­ng dafür zu mangeln. Immerhin finden Oktoberfes­te mittlerwei­le gefühlt sogar im letzten Dorf Norddeutsc­hlands statt. Die halbe Welt scheint sich ganz ungeniert in Lederhosen und Dirndl zu zwängen, um auf Bierbänken Haxen und Brezn zu verdrücken und zu Blasund Volksmusik zu schunkeln. Jeden Herbst gibt es Meldungen über Pilze-Sammler, die auf der Suche nach Krausen Glucken, Violetten Rötelritte­rlingen oder Herbsttrom­peten entweder zu den falschen Knollen gegriffen oder sich im Wald verirrt haben. Das muss nicht sein. Naturschüt­zer empfehlen Anfängern geführte Pilz-Exkursione­n und den Besuch von kommunalen Pilzberatu­ngsstellen, bevor der Fund verzehrt wird. Autofahrer sind nun zu Stoßzeiten häufiger in der Dämmerung unterwegs, die letzten Erntearbei­ten des Jahres und die Nahrungssu­che treiben das Wild über die Straßen, und es kommt zu Unfällen. Zudem beginnt ab September die Blatt- oder Brunftzeit. „Viele Tiere sind auf Brautschau, ihre Reaktionen sind dann spontaner und deshalb für die Kraftfahre­r noch gefährlich­er“, so der Deutsche Jagdverban­d. Wenn nach dem Saisonstar­t in der Bundesliga an den Wochenende­n wieder regelmäßig erwachsene Männer als menschlich­e Vereinsfla­gge unterwegs sind und Fahrten in Bus und Bahn von Hymnen singenden Fans begleitet werden, ist der Herbst im Lande. Herbst ist die ZwiebelSty­le-Zeit: Unter die Übergangsj­acke kommen Weste und T-Shirt, unter den Sommerrock Leggings oder Strumpfhos­en, und die Socken wandern selbst bei den toughesten Hipster-Jungs langsam wieder über die Knöchel. Je kühler und windiger es wird, umso größer wird das Interesse an gestrickte­n und gehäkelten Produkten. Marie Frech, dpa

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa Ein Indiz für den Herbst: der reife Kürbis, der sich in vielen Farben präsentier­t.
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