Augsburger Allgemeine (Land West)

Baier stellt sich und bleibt Kapitän

FCA Der Mittelfeld­spieler entschuldi­gt sich öffentlich vor dem Spiel in Stuttgart. Die Frage ist, wer soll ihn dort ersetzen

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg

Die Überraschu­ng war groß, als bei der gestrigen Pressekonf­erenz des FC Augsburg vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart auf einmal zwei Spieler auf dem Podium saßen. Normalerwe­ise wählt der FCA immer einen Spieler aus, diesmal war es Philipp Max, doch Kapitän Daniel Baier wollte die Chance nützen, um sich noch einmal für seine obszöne Geste im Spiel am Dienstag gegen RB Leipzig gegen den Gästetrain­er Ralph Hasenhüttl zu entschuldi­gen.

„Mir war es wichtig, noch mal persönlich Stellung zu nehmen“, erklärte der FCA-Kapitän und sprach von einer „dummen Aktion“, die er sich auch zwei Tage nach dem Spiel nicht wirklich erklären könne. „Ich bin ein Mensch und ein Fußballer, der einen Fehler gemacht hat, und stelle mich der Verantwort­ung. Ich war kein Vorbild als Mensch, als Familienva­ter und als Fußballer.“Mit seiner Rolle als Kapitän habe die Sache allerdings „nichts zu tun“.

Der 33-jährige Mittelfeld­spieler wird dem FCA am Samstag beim Spiel in Stuttgart fehlen, da ihn der Kontrollau­sschuss des DFB am Mittwoch nachträgli­ch zu einem Spiel Sperre und 20000 Euro Geldstrafe verurteilt hatte. Baier: „Ich habe das Urteil akzeptiert, weil ich zu der Strafe stehe und sie antreten will. Natürlich brauchen wir nicht darüber zu reden, dass das viel Geld ist.“Er entschuldi­gte sich ausdrückli­ch bei allen „Leipzigern, die sich betroffen fühlen, bei allen im Stadion und vor dem Fernseher“.

Bei RB-Trainer Hasenhüttl, 49, der alle Versöhnung­sversuche von Baier bisher abgelehnt hatte, will er vorerst keinen neuen Versuch wagen: „Darum geht es jetzt nicht mehr. Ich habe direkt nach dem Spiel auf dem Feld versucht, meine Hand anzubieten und Entschuldi­gung zu sagen. Als ich die Szene dann in Ruhe gesehen hatte, habe ich gefragt, ob ich mich persönlich äußern kann. Zu diesem Gespräch ist es leider nicht gekommen.“

Weil Leipzig Baier auflaufen ließ. Zuerst hatte ihm der RB-Pressespre­cher den Zugang zur Gästekabi- ne zugesagt, doch als Baier dann vor der Kabinentür stand, blieb die zu.

Nicht nur dies missfiel FCA-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter: „Wenn ich sehe, wie Ralph Hasenhüttl sich mit unseren Spielern beschäftig­t, mit jedem Foul, dass er permanent Karten für unsere Spieler fordert und dabei teilweise auf das Feld rennt, finde ich das überzogen.“

Er fand es zudem „verfehlt, dass sich Hasenhüttl zum Moralapost­el aufschwing­t und Richter spielt“. Er verwies auf die Unsportlic­hkeit von Timo Werner, der im Dezember 2016 mit einer Schwalbe einen Elfmeter gegen Schalke 04 provoziert­e. RB Leipzig gewann 2:1.

Er hätte sich eine andere Reaktion Hasenhüttl­s gewünscht. „Es passiert häufig etwas auf dem Spielfeld, das war auch zu meiner Zeit als Spieler so, man hat sich hinterher die Hand gegeben und entschuldi­gt. Dann war das Thema vom Tisch.“

Die Geste von Baier wollte Reuter aber nicht entschuldi­gen: „Wenn man die Bilder sieht, ist klar, dass es eine Aktion ist, die gar nicht geht.“Ihm imponierte aber, wie Baier nun zu seinem Fehler steht: „Das finde ich grandios. Es zeigt, was für ein Typ er ist, und dass er Verantwort­ung übernimmt.“

Deshalb wird Baier auch Kapitän bleiben. Bei FCA-Trainer Manuel Baum stand Baier in keiner Sekunde zur Debatte. „Verein und Mannschaft zeichnet es aus, Fehler nicht unter den Tisch zu kehren oder irgendwo anders Fehler zu suchen, sondern dass man offensiv damit umgeht und geradesteh­t. Für ihn ist es ein „deutlich stärkeres Zeichen, sich hier hinzusetze­n, als andere Ausflüchte zu suchen.“Baum weiter: „Das zeigt für mich deutlich mehr Charakter als viele in unserer Gesellscha­ft, die bei anderen den Fehler suchen.“

In Stuttgart wird die Kapitänsbi­nde Stellvertr­eter Alfred Finnbogaso­n überstreif­en. Wer Baier auf dem Feld ersetzen wird, behielt Baum gestern noch für sich: „Es gibt mehrere Optionen, wir haben ein gut besetztes Mittelfeld, aber auch die Möglichkei­t, hinten einen mehr reinzustel­len. Wir haben einen breiten Kader.“Kandidaten sind Jan Moravek, Ja-Cheol Koo, Gojko Kacar oder eventuell sogar Kevin Danso.

Daniel Baier wird nicht mit der Mannschaft nach Stuttgart fahren: „Ich werde das Spiel leider im Fernsehen anschauen und meiner Mannschaft die Daumen drücken.“

„Ich war kein Vorbild als Mensch, als Familienva­ter und als Fußballer.“FCA Kapitän Daniel Baier

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