Augsburger Allgemeine (Land West)

Posse um DFB Sitz

Gerichtsst­reit Galopprenn­klub will nicht weichen. Zwangsräum­ung mit Hinderniss­en

- VON ARNE BENSIEK

Frankfurt am Main

Die Gerichtsvo­llzieherin kommt in Begleitung von Polizisten. Niemand kann Widerstand ausschließ­en. Zu lange und zu heftig ist über das Grundstück der Frankfurte­r Galopprenn­bahn gestritten worden. Doch als am Donnerstag­vormittag die erbitterte­n Widersache­r von Stadt und Rennklub aufeinande­rtreffen, bleibt es friedlich. Es scheint, als sei der Streitfall geklärt: Laut einem Beschluss des Bundesgeri­chtshofs (BGH) vom Mittwoch kann die Stadt Frankfurt das 15 Hektar große Rennbahnge­lände räumen lassen und damit den Weg freimachen für den neuen Hauptsitz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Die DFB-Akademie, ein nationales Ausbildung­szentrum, sollte längst im Bau sein. Ein Volksentsc­heid zur Rennbahn sowie mehr als ein Dutzend Gerichtspr­ozesse haben die Planung gehörig verschoben. Der Rennklub hält die Kündigung des Pachtvertr­ages für nicht rechtens. Der DFB hatte zwischenze­itig sogar durchblick­en lassen, er erwäge einen Abschied aus Frankfurt. Daher haben es die Dezernente­n Markus Frank und Jan Schneider (beide CDU) an diesem Tag auch eilig, die Schlösser der Gebäude und Zugänge der Rennbahn austausche­n zu lassen.

Als ein Mitarbeite­r eines Schlüsseld­ienstes mit speziellem Gerät zur Tat schreitet, sieht es aus, als sei das letzte Gefecht geschlagen und das Aufbäumen des Rennklubs beendet. In der Geschäftss­telle des Vereins übergibt Schatzmeis­ter Carl Philip Graf zu Solms der Gerichtsvo­llzieherin die Schlüssel.

Dann allerdings präsentier­t er der Beamtin einen Mietvertra­g, der auch die Vertreter der Stadt überrascht: Zwei kleine Gebäude am Rande der Rennbahn – das Quotenhaus und ein Pavillon namens Sarottihäu­schen – seien demnach nicht Teil des Pachtvertr­ages gewesen. Das denkmalges­chützte Sarottihäu­schen etwa gehöre seiner Mutter, erklärt der Graf. Das Eigentumsv­erhältnis sei unbestritt­en, eine Zwangsräum­ung dieses Gebäudes somit ausgeschlo­ssen.

Uneinigkei­t herrscht am Donnerstag darüber, was die neuerliche Wendung für die Zukunft des Rennbahnge­ländes bedeutet. „Ohne uns wird es keine DFB-Akademie geben“, ist Rennklub-Sprecher Solms überzeugt. Er gehe davon aus, dass der DFB seine Pläne nicht verwirklic­hen könne, sollten die Gebäude stehen bleiben. Außerdem werde der Rennklub den Rechtsstre­it bis vor das Bundesverf­assungsger­icht tragen, sollte er mit der beim BGH anhängigen Revision keinen Erfolg haben.

In den bisher unbekannte­n Eigentumsv­erhältniss­en sieht Frankfurts Liegenscha­ftsdezerne­nt Jan Schneider kein Problem: „Es handelt sich nicht um einen notarielle­n Kaufvertra­g, also kann es nicht um Grund und Boden gehen.“Jetzt, wo die Stadt das Hausrecht auf dem Gelände habe, sei auch der größte Schritt Richtung DFB-Akademie gemacht. Für den Abriss der Rennbahn-Tribüne gebe es zeitnah eine öffentlich­e Ausschreib­ung.

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Foto: Rumpenhors­t/dpa Das Geländer der Frankfurte­r Galopp rennbahn, auf dem der neue Hauptsitz des Deutschen Fußball Bundes (DFB) entstehen soll.

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