Augsburger Allgemeine (Land West)
Dann lieber Salami!
Wahlkrampf
Es wird Zeit, dass dieser Wahlk(r)ampf zu Ende geht, finden Sie nicht auch? Wer weiß, was wir sonst noch alles erfahren müssen! Dass wir Bild-Schlagzeilen lesen wie diese: „Merkel verrät, wie viel Schokolade sie isst ... und verspricht, die nächsten vier Jahre zu regieren.“Wie viel Schokolade die Kanzlerin isst? „Ich mag nicht so gerne Schokolade. Deshalb: in der Woche ein Stück! Aber ich habe andere Laster! Ich esse lieber Salami.“
Zuvor hatte sie bereits der Bunten das Geheimnis ihrer „hochgelobten Kartoffelsuppe“verraten: „Ich zerstampfe die Kartoffeln immer selbst mit einem Kartoffelstampfer und nicht mit der Püriermaschine. So bleiben in der Konsistenz noch immer kleine Stückchen übrig.“
Wenn sich Politiker so äußern, hat der Wahlkampf seine heiße Phase erreicht. Ob Merkel aber damit noch Stimmen holt? Vor vier Jahren ging es vor der Bundestagswahl übrigens um Streuselkuchen. „Sie macht ihm immer zu wenig Streusel auf den Kuchen“, schlagzeilte das Boulevardblatt B.Z. und schrieb: „Mein Mann beschwert sich selten“, so CDU-Chefin Angela Merkel. „Nur auf dem Kuchen sind ihm immer zu wenig Streusel. Er ist halt Konditorensohn.“
Was ich ebenfalls nicht wissen wollte, aber aus einem Vice-Interview von AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel erfuhr, stammt aus ihrer Antwort auf die Frage: „Wie erklären Sie Ihren Kindern den Nationalsozialismus?“ Sie sagte: „Unser Ältester, der ist ja fast fünf, der hat das Konzept schon verstanden, dass Hitler ein ganz, ganz schlimmer Mensch gewesen ist. Wir haben ein Tyrannen-Quartett zu Hause und da ist Hitler die meistbietende Karte.“
Dann lieber Salami und Streuselkuchen, meine ich! Das TyrannenQuartett jedenfalls ist ein Kartenspiel. Wie das Auto-Quartett. Wer mehr PS hat, bekommt die Karte/n des/der Mitspieler/s. Beim Tyrannen-Quartett des Unternehmens WeltQuartett etwa steht auf Hitlers Karte unter Geburtsjahr oder Herrschaftsdauer: „Todesopfer: 55 Millionen“. Der Geschäftsführer erklärte Spiegel Online: „Die Spiele richten sich an erwachsene, denkfähige Menschen, die wenigstens ein Mindestmaß an Reflexionsvermögen besitzen.“Das böse Spiel mit den Tyrannen ist Satire. Und dieser Wahlkampf bald Geschichte.
Und mit ihm Merkels „Streuselkuchenphase“(Robin Alexander,
Die Welt) sowie weitere „Geständnisse“. Zum Beispiel jenes von Merkels SPD-Herausforderer Martin Schulz, der im Interview mit Youtubern sagte: „Ich habe mal so mitten in einer durchzechten Nacht ... ein Paket Waschpulver ins Freibad geschüttet.“Ein Satz, der einem zu denken geben kann.