Augsburger Allgemeine (Land West)

Dann lieber Salami!

- VON DANIEL WIRSCHING

Wahlkrampf

Es wird Zeit, dass dieser Wahlk(r)ampf zu Ende geht, finden Sie nicht auch? Wer weiß, was wir sonst noch alles erfahren müssen! Dass wir Bild-Schlagzeil­en lesen wie diese: „Merkel verrät, wie viel Schokolade sie isst ... und verspricht, die nächsten vier Jahre zu regieren.“Wie viel Schokolade die Kanzlerin isst? „Ich mag nicht so gerne Schokolade. Deshalb: in der Woche ein Stück! Aber ich habe andere Laster! Ich esse lieber Salami.“

Zuvor hatte sie bereits der Bunten das Geheimnis ihrer „hochgelobt­en Kartoffels­uppe“verraten: „Ich zerstampfe die Kartoffeln immer selbst mit einem Kartoffels­tampfer und nicht mit der Püriermasc­hine. So bleiben in der Konsistenz noch immer kleine Stückchen übrig.“

Wenn sich Politiker so äußern, hat der Wahlkampf seine heiße Phase erreicht. Ob Merkel aber damit noch Stimmen holt? Vor vier Jahren ging es vor der Bundestags­wahl übrigens um Streuselku­chen. „Sie macht ihm immer zu wenig Streusel auf den Kuchen“, schlagzeil­te das Boulevardb­latt B.Z. und schrieb: „Mein Mann beschwert sich selten“, so CDU-Chefin Angela Merkel. „Nur auf dem Kuchen sind ihm immer zu wenig Streusel. Er ist halt Konditoren­sohn.“

Was ich ebenfalls nicht wissen wollte, aber aus einem Vice-Interview von AfD-Spitzenkan­didatin Alice Weidel erfuhr, stammt aus ihrer Antwort auf die Frage: „Wie erklären Sie Ihren Kindern den Nationalso­zialismus?“ Sie sagte: „Unser Ältester, der ist ja fast fünf, der hat das Konzept schon verstanden, dass Hitler ein ganz, ganz schlimmer Mensch gewesen ist. Wir haben ein Tyrannen-Quartett zu Hause und da ist Hitler die meistbiete­nde Karte.“

Dann lieber Salami und Streuselku­chen, meine ich! Das TyrannenQu­artett jedenfalls ist ein Kartenspie­l. Wie das Auto-Quartett. Wer mehr PS hat, bekommt die Karte/n des/der Mitspieler/s. Beim Tyrannen-Quartett des Unternehme­ns WeltQuarte­tt etwa steht auf Hitlers Karte unter Geburtsjah­r oder Herrschaft­sdauer: „Todesopfer: 55 Millionen“. Der Geschäftsf­ührer erklärte Spiegel Online: „Die Spiele richten sich an erwachsene, denkfähige Menschen, die wenigstens ein Mindestmaß an Reflexions­vermögen besitzen.“Das böse Spiel mit den Tyrannen ist Satire. Und dieser Wahlkampf bald Geschichte.

Und mit ihm Merkels „Streuselku­chenphase“(Robin Alexander,

Die Welt) sowie weitere „Geständnis­se“. Zum Beispiel jenes von Merkels SPD-Herausford­erer Martin Schulz, der im Interview mit Youtubern sagte: „Ich habe mal so mitten in einer durchzecht­en Nacht ... ein Paket Waschpulve­r ins Freibad geschüttet.“Ein Satz, der einem zu denken geben kann.

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