Augsburger Allgemeine (Land West)

Alles mit der Kettensäge

Ausstellun­g Der Bildhauer Clemens Heinl mit Skulpturen und Bildobjekt­en in der Atelier-Galerie Oberländer

- VON HANS KREBS

Fast fünf Jahrzehnte betreibt Konrad Oberländer seine Atelier-Galerie, aber eine solche Menagerie hatte er noch nicht beisammen: Drei Hühner, zwei Katzen, eine Ziege und ein Ziegenbock, dazu einige Ratten am Boden und Fliegen an der Wand. Mittendrin sitzt eine Frau mit ihrer Handtasche an einem runden Tisch, gedeckt mit weißem Tischtuch, einer Kaffeekann­e, einer gefüllten Kaffeetass­e und einem Kuchentell­er mit Tortenstüc­k.

Wie das alles zusammenhä­ngt, darf sich jeder selbst ausdenken. Eindeutig sind jedoch Schöpfer und Schöpfungs­akt: Clemens Heinl, 1959 in Schwabach geboren und dort auch ansässig, hat die seltsame Assemblage gefertigt, jedes Objekt aus einem Stück Holz (so auch der Tisch samt Gedeck) und das unter fast ausschließ­licher Verwendung der Kettensäge. Dass er mit diesem groben Werkzeug sogar physiognom­ische Genauigkei­t erzielt, hat er bei Oberländer schon 2006 gezeigt und so auch den Galeristen porträtier­t. Die Spuren der Kettensäge verleihen den Figuren eine besondere Realität, als seien sie aus einem Atelier des deutschen Expression­ismus hervorgega­ngen, perfekt und scheinbar unfertig zugleich.

Perfektion ist Clemens Heinl anerzogen, hat er doch zehn Jahre als ausgebilde­ter Orthopädie­mechaniker gearbeitet, bevor er 1986 sein Studium der Bildhauere­i an der Nürnberger Kunstakade­mie begann. Als Künstler sieht er sich in der Tradition von Wilhelm Uhlig, dessen Meistersch­üler er war, und Hans Wimmer, dessen Schüler Uhlig war. Das früheste Stück bei Oberländer ist ein kurz nach Heinls Akademieze­it entstanden­er Menschento­rso aus bemaltem Holz (1994). Er gibt quasi die Entwicklun­g vor, wobei sich Heinl zur Akzentuier­ung auch der Bronze bedient. In der Ausstellun­g weisen drei hölzerne Ganzfigure­n bronzene Hände und Köpfe auf. Aber eindeutig herrscht Holz vor, auch bei den gezeigten sieben Bildobjekt­en. Sie bestehen zumeist aus Sägestücke­n, deren Oberfläche­nstruktur Heinl durch Farbauftra­g als Landschaft­slinien erscheinen lässt. Das Sägestück schafft Impression.

Zu erwähnen ist, dass sich Konrad Oberländer zur Auswahl der Exponate nach Franken begeben hat – zu einem ehemaligen Industrier­aum in Schwabach, wo Clemens Heinl genug Platz hat, um Stammholz zu lagern und daraus seine Skulpturen zu schneiden. Oberländer sah sich um und fasste die Idee, einige der Werkstücke in seiner Galerie zu der Sitzgruppe mit alter Frau und Tieren zusammenzu­stellen. Und so geschah es. O

in der Atelier Galerie Ober länder in Leitershof­en (Schloßstra­ße 52) bis 28. Oktober, Freitag und Samstag 15 18 Uhr. Tel. 0821/43 18 59

Laufzeit

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Foto: hks Clemens Heinl bei seiner hölzernen Sitzgruppe mit alter Frau und etlichen Tieren, wie sie in der Atelier Galerie Oberländer zusammenge­stellt ist.

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