Augsburger Allgemeine (Land West)
Neue Linie 3 nach Königsbrunn wird teurer
Verkehr Bisher war von 34 Millionen Euro die Rede, die Stadtwerke sprechen jetzt von bis zu 40 Prozent Verteuerung. Den Haunstetter Bürgern ist vor allem wichtig, dass sie eine gute Bus-Anbindung an die Tram haben
Augsburg/Königsbrunn
Jahrzehnte nach Beginn der ersten Diskussionen könnte der Bau der Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn in frühestens einem Jahr beginnen. Gerechnet wird mit zwei Jahren Bauzeit. Die Stadtwerke wollen demnächst ihre Pläne zur Genehmigung bei der Regierung von Schwaben einreichen. Allerdings wird das Projekt womöglich teurer als geplant: Die zuletzt genannten 34 Millionen Euro Baukosten könnten um bis zu 40 Prozent überschritten werden, so die Stadtwerke.
Die 34 Millionen Euro fußen laut Stadtwerken auf zwei älteren Machbarkeitsstudien. Inzwischen scheint man bei den Stadtwerken schon aufgrund der Baupreissteigerungen nicht mehr der Meinung zu sein, diesen Betrag halten zu können. Man arbeite mit Hochdruck an einer genaueren Kostenschätzung, so Stadtwerke-Projektleiter Martin Müller. Ein Kostenkorridor von 40 Prozent sei bei solchen Projekten in dieser Phase aber nicht unüblich. „Wir stecken da in einem Dilemma: Wir sollen bei Beginn eines Projekts Aussagen zu den Kosten machen, obwohl es noch keine Planung gibt. Auf diese Aussage aus der allerersten Phase werden wir Jahre später noch festgenagelt“, so Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU).
Die Finanzierung scheint aber nicht gefährdet. Der Zuschuss von 83 Prozent durch Bund und Land erhöhe sich bei Verteuerungen, sodass die Stadtwerke Mehrkosten nicht alleine auffangen müssten, so Gribl. Und angesichts des hohen Kosten-Nutzen-Faktors sei für Verteuerungen noch Luft, ohne dass Zuschüsse wackeln.
Wie berichtet soll die Straßenbahn von der Inninger Straße aus um 4,6 Kilometer nach Süden bis zum Königsbrunner Busterminal werden. Es sind ab der Inninger Straße sieben Haltestellen geplant. Fahren soll die Tram auf dem Teilstück bis Königsbrunn im 15-Minuten-Takt. Die Fahrzeit von Königsbrunn ins Augsburger Zentrum liegt etwa bei einer halben Das ist gleich viel wie momentan der Bus benötigt, sofern er nicht im Stau auf der B 17 steht. Die Tram binde unterwegs die Uni oder den Bahnhalt in der Haunstetter Straße an, warb Stadtwerke-Chef Walter Casazza. Er hält es für denkverlängert bar, zu Spitzenzeiten auch bestimmte Trams auf die Strecke zu schicken, die ab Königsbrunn nur ausgewählte Haltestellen bedienen, um Zeit zu sparen. „Soweit sind wir im Konzept aber noch nicht.“Auch was die Tarifzone betrifft (KönigsStunde. brunn liegt außerhalb der künftigen Kombizone 10/20) müsse man noch sehen. Das Thema könnte auf die Tagesordnung kommen, wenn die zum Jahreswechsel in Kraft tretende AVV-Tarifreform nach zwei Jahren auf den Prüfstand kommt.
Die Stadtwerke werden auf Drängen der Stadt aus Gründen des Lärmschutzes erstmals ein hoch-liegendes Rasengleis verwenden – dabei „versinken“die Schienen in einem Rasen-Gleisbett. Gleichwohl haben die Planungen nicht nur Freunde. So gibt es eine Unterschriftenliste rund um die Brahmsstraße, die eine Verlagerung der Haltestelle fordert, wie bei einer Info-Veranstaltung von Stadt und Stadtwerken am Mittwochabend bekannt wurde. „Wir werden Lärm haben durch Straßenbahnen und das Piepsen der Türen“, so ein Anwohner. Die Stadtwerke hielten Anlieger hin – man gebe sich dialogbereit, tue aber nichts. Bei den Stadtwerken verweist man darauf, dass der Standort für Fußgänger besser erreichbar sei. Die Thematik wird im Rahmen des Genehmigungsverfahrens noch mal erörtert werden.
Die Stadtwerke rechnen auf der Verlängerungsstrecke mit 10 000 Fahrgästen täglich (3500 aus Augsburg, 6500 aus Königsbrunn). Das geplante Neubaugebiet Haunstetten Südwest ist dabei nicht berücksichtigt. Gleichwohl wird die Straßenbahn nicht 10 000 „neue“Fahrgäste für den Nahverkehr bringen: Eingerechnet sind dabei etwa die Fahrgäste des Schnellbusses 740 aus Königsbrunn, der mit Eröffnung der Tramlinie eingestellt wird.
Deutlich wurde bei dem InfoAbend auch, dass die Haunstetter eine gute Busanbindung an die Straßenbahn wünschen. Ansonsten sei die Tram für Bewohner von Haunstetten-Ost zu weit entfernt. Laut Casazza werde man entsprechende Querverbindungen schaffen.