Augsburger Allgemeine (Land West)
Augsburg präsentiert sich als Filmstadt
Tour Regisseure und Autoren waren unterwegs, um nach Drehorten oder Geschichten zu suchen. Was ihnen besonders gut gefallen hat und welche Streifen bereits hier entstanden sind
Das Wasserwerk am Hochablass oder die Fuggerei als Drehorte für Kinofilme? Marei Wenzel und Ute Platzer könnten sich das im Fall der Fuggerei gut vorstellen. Sie arbeiten als freiberufliche Locationscouts, sie suchen für Filmagenturen die perfekten Drehorte. In Augsburg sammeln sie auf einer Stadtführung speziell für Filmschaffende zunächst Ideen. Einen konkreten Auftrag haben sie diesmal nicht. Ute Platzer gefällt die Fuggerei besonders gut. „Die gelebten Strukturen hier sind toll, es ist nicht nur ein Museum.“Es sei faszinierend, dass eine so alte Sozialsiedlung noch in ihrer Gänze bestehe, findet auch Marei Wenzel. Sie könnte in ihren Augen einen perfekten Drehort abgeben.
Die beiden Locationscouts nehmen zusammen mit Regisseuren, Drehbuchautoren an der FilmStadttour teil. Organisiert haben sie die Regio Augsburg Tourismus GmbH und die FFF Film Commission Bayern, die Medien in Bayern fördert. Dabei besichtigte die Gruppe nicht nur die Fuggerei und das Wasserwerk, sondern auch den Bahnpark und – etwas weiter entfernt – das Fuggerschloss in Babenhausen.
Regina Thieme von der Regio Augsburg hofft, dass Augsburgs Schätze wie die Fuggerei durch Auftritte in Filmen noch bekannter werden. „Augsburg hat für fast jede Art von Film etwas zu bieten. Wir haben Gebäude aus der Renaissance, aus der Barock- und Gründerzeit“, sagt sie. Bei den Filmleuten sei der Bahnpark auf besondere Begeisterung gestoßen: „Die waren alle total begeistert von dem Areal und den Lokomotiven“. Keiner der Teilnehmer hätte verstehen können, warum der Bahnpark solche Schwierigkeiten hat. Augsburg hat neben den historischen Gebäuden noch ein weiteres Plus im Angebot, glaubt die Stadtführerin: „Augsburg kann viel möglich machen“, spielt Thie- me auf eventuelle Drehgenehmigungen an.
Für den Schriftsteller und Drehbuchautoren Su Turhan aus München ist das allerdings zweitrangig. Er sucht nicht nach konkreten Orten, sondern nach Inspiration für seine „Kommissar Pascha“-Krimis oder neue Drehbuchideen. Diese Inspiration könne alles sein, sagt Turhan. „Ein Gesicht in der Menge, oder ein zersprungenes Fenster reicht manchmal schon“. An beson- Orten wie dem Wasserwerk oder den historischen Gebäuden auf dem Areal des Bahnparks kämen die Ideen natürlich leichter. In der Fuggerei denke er spontan an einen Familienroman. Augsburg wirke auf ihn zunächst dörflich – aber der zweite Eindruck sei der einer mondänen Stadt. Und: „Um den Kräutergarten beneide ich die Augsburger wirklich, ich glaube nicht, dass wir so etwas in München haben“.
In der Vergangenheit wurden in Augsburg schon einige Filme gedreht. So tanzten die Schauspieler des Familiendramas „Buddenbrooks“durch das Gögginger Kurhaus. Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz waren für die Komödie „Der geilste Tag“im Bayernkolleg in Lechhausen. Und im Herbst 2018 wird ein weiterer Film mit Szenen in Augsburg erscheinen: die Lebensgeschichte des Fußballers Bert Trautmann. Florian Erhard, ein weiterer Teilnehmer der Filmderen tour, war während der Dreharbeiten Anfang August als Aufnahmeleiter dabei. „Da haben wir im Rosenaustadion und im Provino Club gefilmt.“Die Stadt sei während der Dreharbeiten sehr entgegenkommend gewesen, erinnert er sich. Dieses Mal findet auch er die Fuggerei am Interessantesten. Hier würden viele Ideen bei ihm entstehen, sagt Erhard, während er durch die historische Sozialsiedlung schlendert.