Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo sind die Ärzte?

Gesundheit Wir zeigen, wo die Praxen von Haus- und Allgemeine­n Fachärzten liegen. Doch womöglich trügt das Bild

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg

Wie gut ist die ärztliche Versorgung im Augsburger Land? Um dieser Frage nachzugehe­n, haben wir die aktuell vorliegend­en Angaben der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayerns (Stand 31. Januar) zu nebenstehe­nder Grafik verarbeite­t. Sie zeigt, in welchen Orten im Kreis es niedergela­ssene Ärzte gibt und welche Fachrichtu­ng ihre Praxen haben. Klar ersichtlic­h wird aus dem Schaubild, dass sich die Praxen in den Städten und im Augsburger „Speckgürte­l“massieren, während es im ländlichen Bereich sehr dünn wird. Ausnahmen sind Dinkelsche­rben und Meitingen. ● Um sie kreist derzeit die politische Diskussion. Die große Frage: Wie bekommt man junge Mediziner aufs Land, wo immer mehr Praxen auf einen Nachfolger warten? Zumindest ein Hindernis wurde im Landkreis in der jüngeren Vergangenh­eit beseitigt.

Der Zuschnitt der sogenannte­n Planungsbe­reiche wurde verändert. Waren weite Teile des Landkreise­s früher zusammen mit der Stadt Augsburg (wo es viele Ärzte gibt) in einem Gebiet, zerfällt das Augsburger Land jetzt in vier Teilbereic­he. Unmittelba­re Folge: In keinem Bereich mehr wird die Grenze von 110 Prozent Versorgung­sgrad erreicht, ab der nur noch die Übernahme bestehende­r Praxen möglich ist. Das heißt, es dürften sogar neue Praxen eröffnen, so sich denn „willige“Mediziner finden.

Und was ist ein Versorgung­sgrad? Für jede Fachrichtu­ng hat die gemeinsame Selbstverw­altung der Ärzte, Zahnärzte, Psychother­apeuten, Krankenhäu­ser und Krankenkas­sen in Deutschlan­d einen Idealwert vorgegeben, der 100 Prozent entspricht. Bei Hausärzten liegt dieser Schlüssel bei je einem Arzt für 1671 Einwohner, bei Augenärzte­n im ländlichen Bereich dagegen bei eins zu 20 664 Patienten. Konkret: 14 niedergela­ssene Augenärzte im Landkreis Augsburg ergeben einen Versorgung­sgrad von mehr als 120 Prozent. ● Hier gelten – wie gesagt – je nach Fachbereic­h unterschie­dliche Berechnung­sschlüssel, nach denen der Versorgung­sgrad festgelegt ist. Als Planungsbe­reich gilt der gesamte Landkreis. Praktisch bedeutet das: Ob sich in Meitingen ein Orthopäde niederlass­en und mit den gesetzlich­en Kassen abrechnen kann, hängt auch davon ab, wie viele Kollegen in Schwabmünc­hen praktizier­en. Zwischen beiden Orten liegen mehr als 50 Kilometer.

Unsere Grafik zeigt nicht nur, wo sich die Fachärzte massieren. Sie weist auch den Versorgung­sgrad in den einzelnen Fachrichtu­ngen aus. Ergebnis: Mit Ausnahme der Chirurgen ist der Landkreis Augsburg mit Fachärzten überversor­gt, neue

Hausärzte Allgemeine Fachärzte

sich nicht mehr niederlass­en. Doch wie deckt sich das mit den Erfahrunge­n von Patienten, die über lange Wartezeite­n klagen?

Besonders krass scheint das Missverhäl­tnis zwischen den vorgegebe- Zahlen und der Realität bei den Kinderärzt­en zu sein. Hier weist der Landkreis eine Überversor­gung von mehr als 160 Prozent auf. Dieser Wert kann unter Umständen bedeuten, dass nicht einmal mehr eine bedürfen stehende Praxis übernommen werden kann, sondern geschlosse­n werden muss, wenn ihr Inhaber aufhört. Dabei weiß die Handvoll Kinderärzt­e im Kreis schon jetzt nicht mehr, wie sie den Andrang bewältinen gen soll. Viele Praxen nehmen gar keine neuen Patienten mehr auf.

»Kommentar

Lesen Sie dazu auch einen Schwerpunk­t auf Seite 7.

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