Augsburger Allgemeine (Land West)
Wo sind die Ärzte?
Gesundheit Wir zeigen, wo die Praxen von Haus- und Allgemeinen Fachärzten liegen. Doch womöglich trügt das Bild
Landkreis Augsburg
Wie gut ist die ärztliche Versorgung im Augsburger Land? Um dieser Frage nachzugehen, haben wir die aktuell vorliegenden Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (Stand 31. Januar) zu nebenstehender Grafik verarbeitet. Sie zeigt, in welchen Orten im Kreis es niedergelassene Ärzte gibt und welche Fachrichtung ihre Praxen haben. Klar ersichtlich wird aus dem Schaubild, dass sich die Praxen in den Städten und im Augsburger „Speckgürtel“massieren, während es im ländlichen Bereich sehr dünn wird. Ausnahmen sind Dinkelscherben und Meitingen. ● Um sie kreist derzeit die politische Diskussion. Die große Frage: Wie bekommt man junge Mediziner aufs Land, wo immer mehr Praxen auf einen Nachfolger warten? Zumindest ein Hindernis wurde im Landkreis in der jüngeren Vergangenheit beseitigt.
Der Zuschnitt der sogenannten Planungsbereiche wurde verändert. Waren weite Teile des Landkreises früher zusammen mit der Stadt Augsburg (wo es viele Ärzte gibt) in einem Gebiet, zerfällt das Augsburger Land jetzt in vier Teilbereiche. Unmittelbare Folge: In keinem Bereich mehr wird die Grenze von 110 Prozent Versorgungsgrad erreicht, ab der nur noch die Übernahme bestehender Praxen möglich ist. Das heißt, es dürften sogar neue Praxen eröffnen, so sich denn „willige“Mediziner finden.
Und was ist ein Versorgungsgrad? Für jede Fachrichtung hat die gemeinsame Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland einen Idealwert vorgegeben, der 100 Prozent entspricht. Bei Hausärzten liegt dieser Schlüssel bei je einem Arzt für 1671 Einwohner, bei Augenärzten im ländlichen Bereich dagegen bei eins zu 20 664 Patienten. Konkret: 14 niedergelassene Augenärzte im Landkreis Augsburg ergeben einen Versorgungsgrad von mehr als 120 Prozent. ● Hier gelten – wie gesagt – je nach Fachbereich unterschiedliche Berechnungsschlüssel, nach denen der Versorgungsgrad festgelegt ist. Als Planungsbereich gilt der gesamte Landkreis. Praktisch bedeutet das: Ob sich in Meitingen ein Orthopäde niederlassen und mit den gesetzlichen Kassen abrechnen kann, hängt auch davon ab, wie viele Kollegen in Schwabmünchen praktizieren. Zwischen beiden Orten liegen mehr als 50 Kilometer.
Unsere Grafik zeigt nicht nur, wo sich die Fachärzte massieren. Sie weist auch den Versorgungsgrad in den einzelnen Fachrichtungen aus. Ergebnis: Mit Ausnahme der Chirurgen ist der Landkreis Augsburg mit Fachärzten überversorgt, neue
Hausärzte Allgemeine Fachärzte
sich nicht mehr niederlassen. Doch wie deckt sich das mit den Erfahrungen von Patienten, die über lange Wartezeiten klagen?
Besonders krass scheint das Missverhältnis zwischen den vorgegebe- Zahlen und der Realität bei den Kinderärzten zu sein. Hier weist der Landkreis eine Überversorgung von mehr als 160 Prozent auf. Dieser Wert kann unter Umständen bedeuten, dass nicht einmal mehr eine bedürfen stehende Praxis übernommen werden kann, sondern geschlossen werden muss, wenn ihr Inhaber aufhört. Dabei weiß die Handvoll Kinderärzte im Kreis schon jetzt nicht mehr, wie sie den Andrang bewältinen gen soll. Viele Praxen nehmen gar keine neuen Patienten mehr auf.
»Kommentar
Lesen Sie dazu auch einen Schwerpunkt auf Seite 7.