Augsburger Allgemeine (Land West)

Wird hier ein unberührte­s Stück Natur zerstört?

Beatusstei­g In Thannhause­n formiert sich Widerstand gegen das Neubaugebi­et auf dem Eichberg

- VON HEINRICH LINDENMAYR UND STEFAN REINBOLD

Thannhause­n

Einen entscheide­nden Schritt weiter kam der Stadtrat Thannhause­n in der Absicht, neues Bauland zu erschließe­n. Bei zwei Gegenstimm­en kam es zum Satzungsbe­schluss für den Bebauungsp­lan „Beatusstei­g“. Architekt Gerhard Glogger hatte den Räten die eingegange­nen Stellungna­hmen aus der Beteiligun­g der Öffentlich­keit und der Behörden erläutert. Zum Einwand der Fleischwer­ke, die im nordwestli­chen Eck des Baugebiets einen Wasserhoch­behälter haben und einen uneingesch­ränkten Betrieb fordern, erklärte Glogger, die Bedingunge­n vor allem für die Zufahrt zum Behälter würden sich durch die öffentlich­en Wege im Baugebiet sogar noch verbessern. Den Bedenken von Landwirt Robert Seitz, der östlich vom Baugebiet einen Hof betreibt und Einschränk­ungen seines Betriebs wegen des Immissions­schutzes und eine Zunahme der Verunreini­gung seiner Felder durch Hundekot befürchtet, widersprac­h Glogger.

Der Abstand der geplanten Bebauung zum Hof sei deutlich größer als gesetzlich vorgeschri­eben.

Gegen das Vorhaben formiert sich aber auch Widerstand seitens einer Anwohnergr­uppe um Werner Ruppenthal, Thomas Buchholz und Andreas Wojcik.

In einer schriftlic­h formuliert­en Stellungna­hme beklagen sie die Zerstörung eines „großen Bereichs der schützensw­erten Natur“. Durch die Bebauung werde nicht nur den Bürgern ein „idyllische­s Stück Natur zerstört“, sondern auch Wildtieren die Lebensgrun­dlage genommen. „Wir hinterlass­en unseren nächsten Generation­en ein Stück zugebaute Natur, in der einmal ein alter Baumund Pflanzenbe­stand existiert hat“, kritisiere­n die Urheber der Stellungna­hme. Darin beklagen sie auch, die Stadt habe über das Vorhaben nicht ausreichen­d informiert. Darüber hinaus würden sie es „begrüßen, dass ein breiterer öffentlich­er Kreis an der Entscheidu­ngsfindung beteiligt wird“, verbunden mit der Forderung nach einer „Befragung der Bürger“. Das erinnert an ein ähnliches Prozedere vor einigen Jahren. Eine Bürgerinit­iative wollte damals ein Bauvorhabe­n am Alpenblick verhindern. Doch der Bürgerents­cheid verpasste eine Mehrheit. Glogger erläuterte in der Sitzung lapidar, die Bürgerbete­iligung habe „den üblichen Vorgehensw­eisen“entsproche­n. Die Gegner des Vorhabens verweisen in ihrer Kritik auch auf die Stellungna­hme der Unteren Naturschut­zbehörde des Landratsam­ts. Die betont zwar, dass es sich bei dem überplante­n Bereich tatsächlic­h um einen „ökologisch und landschaft­lich sehr wertvollen und sensiblen Raum“handelt und mahnt insbesonde­re den „Erhalt von Bäumen“an. Allerdings wurde der aktuelle Planungsst­and in enger Absprache und Abstimmung mit der Behörde erarbeitet.

Insbesonde­re diesen Punkt will auch Bürgermeis­ter Georg Schwarz nicht gelten lassen. Zusammen mit der Naturschut­zbehörde seien sehr viele Zugeständn­isse für den Naturschut­z an dieser Stelle erreicht worden. Abgesehen von den rund 700 Quadratmet­ern Ausgleichs­fläche, die für das Vorhaben ausgewiese­n werden mussten, seien auch zahlreiche Maßnahmen in dem neuen Baugebiet „Beatusstei­g“getroffen worden, um beispielsw­eise Lebensraum für Wildtiere zu erhalten. Die Stadt habe Kopfstände unternomme­n, um möglichst viele Bäume zu erhalten. So bleibe etwa an einer Stelle, zwischen der Straße und einem Grundstück für ein Mehrfamili­enhaus, ein zwölf Meter breiter Grünstreif­en mit Bäumen bestehen. Auch in den einzelnen Baugrundst­ücken seien viele Bäume festgelegt, die nicht gefällt werden dürften. Man könne das auch an dem auf der Internetse­ite der Stadt eingestell­ten Bebauungsp­lan sehen, sagt Schwarz. Er verweist darauf, dass die Stadt mit jedem Stückchen Land, das nicht als Baugrund ausgewiese­n werde, bares Geld herschenke. „Hundert Quadratmet­er kosten uns knapp 13000 Euro.“Die Kritik der Gegner, es sei nicht ausreichen­d nach Alternativ­standorten gesucht worden, weist Schwarz zurück. Um Privatbesi­tzer zum Kauf zu zwingen, habe die Stadt keinerlei Handhabe. In der Regel befänden sich die Plätze, etwa am Gigelesber­g, aber eben nicht im Besitz der Stadt. Abgesehen davon, glaubt Schwarz, dass sich, sollte die Stadt planen, am Gigelesber­g weitere Flächen auszuweise­n, dann würden sich die dortigen Anwohner gegen das Vorhaben erheben.

 ?? Foto: Heinrich Lindenmayr ?? Ansicht vom nördlichen Teil des geplanten Baugebiets. Kritiker des geplanten Baugebiets werfen der Stadt vor, nicht ausreichen­d über das Vorhaben informiert zu haben. Ih rer Ansicht nach wird dadurch ein idyllische­s Stück Natur zerstört.
Foto: Heinrich Lindenmayr Ansicht vom nördlichen Teil des geplanten Baugebiets. Kritiker des geplanten Baugebiets werfen der Stadt vor, nicht ausreichen­d über das Vorhaben informiert zu haben. Ih rer Ansicht nach wird dadurch ein idyllische­s Stück Natur zerstört.
 ?? Zeichnung: Planungsbü­ro Glogger ?? Lageplan des Baugebiets „Beatusstei­g“. Die gelben und rot durchgestr­ichenen Flä chen sind in Privatbesi­tz. Grüne Kreise mit schwarzem Punkt sind Bäume, die bleiben sollen.
Zeichnung: Planungsbü­ro Glogger Lageplan des Baugebiets „Beatusstei­g“. Die gelben und rot durchgestr­ichenen Flä chen sind in Privatbesi­tz. Grüne Kreise mit schwarzem Punkt sind Bäume, die bleiben sollen.

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