Augsburger Allgemeine (Land West)
Wird hier ein unberührtes Stück Natur zerstört?
Beatussteig In Thannhausen formiert sich Widerstand gegen das Neubaugebiet auf dem Eichberg
Thannhausen
Einen entscheidenden Schritt weiter kam der Stadtrat Thannhausen in der Absicht, neues Bauland zu erschließen. Bei zwei Gegenstimmen kam es zum Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan „Beatussteig“. Architekt Gerhard Glogger hatte den Räten die eingegangenen Stellungnahmen aus der Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden erläutert. Zum Einwand der Fleischwerke, die im nordwestlichen Eck des Baugebiets einen Wasserhochbehälter haben und einen uneingeschränkten Betrieb fordern, erklärte Glogger, die Bedingungen vor allem für die Zufahrt zum Behälter würden sich durch die öffentlichen Wege im Baugebiet sogar noch verbessern. Den Bedenken von Landwirt Robert Seitz, der östlich vom Baugebiet einen Hof betreibt und Einschränkungen seines Betriebs wegen des Immissionsschutzes und eine Zunahme der Verunreinigung seiner Felder durch Hundekot befürchtet, widersprach Glogger.
Der Abstand der geplanten Bebauung zum Hof sei deutlich größer als gesetzlich vorgeschrieben.
Gegen das Vorhaben formiert sich aber auch Widerstand seitens einer Anwohnergruppe um Werner Ruppenthal, Thomas Buchholz und Andreas Wojcik.
In einer schriftlich formulierten Stellungnahme beklagen sie die Zerstörung eines „großen Bereichs der schützenswerten Natur“. Durch die Bebauung werde nicht nur den Bürgern ein „idyllisches Stück Natur zerstört“, sondern auch Wildtieren die Lebensgrundlage genommen. „Wir hinterlassen unseren nächsten Generationen ein Stück zugebaute Natur, in der einmal ein alter Baumund Pflanzenbestand existiert hat“, kritisieren die Urheber der Stellungnahme. Darin beklagen sie auch, die Stadt habe über das Vorhaben nicht ausreichend informiert. Darüber hinaus würden sie es „begrüßen, dass ein breiterer öffentlicher Kreis an der Entscheidungsfindung beteiligt wird“, verbunden mit der Forderung nach einer „Befragung der Bürger“. Das erinnert an ein ähnliches Prozedere vor einigen Jahren. Eine Bürgerinitiative wollte damals ein Bauvorhaben am Alpenblick verhindern. Doch der Bürgerentscheid verpasste eine Mehrheit. Glogger erläuterte in der Sitzung lapidar, die Bürgerbeteiligung habe „den üblichen Vorgehensweisen“entsprochen. Die Gegner des Vorhabens verweisen in ihrer Kritik auch auf die Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts. Die betont zwar, dass es sich bei dem überplanten Bereich tatsächlich um einen „ökologisch und landschaftlich sehr wertvollen und sensiblen Raum“handelt und mahnt insbesondere den „Erhalt von Bäumen“an. Allerdings wurde der aktuelle Planungsstand in enger Absprache und Abstimmung mit der Behörde erarbeitet.
Insbesondere diesen Punkt will auch Bürgermeister Georg Schwarz nicht gelten lassen. Zusammen mit der Naturschutzbehörde seien sehr viele Zugeständnisse für den Naturschutz an dieser Stelle erreicht worden. Abgesehen von den rund 700 Quadratmetern Ausgleichsfläche, die für das Vorhaben ausgewiesen werden mussten, seien auch zahlreiche Maßnahmen in dem neuen Baugebiet „Beatussteig“getroffen worden, um beispielsweise Lebensraum für Wildtiere zu erhalten. Die Stadt habe Kopfstände unternommen, um möglichst viele Bäume zu erhalten. So bleibe etwa an einer Stelle, zwischen der Straße und einem Grundstück für ein Mehrfamilienhaus, ein zwölf Meter breiter Grünstreifen mit Bäumen bestehen. Auch in den einzelnen Baugrundstücken seien viele Bäume festgelegt, die nicht gefällt werden dürften. Man könne das auch an dem auf der Internetseite der Stadt eingestellten Bebauungsplan sehen, sagt Schwarz. Er verweist darauf, dass die Stadt mit jedem Stückchen Land, das nicht als Baugrund ausgewiesen werde, bares Geld herschenke. „Hundert Quadratmeter kosten uns knapp 13000 Euro.“Die Kritik der Gegner, es sei nicht ausreichend nach Alternativstandorten gesucht worden, weist Schwarz zurück. Um Privatbesitzer zum Kauf zu zwingen, habe die Stadt keinerlei Handhabe. In der Regel befänden sich die Plätze, etwa am Gigelesberg, aber eben nicht im Besitz der Stadt. Abgesehen davon, glaubt Schwarz, dass sich, sollte die Stadt planen, am Gigelesberg weitere Flächen auszuweisen, dann würden sich die dortigen Anwohner gegen das Vorhaben erheben.