Augsburger Allgemeine (Land West)
Zeichen für den christlichen Dienst am Menschen
Sterbebegleitung Für das neue St.-Vinzenz-Hospiz in Oberhausen mit 16 Plätzen wurde der Grundstein gelegt
Augsburg Oberhausen
Die Kellerfundamente und -mauern sind schon gegossen. Jetzt trafen sich Helfer, Ehrenamtliche und Hauptamtliche des St.-Vinzenz-Hospizes zur Feier der offiziellen Grundsteinlegung und blickten gleichzeitig auch zurück auf 25 Jahre Vereinsjubiläum und 20 Jahre tätiges Engagement und Pflege für und an schwerst kranken sterbenden Menschen im Hospiz.
Der Grundstein für den Neubau des St.-Vinzenz-Hospizes in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche St. Martin soll sichtbar bleiben – im Neubau wird er im Eingangsbereich seinen Platz finden. In die Betonstele legten Oberbürgermeister Kurt Gribl und Staatssekretär Johannes Hintersberger die Grundstein-Kapsel mit einer Münze des heiligen Vinzenz von Paul, einer Zeitung vom Tage, Münzen und Plänen sowie der Chronik des St. VinzenzHospizes ein. Der Vorsitzende des St.-Vinzenz-Hospiz Augsburg e. V., Domkapitular Armin Zürn, segnete Grundstein und Bauvorhaben. Zuvor hatte Zürn im Festzelt am Standort des früheren inzwischen abgebrochenen Pfarrheims die Geschichte des und Geschichten aus dem Hospiz Revue passieren lassen. Zunächst bei Sterbenden zu Hause, seit zwei Jahrzehnten im stationären Hospiz und seit 2005 auch in Pflegeeinrichtungen wirkten über die Jahre viele hauptamtliche Kräfte und Ehrenamtliche. Zürn erinnerte an unvergessene Persönlichkeiten wie Sr. M. Arimathäa Gottal in der Betreuung und Pflege, Domkapitular Prälat Josef Heigl als langjährigen Vorsitzenden oder Weihbischof Rudolf Schmid als seinerzeit verantwortlichen Bischofsvikar und Gründungsmitglied der ersten Stunde. Verdienten Haupt- und Ehrenamtlichen überreichte er als Zeichen des Dankes Rosen. Gribl sprach sich dafür aus, dem Sterben im Leben seinen Platz zu geben. Dies sei in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich. Bewusst geworden sei ihm dies erst durch einen Besuch im bisherigen Hospiz in Hochzoll.
Pfarrer Karl Mair, früherer Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Oberhausen-Bärenkeller, freute sich besonders darüber, dass das neue Hospiz im Stadtteil Oberhausen mit seiner kleiner werdenden Zahl an Christen ein bewusstes Zeichen setzen werde für den christlichen Dienst am Menschen und in der Welt.
Zunächst scheuen sich Sterbenskranke und Angehörige vor dem ersten Schritt ins Haus, weil es ein Hineintreten in die letzte Lebensphase ist. Wer ins stationäre Hospiz kommt, ist in der Endphase einer nicht mehr behandelbaren Krankheit, oft Krebs. Zu Hause kann er nicht mehr versorgt werden. Die „Gäste“, wie sie genannt werden, darunter können auch jüngere Menschen sein, finden im Hospiz einen Ort, wo sie die letzte Phase ihres Lebens in Würde leben können, wo sie palliativ versorgt werden – das heißt vor allem schmerzlindernd – , wo sie begleitet werden und noch einmal, so gut es eben noch geht, selbstbestimmt leben können.
Das schließt nicht aus, dass hier auch mal gelacht werden kann. Aggression, Wut, Trauer, all das könne sich Bahn brechen – und auch geballt auf die Angehörigen treffen, so die Pflegefachkraft Susanne Reitz. Im Hospiz darf das seinen Raum haben. Und doch wird hier oft auch Lebensbilanz gezogen, soll das eigene Leben sich am Ende runden. Im Hospiz sind auch der enge Kontakt zu den Angehörigen und der Zuspruch wichtig.
Im Hospiz ist viel von Begleiten die Rede. „Man muss in den Tod definitiv alleine gehen, aber nicht einsam“, so Geschäftsführerin Christine Sieberth. Neben den Fachkräften tun mehr als 100 ehrenamtliche Hospizhelfer ihren Dienst – sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Das St.-Vinzenz-Hospiz ist eine katholische Einrichtung, die aber Menschen aller Weltanschauungen offen steht.
Der Bedarf an Hospizplätzen ist hoch. Jährlich erreichen das Hospiz rund 300 Anfragen. Nur die Hälfte dieser Menschen kann bisher aufgenommen werden. Der Neubau wird 16 Plätze haben.