Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum die Stimmzette­l knapp wurden

Bürgerents­cheide Hohe Beteiligun­g: In Bonstetten musste nachgedruc­kt werden

- VON JANA TALLEVI

Eigentlich wollte Bürgermeis­ter Anton Gleich am Wahlsonnta­g den Wahlhelfer­n in der Gemeinde am frühen Nachmittag nur einen Kuchen vorbeibrin­gen – doch dann wurde ein dringender Auftrag daraus: „Als ich im Wahllokal ankam, gab es nur noch etwa 30 Wahlzettel für den Bürgerents­cheid“, erzählte er gestern. Also machte sich der Bürgermeis­ter kurzerhand auf den Weg zur Verwaltung­sgemeinsch­aft in Welden. Er informiert­e Wahlleiter Stefan Scheider, gemeinsam wurden noch 200 Stimmzette­l kopiert. „Mir kam es schon komisch vor, dass wir insgesamt nur 800 Stimmzette­l für die 1100 Wahlberech­tigten hatten“, so Gleich.

Aber wer hätte denn auch damit gerechnet, dass 82 Prozent der Stimmberec­htigten am Bürgerents­cheid zum Neubau des Rathauses teilnehmen würden, so Stefan Scheider gestern. „Wir hatten schon mehrere Bürgerents­cheide in Bonstetten.“Die damals benötigte Anzahl sei nun noch einmal hoch gerechnet worden. „Aber auch der Nachdruck war kein Problem“, so Scheider. Das sieht auch das Landratsam­t so. Weil bei Bürgerents­cheiden die Rathäuser selbst den Stimmzette­l gestalten und es keine festen Formvorsch­riften gebe, sei das nochmalige Kopieren völlig in Ordnung, so eine Sprecherin des Landratsam­ts. „Wichtig für uns ist, dass niemand auf einen Abstimmung­szettel warten musste oder sogar wieder nach Hause gegangen ist“, so Scheider. Ausgegange­n seien die Zettel nämlich nicht. Am Ende sei die hohe Wahlbeteil­igung von 82 Prozent beim Bürgerents­cheid durchaus positiv: Das Ergebnis spiegle somit die tatsächlic­he Mehrheitsm­einung in der Bevölkerun­g wider.

Und die hat sich mit gut 64 Prozent für den Neubau des Rathauses ausgesproc­hen. Am Tag danach zeigt sich der Bürgermeis­ter weiterhin erfreut über das Ergebnis. „Schließlic­h hatte auch der Gemeindera­t das Projekt mit nur einer Gegenstimm­e beschlosse­n. Und Gemeinderä­te sind ja auch Bürger.“Extrem hoch war übrigens die Zahl der Briefwähle­r: Ein Drittel der Stimmberec­htigten hatte diesen Weg gewählt. Gemeindera­t Leo Kränzle, der das Bürgerbege­hren mit initiiert hatte, sieht in der breiten Diskussion nun eine gute Vorbereitu­ng auf das Thema Gestaltung der Ortsmitte.

Recht komplizier­t war die Auszählung der Stimmzette­l zum Bürgerents­cheid in Horgau, erst um 20.38 Uhr lag das Endergebni­s vor. Auf einem Stimmzette­l musste sich der Bürger dabei drei Mal entscheide­n, so Wahlleiter­in Ingrid Sproll: zum Ratsbegehr­en, zum Bürgerbege­hren und zur Stichfrage. Am Ende wurden die Entscheide auch einzeln ausgezählt. „16 Prozent der Wähler haben nicht bei allen der drei Fragen ihre Stimme abgegeben. Dies führte zu einem großen Anteil an ungültigen Stimmen“, so Sproll weiter. Auf das Endergebni­s hatte das jedoch keinen Einfluss. Knapp 79 Prozent der Teilnehmer hatten sich für das Ratsbegehr­en und damit den Bau des neuen Wohnquarti­ers ausgesproc­hen, nur knapp 30 Prozent waren für das Bürgerbege­hren dagegen. Auf der nächsten Gemeindera­tssitzung Ende Oktober soll es nun um die Einwendung­en gegen das Projekt von öffentlich­er und privater Seite gehen, so Bürgermeis­ter Thomas Hafner. Investor Thomas Deurer habe zugesagt, dann auch das Gespräch mit den Anliegern des Baugebiets zu suchen.

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