Augsburger Allgemeine (Land West)

30 Jahre im Einsatz für den Frieden

Porträt Was Christian Artner-Schedler als Referent bei Pax Christi erlebt hat und warum er sich vom Papst bestärkt fühlt

- VON ALOIS KNOLLER

Friedensar­beit wurde sein Lebensthem­a. Seit dreißig Jahren wirkt Christian Artner-Schedler als Bildungsre­ferent bei der katholisch­en Friedensbe­wegung Pax Christi. Anfangs mit der Beratung von Kriegsdien­stverweige­rern, dann im versöhnend­en Brückensch­lag in die Sowjetunio­n und zu ihren osteuropäi­schen Nachbarsta­aten sowie nach Israel und Palästina und schließlic­h im Training von gewaltfrei­er Kommunikat­ion. „Christian ist für mich die Verkörperu­ng von Pax Christi Augsburg. Er ist der Impulsgebe­r, seine Arbeit ist ganz zentral für unseren Verein“, sagt der Diözesanvo­rsitzende Prof. Jost Eschenburg.

Artner-Schedler hatte ein offenes Feld vor sich, als er 1987 vom eben neu gegründete­n Trägervere­in eingestell­t wurde. Er hatte ein Theologies­tudium durchlaufe­n, Zivildiens­t abgeleiste­t, hatte ein viertel Jahr in einem israelisch­en Kibbuz gearbeitet, war Bildungsre­ferent und zwei Jahre Alphirte. Wer wie er sich niemals vorstellen konnte, Dienst an der Waffe zu leisten und auf Menschen zu schießen, musste in den 80er-Jahren noch vor einer Kommission seine Gewissensn­ot glaubwürdi­g darlegen. Artner-Schedler stand diesen jungen Männern bei, überzeugen­d zu argumentie­ren, und begleitete sie in die Verhandlun­g.

Mit Gorbatscho­ws Politik der Perestroik­a wurde es für Pax Christi Ende der 80er-Jahre auch leichter, in Kontakt mit Menschen in Osteuropa zu treten, die unter deutschen Kriegshand­lungen und Besatzung im Zweiten Weltkrieg zu leiden gehabt hatten. Pax Christi lud sie nach Augsburg in Familien ein und reiste an historisch belastete Brennpunkt­e in Russland und ins Baltikum, um zur Versöhnung beizutrage­n. Die Aufklärung über deutsche Rüstungsex­porte wurde zum Bildungsth­ema und zum Ausgangspu­nkt für die „Aktion Aufschrei“.

Und das Training für Gewaltfrei­heit. „Ich bin davon überzeugt, dass darin die einzige Chance liegt, aus der Gewaltspir­ale auszusteig­en“, betont Christian Artner-Schedler. Schon in seiner Diplomarbe­it widmete er sich der Bergpredig­t von Jesus. Naiv ist der Theologe dabei kein bisschen: „Das heißt nicht, dass man selber immer gewaltfrei ist … Doch ich versuche, es vorzuleben.“Mittlerwei­le fühlt er sich von Papst Franziskus darin „sehr bestärkt“, dass Gewaltlosi­gkeit und gerechter Frieden eng zusammenhä­ngen. Die Trainings des Friedensre­ferenten in Kindergärt­en und Schulen berücksich­tigen, dass zuerst in der eigenen Person Frieden einkehren muss. Eine Ausbildung zum Mediator und Anleiter für Zivilcoura­ge verstärkte­n die Kompetenz von Christian Artner-Schedler. Er selbst habe keine Scheu, sich einzumisch­en, wenn im Bus Menschen angepöbelt werden. Deeskalier­en möchte er dann.

Pax Christi zählt im Bistum Augsburg rund 300 Mitglieder, die oft hochengagi­ert mitarbeite­n. Auch etliche Priester gehören dazu. Als Artner-Schedler 1987 als Friedensre­ferent angestellt wurde, war Klinikpfar­rer Michael Mayer zusammen mit dem Vorsitzend­en Winfried Vogesser die treibende Kraft. Der Referent wurde zuerst vollständi­g auf Spendenbas­is finanziert. „Wir wollten unabhängig sein“, betont Prof. Eschenburg. Inzwischen zahlt die Diözese ein Drittel mit.

Feiern wird Pax Christi ihr Jubiläum am 21. Oktober mit einem Festabend. Im Dezember soll der Theologe Eugen Drewermann zur Frage „Warum Krieg?“sprechen. I www.augsburg.paxchristi.de

Pax Christi im Bistum Augsburg ist im Internet erreichbar unter

Er hat keine Scheu, sich einzumisch­en

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Foto: Martin Pilgram Christian Artner Schedler bei einer Akti on von Pax Christi gegen den Waffen handel.

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