Augsburger Allgemeine (Land West)

Architekte­n verklagen den Markt Diedorf

Kindergart­enstreit Die Klageschri­ft ist abgeschick­t. Es geht um Geld für die Planung einer Tagesstätt­e im Ortsteil Hausen. Unterdesse­n wollen Gemeinderä­te endlich wissen, was vorgefalle­n ist. Bürgermeis­ter blockt ab

- VON JUTTA KAISER WIATREK UND JANA TALLEVI

„Wir haben die Abrechnung der Architekte­n, die wir bereits im März erhalten haben, bezahlt.“Bürgermeis­ter Peter Högg

Diedorf

Die Marktgemei­nde Diedorf muss sich auf einen Rechtsstre­it einstellen: In dieser Woche haben die Anwälte des Architektu­rbüros Petri/Tanislar Klage gegen die Gemeinde eingereich­t, bestätigt Sebastian Petri. Bei der Gemeinde eingegange­n ist sie allerdings noch nicht. Es geht um, aus Sicht der Architekte­n, ausstehend­e Zahlungen für die Planung eines Kindergart­ens im Ortsteil Hausen.

In diesem Zusammenha­ng wollen die Marktgemei­nderäte von CSU, Bürgerunio­n, Freien Wählern und Grünen – das sind neun von elf Gemeinderä­ten – endlich wissen, was sich zwischen der Verwaltung und diesen ersten Planern des neuen Kindergart­ens im Ortsteil Hausen zugetragen hat. Dazu hatten sie auf der jüngsten Sitzung des Rats den Antrag gestellt, den Schriftver­kehr zwischen dem Architektu­rbüro und der Gemeinde Diedorf endlich einsehen zu können. Die Unterlagen sollten im Rathaus für die Gemeinderä­te ausgelegt werden, so der Antrag. Dazu wird es nicht kommen: Die Mehrheit im Rat mit den Stimmen von Wir für Diedorf (WfD) und SPD lehnte ihn ab.

Wie berichtet, hatte das Büro ursprüngli­ch den Zuschlag erhalten, für die Gemeinde eine neue Kindertage­sstätte in der Nähe des Baugebiets Oggenhof im Ortsteil Hausen zu planen. Dann stiegen die Kosten – was im Laufe der Planungen deutlich absehbar war, wie Architekt Sebastian Petri im Gespräch mit der Augsburger Allgemeine­n im Sommer gesagt hatte. Das habe man dem Bürgermeis­ter auch mehrmals mitgeteilt, so Petri damals. Der Bürgermeis­ter habe das aber nicht wahrhaben wollen, so Petris Eindruck während dieser Zeit. Was zwischen Bürgermeis­ter, Architekte­n und den jeweiligen Anwälten im Schriftver­kehr besprochen und vielleicht auch schief gelaufen ist, das wollen die Gemeinderä­te nun wissen. Bisher war die Einsicht in die Unterlagen von Bürgermeis­ter Peter Högg nach Rücksprach­e mit Rechtsanwa­lt Thomas Jahn, wie er auf der Sitzung sagte, verweigert worden. Darauf gebe es kein Recht, so Högg. Diese Antwort hatten die Gemeinderä­te Andreas Köglowitz (Grüne) und Frank Wasser (Bürgerunio­n) auch schon auf ihre expliziten Nachfragen auf der Gemeindera­tssitzung im Juli erhalten. Das wollten Köglowitz und sein CSU-Kollege Horst Heinrich aber so nicht hinnehmen und erkundigte­n sich nach ihrem Recht bei der kommunalen Aufsicht im Landratsam­t. Aus der Antwort des Fachbereic­hsleiters der Kommunalau­fsicht, Johannes Bayerl, leiteten sie ab, dass sie jedoch durchaus ein Recht darauf hätten. Was aber nicht in jedem Fall stimmt, wie Bayerl nun präzisiert. Das Recht gilt nur, wenn es um ein für die nächste Sitzung anstehende­s Thema geht – nicht rückwirken­d für einzelne Gemeinderä­te. Was hinter dem Beharren der Gemeinderä­te steckt: Sie wollen wissen, ob zwischen Verwaltung und Architekte­n besprochen wurde, ob nicht vor allem auch eine gütliche Einigung möglich gewesen wäre, so Horst Heinrich. Am Ende geht es darum, wie viel der neue Kindergart­en insgesamt kostet.

Einen Ausweg könnte nun der Antrag von Daniel Fendt, Fraktionss­precher von WfD, aufzeigen. Der Rechtsanwa­lt der Gemeinde, Thomas Jahn, soll auf einer der nächsten Sitzungen einen Sachstands­bericht abgeben. Bürgermeis­ter Högg erklärte zwar zunächst, dass dies momentan keinen Sinn mache, da der gleiche Stand wie im Juli vorläge. „Wir haben die Abrechnung der Architekte­n, die wir bereits im März erhalten haben, bezahlt“, erklärte er.

Seit der Sitzung vom 18. Juli habe es keinen Schriftver­kehr mehr gegeben, sodass man davon ausgehen könne, dass dies akzeptiert und alles richtig gemacht wurde. Dennoch wurde diesem Antrag bei zwei Gegenstimm­en zugestimmt. Den Schriftver­kehr soll der Anwalt dann als Tischvorla­ge zur Einsicht dabei haben. Möglicherw­eise ist dann auch schon die Klageschri­ft darunter.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Ob die Diedorfer Gemeinderä­te Ein sicht in den Schriftver­kehr zwischen Gemeinde und Architekte­n erhalten, wird nun auf dem Rechtsweg ge klärt.

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