Augsburger Allgemeine (Land West)
Ried hübscht seine Ortskerne auf
Dorferneuerung Barrierefreiheit, Naherholung und Bewegungsangebote: Gleich vier zentrale Punkte werden vollkommen neu gestaltet. Herzstück ist der Supermarkt im Hauptort. Wie die Gemeinde dabei einen ungewöhnlichen Weg geht
Barrierefreiheit, Naherholung und Bewegungsangebote: Gleich vier zentrale Punkte werden vollkommen neu gestaltet. Herzstück ist der Supermarkt im Hauptort. Wie die Gemeinde einen ungewöhnlichen Weg bei der Dorferneuerung geht.
Wenn das Ortszentrum neu gestaltet wird, bedeutet das für eine kleine Gemeinde viel Aufwand. Ried im Süden des Landkreises Aichach-Friedberg ist zurzeit dabei, gleich vier Dorfkerne neu zu gestalten. Rund 3100 Menschen leben in dem Ort mit zwölf Ortsteilen. Bürgermeister Erwin Gerstlacher und der Gemeinderat versuchen, die Anwohner möglichst bei allen Projekten einzubinden. Zudem geht Ried bei der Umsetzung ungewöhnliche Wege.
Das größte Projekt umfasst die Neugestaltung des Zentrums des Hauptortes. Bisher wurde der Platz unweit des Rathauses durch eine hohe Betonmauer vorm höher gelegenden Friedhof geprägt. Auf dem Kiesplatz parken Autos. Teilweise herrscht Wildwuchs. Doch nun rollen die Bagger. Heute findet der Spatenstich für ein umfangreiches Projekt statt. In mehreren Schritten wird der Platz neu gestaltet. Der erste ist der Bau eines Supermarktes. Dabei geht die Gemeinde einen ausgefallenen Weg. Meist suchen Kommunen bei vergleichbaren Projekten nach einem Investor. Der kauft dann das Grundstück, zieht das Gebäude hoch, wo der Supermarkt hineinkommt. In Ried lässt die Gemeinde das Gebäude selbst errichten und vermietet es an die Kette Edeka. Bürgermeister Erwin Gerstlacher möchte das wertvolle Grundstück im Zentrum nicht hergeben. „Das bleibt in Gemeindehand“, betont er stets.
Die Kosten für den Bau liegen bei 2,65 Millionen Euro. Das Geld wird aber laut Gerstlacher durch einen 16-jährigen Mietvertrag mit dem Betreiber Edeka und einem Zuschuss aus der Städtebauförderung für die öffentlichen Parkplätze und den Vorplatz wieder reingeholt.
Nach der Verwirklichung des Supermarktes sollen rundum weitere Vorhaben umgesetzt werden. Unter Leitung eines Architekten gab es 2016 drei Zukunftswerkstätten. Teilweise kamen bis zu 150 Rieder zu den Treffen. Das entstandene Konzept sieht ein Generationenhaus mit altersgerechten Wohnungen und Arztpraxis sowie ein Naherholungsgebiet mit Grünflächen vor.
Während in der Ortsmitte die Arbeiter bald anrücken, hat sich in Hörmannsberg bereits einiges getan. Das Areal neben der Kirche ist neu gestaltet worden. Grundlage sind der Entwurf eines Landschaftsarchitekten und die Ergebnisse einer Bürgerwerkstatt. Vor dem Gotteshaus ist ein Treffpunkt mit Sitzplätzen entstanden, der bald auch einen Trinkbrunnen erhalten soll. Die Zugänge zur Kirche sind nun barrierefrei. Zudem wurde ein Bereich eingerichtet, der zum Bewegen einlädt. An Holzpfosten werden Infotafeln angebracht, die über die Ortsgeschichte informieren. Auch ein Kletterfelsen kommt noch, sagt Bürgermeister Gerstlacher.
Auch der Ortsteil Sirchenried wird aufgehübscht. Das Kriegerdenkmal vor der Kirche soll in Zukunft besser über einen Weg erreichbar sein. Daneben werden Bänke aufgestellt und neue Bäume gepflanzt. Zudem sollen auch hier Rollstuhlfahrer und Senioren mit Rollatoren in Zukunft problemlos in die Kirche kommen. „Die Sirchen- rieder waren stets mit in den Entscheidungsprozess eingebunden“, sagt Gerstlacher. Die Arbeiten sollen an eine Firma vergeben werden, wobei auch die Anwohner einen Beitrag leisten wollen.
In dem Miniortsteil Zillenberg hat die Gemeinde eine Hofstelle neben dem Feuerwehrhaus gekauft. Dort ist eine neue Bushaltestelle hingekommen und bald wird ein Spielplatz errichtet. Auch hier haben die Eltern bei der Gestaltung mitbestimmt, sagt der Bürgermeister. Doch Gerstlacher hat anscheinend noch nicht genug. Er verrät, dass er bereits den nächsten Ortskern im Blick hat. Für ein Dorferneuerungsprogramm in Baindlkirch sei ebenfalls ein Antrag beim Amt für Ländliche Entwicklung gestellt. „Dort haben wir bereits ein positives Feedback. Die Planung ist für 2018 angedacht.“