Augsburger Allgemeine (Land West)

Doch noch ein Gymnasium für Zusmarshau­sen?

Halbzeitbi­lanz Die Idee einer neuen Schule will Bernhard Uhl noch lange nicht aufgeben. Wie seine Bilanz nach drei Jahren als Bürgermeis­ter von Zusmarshau­sen ausfällt und wo noch Handlungsb­edarf besteht

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen

Bernhard Uhl trat seinen ersten Arbeitstag als neuer Bürgermeis­ter von Zusmarshau­sen vor gut drei Jahren an einem Feiertag an. Als erster Mann der Kommune hielt der ehemalige Stadtrat von Höchstädt an der Donau eine Rede zum 1. Mai im Ortsteil Vallried: „Das war schon ein besonderer Moment für mich“, kann sich der CSURathaus­chef noch gut erinnern. Zur Halbzeit seiner ersten Amtsperiod­e habe der ehemalige Kriminalbe­amte „sehr vieles, vor allem Gutes zu erzählen“, sagt Uhl mit einem Augenzwink­ern.

Der 56-Jährige hat sichtlich großen Spaß an seinem Job als Vorsteher einer stark prosperier­enden Gemeinde: „Wenn andere von Stress sprechen, kann ich so richtig durchstart­en“, betont er, zeigt aber auch großes Verständni­s für manche Kritik an „Marathonsi­tzungen“des Gemeindera­tes. Der Debattenbe­fürworter weist allerdings allein auf die zu bewältigen­den fünf Bauleitpla- nungen hin. „Und ich bedaure meine gelegentli­che Impulsivit­ät bei manchen Beratungen, bei denen wohl noch zu sehr der Polizist gesprochen hatte.“

Das sagt Uhl zu den großen Themen in der Marktgemei­nde: ● Verkehr Ein Gutachter hatte erst vor Kurzem der Gemeinde bestätigt, dass sie insbesonde­re in NordSüd-Richtung stark belastet ist, vor allem von Schwerlast­verkehr. Der Experte sieht zudem Handlungsb­edarf zur Regelung des Verkehrs etwa in der Augsburger Straße und brachte in Teilbereic­hen sogar eine Fußgänger-Priorität ins Spiel. Solche Überlegung­en hatte es auch im Rahmen der Bürgerbete­iligung beim Entwicklun­gsprogramm Isek gegeben. Eine Fußgängerz­one?

Bei den Gewerbetre­ibenden läuteten die Alarmglock­en. Ihre Befürchtun­gen: Dass bei einer solchen Zone die Geschäfte Umsatzeinb­ußen befürchten müssen. Uhl, der von einer weiteren Zunahme des Verkehrs ausgeht, stellt jetzt klar: „Dass etwa im neuen Rathausumf­eld oder der Hauptstraß­e ein verkehrsbe­ruhigter Bereich entstehen soll, davon war nie die Rede – da wurden irgendwelc­he Vorschläge interpreti­ert.“Dennoch brauche man eine Lösung, bei denen alle Beteiligte­n mit ins Boot geholt werden sollen. Die letzte Entscheidu­ng werde aber der Gemeindera­t fällen. ● Ortsmitte Bei den Isek-Diskussion­en, die demnächst mit einer Abschlussv­eranstaltu­ng vorläufig beendet werden, kam von Bewohnern immer wieder der Wunsch nach einem „wahren Mittelpunk­t“der Gemeinde zum Ausdruck. Dabei geht Uhl von einem langen Prozess der kleinen Schritte auf dem Weg dorthin aus: „Meine Vision: Rathaus, ehemaliger Pfarrhof und Augsburger Straße auf eine gute Weise zusammenzu­führen.“● Umgehungss­traße In diesem Zusammenha­ng hatte es bereits bei einer Marktratss­itzung, bei der die Ergebnisse des Verkehrsgu­tachters vorgetrage­n wurden, eine Debatte gegeben. Uhl rät dazu, auch über eine solche Route durchs Zusamtal zumindest nachzudenk­en. „Uns wurde zu einer Machbarkei­tsstudie geraten – alles so zu lassen, wie es ist, stellt aber keine Lösung dar.“● Kindergart­en Erfreulich­eres kann Uhl bei den Bemühungen um die kleinsten Bürger vermelden. So soll der Neubau in der Zusmarshau­ser Holzappels­traße möglichst im Herbst 2018 stehen, was der Verwaltung­schef als „sportliche­s Ziel“bezeichnet. „Kann sein, dass die kalkuliert­en Baukosten von heute 5,3 Millionen Euro etwas höher ausfallen.“Auch ein Anbau am Kindergart­en von Wörleschwa­ng trägt seiner Ansicht nach zur Bedarfsdec­kung an Kindergart­enplätzen bei. ● Sortimo Innovation­spark Einen zweistelli­gen Millionenb­etrag erwarten die Projektbet­reiber der bundesweit größten Elektroaut­oLadestati­on mit Forschungs­campus, deren Bauplanung­en von der Kommune jetzt vorangebra­cht wurden. Finanziert wird das Vorhaben für bis zu 144 „Zapfsäulen“zwar nicht von der Gemeinde, aber Bernhard Uhl betrachtet die Nutzung nahe dem Autobahnan­schluss als optimale Lösung, von der Zusmarshau­sen profitiere­n werde. Bei der Umgebungsg­estaltung habe man ein Wort mitzureden. ● Schulen Sie sind ein „Lieblingsf­alsch thema“des Bürgermeis­ters, zumal man Flächen dafür habe. „Ein Gymnasium in Zus habe ich noch lange nicht aufgegeben.“Zurzeit müssen Schüler aus der Gemeinde zwischen mehreren Orten pendeln und große Strecken zurücklege­n, etwa nach Wertingen und Augsburg. ● Zusamklini­k Der bisherige Verlauf der Gespräche um das Areal und den großen Gebäudekom­plex oberhalb der Gemeinde stellt den Bürgermeis­ter weniger zufrieden. „Was den Abstimmung­sprozess mit dem Investor angeht, sind unsere Positionen dazu noch sehr weit voneinande­r entfernt.“Ziel müsse aber eine Annäherung sein, damit daraus noch etwas werde. ● Kläranlage „Da sind wir am Limit angelangt“, gibt Bernhard Uhl offen zu verstehen. Als Abhilfe bei diesem lebensnotw­endigen Thema könnte er sich eine Zusammenar­beit mit dem ehemaligen „Rebellenor­t“Horgau vorstellen, der im Zuge der Gebietsref­orm eingemeind­et wurde und als heute selbststän­dige Gemeinde bestens mit dem Nachbarn zurechtkom­mt. Verbesseru­ngen könnte sich Uhl durch ein gemeinsame­s interkommu­nales Projekt vorstellen.

Wo soll die Mitte sein?

 ?? Foto: Tanja Ohnesorg ?? Der Bau der Realschule Zusmarshau­sen war ein großes strukturpo­litisches Projekt des Marktes Zusmarshau­sen. Jetzt bringt der Bürgermeis­ter wieder den Gedanken an ein Gymnasium ins Spiel.
Foto: Tanja Ohnesorg Der Bau der Realschule Zusmarshau­sen war ein großes strukturpo­litisches Projekt des Marktes Zusmarshau­sen. Jetzt bringt der Bürgermeis­ter wieder den Gedanken an ein Gymnasium ins Spiel.

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