Augsburger Allgemeine (Land West)
„Eine starke und großartige Frau“
Nachruf Anna Schenk Gräfin von Stauffenberg ist im Alter von 94 Jahren gestorben. In ihrem Leben hat sie viel bewegt
Die Marktgemeinde Jettingen-Scheppach trauert um eine ihrer ältesten und wohl bekanntesten Bürgerinnen: Anna Maria Rosa Elisabeth Schenk Gräfin von Stauffenberg ist am Montag im Alter von 94 Jahren gestorben.
„Der Markt verliert eine wichtige Persönlichkeit“, sagt Bürgermeister Hans Reichhart im Gespräch mit unserer Zeitung. Er beschreibt die verstorbene Gräfin als eine „warmherzige und mütterliche Frau“, die sich vor allem für die älteren und schwächeren Mitbürger der Gemeinde eingesetzt hatte. Reichhart selbst bezeichnet die 94-jährige Gräfin als eine „treue Wegbegleiterin“, die sich stets Zeit für ein Gespräch genommen habe und die ihn vor allem durch ihre Menschlichkeit und Bescheidenheit beeindruckt habe.
Die Gräfin wurde am 13. Dezember 1923 in München geboren und zog nach ihrer Heirat im Jahr 1948 nach Jettingen. Sie war mit Marquard von Stauffenberg, der im Jahr 2000 starb, verheiratet und war die Schwägerin der mittlerweile 103-jährigen Marie-Gabriele Schenke Gräfin von Stauffenberg, eine Verwandte des Hitler-Attentäters Claus von Stauffenberg.
Ihre Tochter Elisabeth Nette beschreibt ihre verstorbene Mutter als eine Frau, „die ihrer Zeit stets voraus war“. Sie hatte vielfältige Interessen und war gesellschaftlich sehr engagiert. So hat Anna Schenk Gräfin von Stauffenberg den Jettinger Pfarrgemeinderat gegründet und war Mitglied im Diözesanrat. Ihrem Bestreben sei es zu verdanken gewesen, dass die evangelische Gemeinde einst in der katholischen Pfarrkirche in Jettingen ihre Gottesdienste feiern durfte. „Außerdem hat sie die Altenversorgung in Jettingen auf die Beine gestellt und hat eine Selbsthilfegruppe für MS-Kranke in NeuUlm mitgegründet“, erzählt ihre Tochter Elisabeth Schenk. Dafür wurde sie auch von der Hertie-Stiftung ausgezeichnet. „Sie hat Dinge angestoßen, verändert, gestaltet und dann an Jüngere weiter gegeben.“
Im Alter von 60 Jahren hat die Gräfin dann eine Ausbildung zur Heilpraktikerin gemacht und übte diesen Beruf auch bis zu ihrem 90. Lebensjahr aus. „Sie war sehr beharrlich. Wenn sie etwas erreichen wollte, dann hat sie es auch erreicht“, sagt Elisabeth Nette. In ihrem Leben habe ihre Mutter auch viel Schmerzliches erlebt, „das sie durch ihren Glauben aber tragen konnte“. Privat interessierte sie sich für Kunst und liebte ihren Garten.
Im Jahr 1997 wurde Anna Schenk Gräfin von Stauffenberg Ehrenbürgerin der Marktgemeinde JettingenScheppach. Die Gräfin ist zudem Trägerin des Päpstlichen Ehrenkreuzes Pro Ecclisia et Pontifice und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
In den vergangenen Jahren ist es ruhig um die Gräfin geworden. Sie hatte nach Angaben ihrer Familie gesundheitliche Probleme und hatte sich in den vergangenen Monaten zurückgezogen.
Sie hinterlässt mit ihren sechs Kindern, 20 Enkeln und sieben Urenkeln eine große Familie – „und über dieser Familie stand eine starke und großartige Frau“, betont ihre Tochter. Ihr jüngstes Urenkelkind ist am Montagmorgen zur Welt gekommen – nur wenige Stunden vor dem Tod der Gräfin. O
Das Requiem findet am kommenden Donnerstag, 5. Oktober, um 13 Uhr in der Pfarrkirche St. Martin in Jettingen statt, die anschließende Besetzung findet auf dm Friedhof in Jettingen statt.
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