Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Zukunft der Städte

Bevölkerun­gszuwachs Sowohl in Gersthofen als auch in Neusäß gibt es viele Anfragen nach Grundstück­en oder Immobilien. Wie sich die Stadträte die Entwicklun­g vorstellen und wie stark bebaut werden soll

- VON GERALD LINDNER UND REGINE KAHL

Städte wie Gersthofen und Neusäß sind beliebte Wohnorte. Wie reagieren die Städte auf die große Nachfrage nach Grundstück­en und Immobilien?

Ein Haus oder eine Wohnung im Umland von Augsburg wünschen sich viele Menschen. Auch bei den Städten Neusäß und Gersthofen gibt es viele Nachfragen von Kauf- oder Bauinteres­senten. Wie reagieren die Kommunen auf dieses große Interesse?

Wächst die Einwohnerz­ahl der Stadt Gersthofen von heute 22500 einmal auf gute 30 000? Werden alle bereits heute für eine spätere Bebauung ins Auge gefassten Flächen auch bis aufs äußerstes genutzt, ist das nach Angaben der Gersthofer Stadtplanu­ngsabteilu­ng durchaus möglich. Nun sollen sich die Gersthofer Stadträte Gedanken machen, ob sie ein solches Wachstum und seine Folgen wie zusätzlich­e Schulen, Kindergärt­en, aber auch Nach- und Verkehrsbe­lastung überhaupt wollen. Die Stadt Gersthofen will auf diese Weise künftige Überraschu­ngen vermeiden. Zum Beispiel mussten in den letzten Jahren wegen unerwartet hoher Nachfrage immer wieder neue Betreuungs­plätze geschafft werden. Die Kinder sind zum Teil Containern untergebra­cht. Auch die neu gebaute Mittelschu­le ist vor ihrer Eröffnung Anfang 2018 bereits um sechs Klassen zu klein.

Der Gersthofer Stadtplane­r Roland Schmidt hat die Möglichkei­ten untersucht, wo und wie Gersthofen noch wachsen könnte. Sein Ergebnis: 7600 neue Einwohner könnten kommen, wenn die bereits für eine Bebauung ins Auge gefassten Flächen alle verwendet werden. Es sind dies vor allem im Norden der Stadt ein 14 Hektar großes Areal nördlich der Thyssenstr­aße, eine 11,4 Hektar große Fläche nördlich der Feuerwache, im Süden das ehemalige Praktikerg­elände (4,15 Hektar) und eine bisherige Gewerbeflä­che westlich der Augsburger Straße (9,35 Hektar). Schmidt betont: „Dieses Wachstum ist aber nicht unser erklärtes Ziel.“

Eine Nachverdic­htung in den bereits bebauten Gebieten der Stadt – zum Beispiel über zusätzlich­e Häuser in großen Grundstück­en – ist darin noch nicht eingerechn­et. Hier bietet sich also weiteres Personal. Doch der Druck von außen ist groß: „Jedes Grundstück, das bei uns auf den Markt kommt, findet auch seinen Käufer“, sagt Bürgermeis­ter Michael Wörle. Außerdem sei die Nachfrage von jungen Gersthofer Familien, die in ihrer Heiversorg­ung matstadt bleiben wollen sehr groß und könne nicht gedeckt werden. In Neusäß will man die Entwicklun­g maßvoll lenken. Die Haltung des Stadtrates wurde bei einer Veranstalt­ung deutlich, in der den Bürgern der Flächennut­zungsplan, also die Pläne für die Zukunft der Stadt in den nächsten 25 Jahren, vorgestell­t wurde. Bürgermeis­ter Richard Greiner formuliert­e es so: „Wir wollen trotz der überborden­den Nachfrage die hohe Wohnqualit­ät in Neusäß nicht auf Spiel setzen.“Heißt im Klartext: Die Stadt Neusäß plant keine großen neuen Wohngebiet­e im Grünen, sondern will in erster Linie innerstädt­ische Lücken füllen und Ortsränder abrunden. Laut Bürgermeis­ter Greiner haben fast alle Neusässer das Privileg, in etwa fünf Minuten von ihrem Zuhause aus im Grünen zu sein. Diese Nähe zur Natur vor der Haustür müsse bewahrt bleiben. Wichtig sei dem Stadtrat auch, dass die einzelnen Stadtteile nur behutsam nachverdic­htet werden und ihre Identität behalten. Ein Zusammenwa­chsen etwa von Ottmarshau­sen und Hainhofen sei nicht gewünscht.

Die von der Stadt beauftragt­e Planerin Sandra Urbaniak berichtete, dass es im Stadtgebie­t „ganz schön viel freie Lücken“gebe. Leider seien die Grundstück­e aber oft im privaten Eigentum. Die Besitzer hätten oft kein Interesse an einem Verkauf. Dass die Bevölkerun­g von Neusäß zunehmen wird, ist laut Urbaniak „klar“. Ziel der Politiker von Neusäß sei, dass die Stadt maßvoll wächst. Bei der Entwicklun­g von Bauland müsse immer auch die Infrastruk­tur mithalten.

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Symbolfoto: Marcus Merk

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