Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Zukunft der Städte
Bevölkerungszuwachs Sowohl in Gersthofen als auch in Neusäß gibt es viele Anfragen nach Grundstücken oder Immobilien. Wie sich die Stadträte die Entwicklung vorstellen und wie stark bebaut werden soll
Städte wie Gersthofen und Neusäß sind beliebte Wohnorte. Wie reagieren die Städte auf die große Nachfrage nach Grundstücken und Immobilien?
Ein Haus oder eine Wohnung im Umland von Augsburg wünschen sich viele Menschen. Auch bei den Städten Neusäß und Gersthofen gibt es viele Nachfragen von Kauf- oder Bauinteressenten. Wie reagieren die Kommunen auf dieses große Interesse?
Wächst die Einwohnerzahl der Stadt Gersthofen von heute 22500 einmal auf gute 30 000? Werden alle bereits heute für eine spätere Bebauung ins Auge gefassten Flächen auch bis aufs äußerstes genutzt, ist das nach Angaben der Gersthofer Stadtplanungsabteilung durchaus möglich. Nun sollen sich die Gersthofer Stadträte Gedanken machen, ob sie ein solches Wachstum und seine Folgen wie zusätzliche Schulen, Kindergärten, aber auch Nach- und Verkehrsbelastung überhaupt wollen. Die Stadt Gersthofen will auf diese Weise künftige Überraschungen vermeiden. Zum Beispiel mussten in den letzten Jahren wegen unerwartet hoher Nachfrage immer wieder neue Betreuungsplätze geschafft werden. Die Kinder sind zum Teil Containern untergebracht. Auch die neu gebaute Mittelschule ist vor ihrer Eröffnung Anfang 2018 bereits um sechs Klassen zu klein.
Der Gersthofer Stadtplaner Roland Schmidt hat die Möglichkeiten untersucht, wo und wie Gersthofen noch wachsen könnte. Sein Ergebnis: 7600 neue Einwohner könnten kommen, wenn die bereits für eine Bebauung ins Auge gefassten Flächen alle verwendet werden. Es sind dies vor allem im Norden der Stadt ein 14 Hektar großes Areal nördlich der Thyssenstraße, eine 11,4 Hektar große Fläche nördlich der Feuerwache, im Süden das ehemalige Praktikergelände (4,15 Hektar) und eine bisherige Gewerbefläche westlich der Augsburger Straße (9,35 Hektar). Schmidt betont: „Dieses Wachstum ist aber nicht unser erklärtes Ziel.“
Eine Nachverdichtung in den bereits bebauten Gebieten der Stadt – zum Beispiel über zusätzliche Häuser in großen Grundstücken – ist darin noch nicht eingerechnet. Hier bietet sich also weiteres Personal. Doch der Druck von außen ist groß: „Jedes Grundstück, das bei uns auf den Markt kommt, findet auch seinen Käufer“, sagt Bürgermeister Michael Wörle. Außerdem sei die Nachfrage von jungen Gersthofer Familien, die in ihrer Heiversorgung matstadt bleiben wollen sehr groß und könne nicht gedeckt werden. In Neusäß will man die Entwicklung maßvoll lenken. Die Haltung des Stadtrates wurde bei einer Veranstaltung deutlich, in der den Bürgern der Flächennutzungsplan, also die Pläne für die Zukunft der Stadt in den nächsten 25 Jahren, vorgestellt wurde. Bürgermeister Richard Greiner formulierte es so: „Wir wollen trotz der überbordenden Nachfrage die hohe Wohnqualität in Neusäß nicht auf Spiel setzen.“Heißt im Klartext: Die Stadt Neusäß plant keine großen neuen Wohngebiete im Grünen, sondern will in erster Linie innerstädtische Lücken füllen und Ortsränder abrunden. Laut Bürgermeister Greiner haben fast alle Neusässer das Privileg, in etwa fünf Minuten von ihrem Zuhause aus im Grünen zu sein. Diese Nähe zur Natur vor der Haustür müsse bewahrt bleiben. Wichtig sei dem Stadtrat auch, dass die einzelnen Stadtteile nur behutsam nachverdichtet werden und ihre Identität behalten. Ein Zusammenwachsen etwa von Ottmarshausen und Hainhofen sei nicht gewünscht.
Die von der Stadt beauftragte Planerin Sandra Urbaniak berichtete, dass es im Stadtgebiet „ganz schön viel freie Lücken“gebe. Leider seien die Grundstücke aber oft im privaten Eigentum. Die Besitzer hätten oft kein Interesse an einem Verkauf. Dass die Bevölkerung von Neusäß zunehmen wird, ist laut Urbaniak „klar“. Ziel der Politiker von Neusäß sei, dass die Stadt maßvoll wächst. Bei der Entwicklung von Bauland müsse immer auch die Infrastruktur mithalten.