Augsburger Allgemeine (Land West)
Herbstzeit ist Kürbiszeit – besonders bei Familie Blank in Neusäß
Rund, orange und süß-sauer eingemacht: So stellen sich viele Kürbis vor. Doch das Gemüse ist viel vielfältiger. Die Früchte gibt es in ganz verschiedenen Farben und Geschmäckern, zum Essen, Basteln und Dekorieren. Auf dem Blumenhof Blank in Neusäß wachsen 150 Sorten. Wie sie angebaut werden und was man aus ihnen machen kann, das lesen Sie in unserem neuen Teil der Serie „Unser Essen“.
● Beliebtheit Der Kürbis ist eine der ältesten Kulturpflanzen auf diesem Planeten. In den letzten 40 Jahren er freute er sich nicht gerade großer Be liebtheit. Zu einem Schreckensgesicht geschnitzt und ausgehöhlt, diente er hauptsächlich als Windlicht für Hallo ween. Kulinarisch geriet er eher in Vergessenheit. Manch einer verzog auch angewidert das Gesicht bei der Erin nerung an Omas Kürbis süß sauer. Seit einigen Jahren erlebt der Kürbis je doch ein Revival. Er ist „in, hip und cool“. Mit Kokosmilch, Curry oder Chili verfeinert, hält er zum Beispiel als Suppe Einzug in edelste Lokale und Bistros.
● Nährstoffe Star des Kürbis Booms ist vor allem der Hokkaido Kürbis. Der Kürbis ist kalorienarm und sehr nährstoffreich. Er enthält viele se kundäre Pflanzenstoffe wie zum Beispiel Carotinoide, die zellschützend wir ken. Phytosterine, die als pflanzliche Hormone bezeichnet werden, wirken sich positiv auf den Cholesterinspiegel aus. Wie alle Gemüsesorten besteht auch der Kürbis bis zu 90 Prozent aus Wasser und ist reich an Kalium. Für eine gute Verdauung sorgen die Ballast stoffe des Kürbisses.
● Kerne und Öl Die Kürbiskerne sind besonders wertvoll. Wie viele Öl saaten enthalten die Kerne viele Mine ralstoffe, vor allem aber Vitamin E und Selen, die beide die Zelle vor freien Radikalen schützen. Das aus den Kernen gewonnene Öl enthält bis zu 53 Prozent mehrfach ungesättigte Fett säuren, die für viele Funktionen der Nervenzellen sehr wertvoll sind. Da mit die Inhaltsstoffe des Öls ihre Wir kung entfalten können, sollte das Öl nicht erhitzt werden. Der Verzehr von Kürbiskernen und Kürbiskernöl ist vor allem bei Prostataleiden zu empfeh len. Kürbiskerne wirken beruhigend bei Blasenproblemen, Kürbisfleisch ist harntreibend.
● Sorten Neben der botanischen Auf teilung der Kürbisse in Gattungen, Arten und Sorten ist die Aufteilung nach Nutzung die geläufigste. Speisekür bisse (zum Beispiel Hokkaido, Butter nut Kürbis, Spaghetti Kürbis) sind für die Ernährung des Menschen geeig net. Ölkürbisse werden nicht wegen ihres Fleisches gezogen, sondern wegen ihrer reichhaltigen dicken Kerne, die für die Gewinnung von Kürbiskernöl wichtig sind. Zierkürbisse dienen ausschließlich Dekorationszwecken. Ihr Fleisch ist reich am giftigen Bitter stoff Cucurbitacin und darf nicht ver zehrt werden.
● Anbau Aufgrund der Nachfrage stieg der Anbau in Deutschland in den ver gangenen Jahren stark an. Im Augsbur ger Land werden auf weniger als ei nem Prozent der landwirtschaftlich ge nutzten Flächen Kürbisse angebaut. 2005 war der Kürbis die „Heilpflanze des Jahres“.
● Ernte Die sogenannten Sommer kürbisse, zu denen auch die Zucchini gehört, sind schon ab Juli reif. Anfang August bis September folgen die frü hen Sorten der Winterkürbisse. Die Ern te der späten Winterkürbisse reicht bis zum ersten Frost.
● Reife Kürbisse sollten beim Kauf un verletzt und ausgereift sein. Das lässt sich leicht testen. Kürbisse, die beim Klopfen hohl klingen, sind wirklich ausgereift. Kürbisse sollten ihren trocke nen und holzigen Stiel noch haben. Ohne Stiel könnten Fäulnisbakterien in die Frucht gelangen.
● Dekoration In sehr große essbare Kürbissorten werden zu Halloween gerne Gesichter hineingeschnitzt. Das Fruchtfleisch wird ausgehöhlt und an dessen Stelle eine Kerze eingefügt. Das Fruchtfleisch kann zum Beispiel für einen Kürbisauflauf genutzt werden. Nicht essbare Kürbissorten werden für Dekorationen verwendet und dienen allein der Zierde.