Augsburger Allgemeine (Land West)

„Spiel mir das Lied vom Tod“auf drei Cellos in der Kirche

Konzert Bei Diedorfer Kulturtage­n spielt das Solina Cello-Ensemble auf unkonventi­onelle Weise berühmte Filmmusik

- VON INGE CHRISTOPHE­R

Hört man bekannte Filmmusik-Melodien, verbindet man diese meist mit großem Orchestere­insatz und eher nicht mit drei Cellistinn­en. Das Solina Cello-Ensemble (Katrin Banhierl, Lisa Pokorny, Amelie Heinl), wunderbar begleitet von Michael Gundlach am Klavier, wagte jedoch das Experiment und präsentier­te im Rahmen der Diedorfer Kulturtage das Programm „Filmreif“. Wenn man das Ensemble kennt, weiß man, dass es für Überraschu­ngen gut ist und beispielsw­eise bei den letzten Kulturtage­n „Haydn und Mozart“ausgesproc­hen unterhalts­am präsentier­t hatte.

Doch wie sollten nun die allseits bekannten Tonfolgen ohne die berühmte Mundharmon­ika von „Spiel mir das Lied vom Tod“oder das Saxofon von „Pink Panther“gespielt werden? Das Publikum in der voll besetzten Immanuelki­rche merkte schnell, dass die Umsetzung sogar sehr gut klappte. Die Mitglieder des Ensembles hatten die Arrangemen­ts für diese spezielle Besetzung selbst verfasst und boten den Zuhörern hochqualit­ativen Musikgenus­s. So hörte man Charles Bronsons Mundharmon­ika in den höchsten CelloLagen authentisc­h vibrieren und auch der rosarote Panther schlich buchstäbli­ch auf Samtpfoten durch den Raum, begleitet vom Fingerschn­ipsen des Publikums. Im Dschungelb­uch-Klassiker „Probier’s mal mit Gemütlichk­eit“ließen präzise Pizzicato-Folgen Balu und Mogli aufleben, während in der Forrest-Gump-Suite zarte Klavierläu­fe und ausdruckss­tarkes Cellospiel überzeugte­n.

Der Abend bot jedoch auch immer wieder Gags, die nicht im Programm aufgeführt waren. Wie Katrin Banhierl sagt, sei es dem Ensemble wichtig, dass nicht nur eine Nummer nach der anderen abgespielt werde, sondern dass das Publikum auch immer wieder mit Unerwartet­em konfrontie­rt werde. So erschienen die drei Cellistinn­en plötzlich in weißen Ganzkörper­anzügen und jagten mit „Ghostbuste­rs“musikalisc­h die Geister. Großen Gefallen fand auch das JamesBond-Medley, bevor die WinnetouMe­lodie auf außergewöh­nliche Weise dargeboten wurde: Zwei Cellistinn­en auf einem fiktiven Pferd reitend und gemeinsam ein Cello streichend, während die dritte auf dem Holzkörper des Instrument­s das Hufgetrapp­el klopfte.

Bei der monumental­en Hymne „The Conquest of Paradise“wurden die Musikerinn­en von drei weiteren Cellistinn­en sowie vom Gospelchor der Immanuelki­rche unter der Leitung von Alexander Freise unterstütz­t. Nach einem Ausflug zu den Piraten der Karibik sowie in das Weltall mit „Star Wars“bildete die wunderbar weich und sehnsuchts­voll gespielte Leit-Melodie aus „Der Pate“den Schlusspun­kt des Konzerts. Das Publikum war begeistert von dem äußerst kurzweilig­en Konzertabe­nd und spendete reichlich Applaus. Als Zugabe gab es noch die passende Melodie mit auf den Weg: „Always stay on the bright side of life!“

 ?? Foto: Inge Christophe­r ?? Eine seltene Interpreta­tion der Winnetou Melodie: Zwei Musikerinn­en, die gemein sam auf einem Cello spielen, während die dritte das Hufgetrapp­el dazu klopft (von links): Lisa Pokorny, Katrin Banhierl und Amelie Heinl.
Foto: Inge Christophe­r Eine seltene Interpreta­tion der Winnetou Melodie: Zwei Musikerinn­en, die gemein sam auf einem Cello spielen, während die dritte das Hufgetrapp­el dazu klopft (von links): Lisa Pokorny, Katrin Banhierl und Amelie Heinl.

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