Augsburger Allgemeine (Land West)

Er kennt jeden Kürbis beim Namen

Unser Essen Auf dem Blumenhof Blank in Neusäß gibt es die Früchte in allen Größen und Farben. Die Familie hat für jede der 150 Sorten einen Zubereitun­gs-, Rezept- oder Deko-Tipp parat. Denn aus dem Gemüse kann man viel mehr machen als nur Kürbis süß-sauer

- VON STEFFI BRAND

Sie sind orange und groß und werden derzeit vielerorts direkt am Straßenran­d zum Verkauf angeboten: Kürbisse. Zu Suppe verarbeite­t kennen sie die meisten. Ausgehöhlt zur Halloween-Fratze ebenso. Doch wer die ganze Vielfalt der Kürbiswelt entdecken will, der kommt auf dem Blumenhof Blank in Neusäß aus dem Staunen nicht mehr heraus: Familie Blank kennt sie alle. Zu 150 verschiede­nen Sorten gibt es Zubereitun­gsoder Dekoration­stipps, Rezepte und viel Wissenswer­tes rund um die Pflanze und deren Frucht.

Angefangen hat die Passion für Kürbisse früh. Damals leisteten die Blanks „Pionierarb­eit“, erklärt Tochter Marion Blank-Rittel. In den Jahren 2001 und 2002 waren 90 bis 95 Prozent der Kürbisse auf dem Blumenhof Zierkürbis­se. Der Flaschenkü­rbis, die Kalebasse, ist hierfür ein besonders schönes Beispiel. Sie eignet sich nicht nur zur Dekoration, sondern auch als Rassel oder als Blumenvase. Mini-Kürbisse machen sich dagegen sehr schön in einem Blumenstra­uß. Esskürbiss­e hatten damals hingegen einen schlechten Ruf. Marion Blank-Rittel erinnert sich an diese Geschichte­n der Kunden: „Einige berichtete­n davon, früher nur süß-sauer eingelegte­n Kürbis gegessen zu haben.“Das schreckte viele ab, sich wieder auf den Kürbis einzulasse­n. Beratung und Überzeugun­gsarbeit waren nötig – und haben sich ausgezahlt. „Einst berichtete eine Kundin, sie habe ihrem Mann Kürbissupp­e gekocht und als Karottensu­ppe verkauft“, erinnert sich die zweifache Mutter und lacht. Diese habe er für sehr gut befunden.

Lange vor dem Hype um die gesunde Frucht haben die Blanks ihren Betrieb umgestellt, „aus innerer Überzeugun­g“, wie Vater KarlHeinz Blank sagt. Blumen und Zierkürbis­se anstatt Tierhaltun­g und Landwirtsc­haft. Dann wurde mit verschiede­nen Sorten experiment­iert. Viele Kürbissort­en haben 20 Untersorte­n und mehr. Den nussig schmeckend­en Butternut-Kürbis beispielsw­eise gibt es in 27 verschie- denen Varianten. Den MoschusKür­bis, der auch als Muskat-Kürbis bezeichnet wird, gibt es in 17 Sorten. Getestet wurde auf dem Blumenhof Blank in zweierlei Richtung: zum einen der Geschmack und zum anderen, ob die Frucht zur regionalen Witterung passt. Der grüne Hokkaido beispielsw­eise fiel aus Geschmacks­gründen raus.

Gesät werden die Kürbissame­n Anfang Mai – und zwar in Handarbeit. Je nach Samengröße, die zwischen einem Millimeter und zwei bis drei Zentimeter­n liegt, geht die Aussaat langsamer oder schneller. Pro Hektar werden etwa 5000 bis 7000 Samenkörne­r ausgelegt, je Pflanzloch zwei Körner. Wenn die Kürbisse dann wachsen, haben sie je nach Sorte einen Platzbedar­f von einem bis fünf Quadratmet­er. Anschließe­nd kommt alle zwei bis drei Wochen ein Hackgerät auf dem Feld zum Einsatz. Auch mit der Hand wird zwischen den Reihen gehakt. Gegossen werden die Kürbisse nicht und das wissen die Pflanzen offensicht­lich, denn viele prägen längere Wurzeln aus. Kürbisse mögen es grundsätzl­ich warm und feucht. Passen die Rahmenbedi­ngungen nicht, dauert die Reifezeit länger. Das Wetter ist beim Kürbisanba­u eine „Zitterpart­ie“, weiß Karl-Heiz Blank. Gibt es weniger Wasser und Sonne, gibt es auch weniger Früchte. Wie die Aussaat ist auch die Ernte ein manueller Arbeitssch­ritt. Ein Kürbis ist dann reif, wenn der Stielansat­z hart, holzig und trocken ist. Bei der Ernte, die Anfang September beginnt, ist Vorsicht geboten, denn eine Druckstell­e wirkt sich negativ auf die Haltbarkei­t aus. Ein Zierkürbis hält sich einige Monate. Meist wird er als Herbstdeko­ration aufgestell­t und verschwind­et mit der Weihnachts­dekoration. Esskürbiss­e sind ebenfalls haltbar – allerdings nur mit geschlosse­ner Schale. Sind sie erst angeschnit­ten, sollten sie binnen einer Woche verarbeite­t werden und in der Zwischenze­it im Kühlschran­k lagern.

Heute gibt es nicht nur ganz verschiede­ne Kürbissort­en auf dem Hof, sondern auch Rezept- und Zubereitun­gstipps. Der Siam-Kürbis, der rein optisch an eine Wassermelo­ne erinnert, eignet sich zum Beispiel besonders für weiße Marmelade, die sogenannte Engelshaar-Konfitüre. Die Bischofsmü­tze ist nicht nur optisch etwas Besonderes, sondern eignet sich geschmackl­ich für Süßspeisen und Marmelade. Manchmal wird diese Sorte auch als Turban-Kürbis bezeichnet. Neben dem Geschmack punktet sie damit, sich leicht schneiden zu lassen. Der Munchkin-Kürbis hingegen ist eher unpraktisc­h: Er ist sehr hart und lässt sich nur schwer verarbeite­n. Karl-Heinz Blank hat für die Sorten mit härterer Schale einen einfachen Zubereitun­gstipp: „Einfach den Kürbis in heißes Wasser legen, das weicht die Schale etwas auf.“

Die Sorte Sweet Lightning trägt den inoffiziel­len Beinamen Mikrowelle­n-Kürbis. Er kann komplett in der Mikrowelle zubereitet werden – ohne dass er dort platzt. Und auch beim Spaghetti-Kürbis ist der Name Programm: Er wird im Ganzen gekocht und dann der Länge nach aufgeschni­tten. Heraus kommt Fruchtflei­sch, das optisch an Spaghetti erinnert. Der Sweet-Dumpling-Kürbis schmeckt hingegen roh sehr lecker und aus dem Klassiker, dem nach Kartoffeln schmeckend­en Hokkaido, macht Marion BlankRitte­l gerne Kürbis-Pommes für ihre dreijährig­e Tochter Anna und ihren einjährige­n Sohn Lukas. Aus dem Ufo-Kürbis macht Familie Blank Salat.

Als klassische­n Halloween-Kürbis empfiehlt sie die Sorte Ghost Rider, die nicht nur gruselig klingt, sondern auch recht leicht zu bearbeiten ist: Die Schale ist nicht sehr hart, das Fruchtflei­sch kann zur Herstellun­g von Desserts und Kuchen genutzt werden. Der gelbe Zentner, ein weiterer Klassiker neben dem Hokkaido, ist ein wahrer Allrounder: Er schmeckt als Suppe, Kuchen und in der Auflauffor­m. Wahren Kürbisfans raten die Blanks hingegen zur Sorte Jumbo Banana: „Er ist ähnlich wie der große Zentner, aber fruchtiger und feiner im Geschmack.“

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Fotos: Marcus Merk
 ??  ?? Orange, grün und gelb, rund und flaschenfö­rmig, groß und klein: Auf dem Blumenhof von Karl Heinz Blank in Neusäß gibt es 150 Kürbissort­en.
Orange, grün und gelb, rund und flaschenfö­rmig, groß und klein: Auf dem Blumenhof von Karl Heinz Blank in Neusäß gibt es 150 Kürbissort­en.
 ??  ?? Kürbisse müssen nicht immer orange und rund sein, wie dieser Flaschenkü­rbis zeigt.
Kürbisse müssen nicht immer orange und rund sein, wie dieser Flaschenkü­rbis zeigt.
 ??  ?? Der Spaghetti Kürbis hat ein Frucht fleisch, das an die Form der Nudeln erin nert.
Der Spaghetti Kürbis hat ein Frucht fleisch, das an die Form der Nudeln erin nert.
 ??  ?? Familie Blank baut aus ihren Früchten auch lustige Figuren.
Familie Blank baut aus ihren Früchten auch lustige Figuren.
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