Augsburger Allgemeine (Land West)
Er kennt jeden Kürbis beim Namen
Unser Essen Auf dem Blumenhof Blank in Neusäß gibt es die Früchte in allen Größen und Farben. Die Familie hat für jede der 150 Sorten einen Zubereitungs-, Rezept- oder Deko-Tipp parat. Denn aus dem Gemüse kann man viel mehr machen als nur Kürbis süß-sauer
Sie sind orange und groß und werden derzeit vielerorts direkt am Straßenrand zum Verkauf angeboten: Kürbisse. Zu Suppe verarbeitet kennen sie die meisten. Ausgehöhlt zur Halloween-Fratze ebenso. Doch wer die ganze Vielfalt der Kürbiswelt entdecken will, der kommt auf dem Blumenhof Blank in Neusäß aus dem Staunen nicht mehr heraus: Familie Blank kennt sie alle. Zu 150 verschiedenen Sorten gibt es Zubereitungsoder Dekorationstipps, Rezepte und viel Wissenswertes rund um die Pflanze und deren Frucht.
Angefangen hat die Passion für Kürbisse früh. Damals leisteten die Blanks „Pionierarbeit“, erklärt Tochter Marion Blank-Rittel. In den Jahren 2001 und 2002 waren 90 bis 95 Prozent der Kürbisse auf dem Blumenhof Zierkürbisse. Der Flaschenkürbis, die Kalebasse, ist hierfür ein besonders schönes Beispiel. Sie eignet sich nicht nur zur Dekoration, sondern auch als Rassel oder als Blumenvase. Mini-Kürbisse machen sich dagegen sehr schön in einem Blumenstrauß. Esskürbisse hatten damals hingegen einen schlechten Ruf. Marion Blank-Rittel erinnert sich an diese Geschichten der Kunden: „Einige berichteten davon, früher nur süß-sauer eingelegten Kürbis gegessen zu haben.“Das schreckte viele ab, sich wieder auf den Kürbis einzulassen. Beratung und Überzeugungsarbeit waren nötig – und haben sich ausgezahlt. „Einst berichtete eine Kundin, sie habe ihrem Mann Kürbissuppe gekocht und als Karottensuppe verkauft“, erinnert sich die zweifache Mutter und lacht. Diese habe er für sehr gut befunden.
Lange vor dem Hype um die gesunde Frucht haben die Blanks ihren Betrieb umgestellt, „aus innerer Überzeugung“, wie Vater KarlHeinz Blank sagt. Blumen und Zierkürbisse anstatt Tierhaltung und Landwirtschaft. Dann wurde mit verschiedenen Sorten experimentiert. Viele Kürbissorten haben 20 Untersorten und mehr. Den nussig schmeckenden Butternut-Kürbis beispielsweise gibt es in 27 verschie- denen Varianten. Den MoschusKürbis, der auch als Muskat-Kürbis bezeichnet wird, gibt es in 17 Sorten. Getestet wurde auf dem Blumenhof Blank in zweierlei Richtung: zum einen der Geschmack und zum anderen, ob die Frucht zur regionalen Witterung passt. Der grüne Hokkaido beispielsweise fiel aus Geschmacksgründen raus.
Gesät werden die Kürbissamen Anfang Mai – und zwar in Handarbeit. Je nach Samengröße, die zwischen einem Millimeter und zwei bis drei Zentimetern liegt, geht die Aussaat langsamer oder schneller. Pro Hektar werden etwa 5000 bis 7000 Samenkörner ausgelegt, je Pflanzloch zwei Körner. Wenn die Kürbisse dann wachsen, haben sie je nach Sorte einen Platzbedarf von einem bis fünf Quadratmeter. Anschließend kommt alle zwei bis drei Wochen ein Hackgerät auf dem Feld zum Einsatz. Auch mit der Hand wird zwischen den Reihen gehakt. Gegossen werden die Kürbisse nicht und das wissen die Pflanzen offensichtlich, denn viele prägen längere Wurzeln aus. Kürbisse mögen es grundsätzlich warm und feucht. Passen die Rahmenbedingungen nicht, dauert die Reifezeit länger. Das Wetter ist beim Kürbisanbau eine „Zitterpartie“, weiß Karl-Heiz Blank. Gibt es weniger Wasser und Sonne, gibt es auch weniger Früchte. Wie die Aussaat ist auch die Ernte ein manueller Arbeitsschritt. Ein Kürbis ist dann reif, wenn der Stielansatz hart, holzig und trocken ist. Bei der Ernte, die Anfang September beginnt, ist Vorsicht geboten, denn eine Druckstelle wirkt sich negativ auf die Haltbarkeit aus. Ein Zierkürbis hält sich einige Monate. Meist wird er als Herbstdekoration aufgestellt und verschwindet mit der Weihnachtsdekoration. Esskürbisse sind ebenfalls haltbar – allerdings nur mit geschlossener Schale. Sind sie erst angeschnitten, sollten sie binnen einer Woche verarbeitet werden und in der Zwischenzeit im Kühlschrank lagern.
Heute gibt es nicht nur ganz verschiedene Kürbissorten auf dem Hof, sondern auch Rezept- und Zubereitungstipps. Der Siam-Kürbis, der rein optisch an eine Wassermelone erinnert, eignet sich zum Beispiel besonders für weiße Marmelade, die sogenannte Engelshaar-Konfitüre. Die Bischofsmütze ist nicht nur optisch etwas Besonderes, sondern eignet sich geschmacklich für Süßspeisen und Marmelade. Manchmal wird diese Sorte auch als Turban-Kürbis bezeichnet. Neben dem Geschmack punktet sie damit, sich leicht schneiden zu lassen. Der Munchkin-Kürbis hingegen ist eher unpraktisch: Er ist sehr hart und lässt sich nur schwer verarbeiten. Karl-Heinz Blank hat für die Sorten mit härterer Schale einen einfachen Zubereitungstipp: „Einfach den Kürbis in heißes Wasser legen, das weicht die Schale etwas auf.“
Die Sorte Sweet Lightning trägt den inoffiziellen Beinamen Mikrowellen-Kürbis. Er kann komplett in der Mikrowelle zubereitet werden – ohne dass er dort platzt. Und auch beim Spaghetti-Kürbis ist der Name Programm: Er wird im Ganzen gekocht und dann der Länge nach aufgeschnitten. Heraus kommt Fruchtfleisch, das optisch an Spaghetti erinnert. Der Sweet-Dumpling-Kürbis schmeckt hingegen roh sehr lecker und aus dem Klassiker, dem nach Kartoffeln schmeckenden Hokkaido, macht Marion BlankRittel gerne Kürbis-Pommes für ihre dreijährige Tochter Anna und ihren einjährigen Sohn Lukas. Aus dem Ufo-Kürbis macht Familie Blank Salat.
Als klassischen Halloween-Kürbis empfiehlt sie die Sorte Ghost Rider, die nicht nur gruselig klingt, sondern auch recht leicht zu bearbeiten ist: Die Schale ist nicht sehr hart, das Fruchtfleisch kann zur Herstellung von Desserts und Kuchen genutzt werden. Der gelbe Zentner, ein weiterer Klassiker neben dem Hokkaido, ist ein wahrer Allrounder: Er schmeckt als Suppe, Kuchen und in der Auflaufform. Wahren Kürbisfans raten die Blanks hingegen zur Sorte Jumbo Banana: „Er ist ähnlich wie der große Zentner, aber fruchtiger und feiner im Geschmack.“