Augsburger Allgemeine (Land West)
Kein Frieden
Deon Meyer Endzeitfantasie mit überraschendem Schluss
Was passiert, wenn die zivilisierte Welt verschwindet? Wie verhalten sich Menschen, wenn sie wieder von ganz vorne anfangen müssen? Ohne Elektrizität und Kanalisation, regierungs- und gesetzlos? Diesen Fragen spürt Deon Meyer nach. Südafrikas erfolgreichster Thrillerautor schreibt diesmal nicht seine Bennie-Griessel-Reihe weiter, sondern wählt ein apokalyptisches Szenario: 95 Prozent der Weltbevölkerung sterben an den Folgen eines Fiebers. Willem Storm und sein Sohn Nico zählen zu den Überlebenden. Sie beschließen, eine neue, friedliche Gemeinschaft aufzubauen. Das Zusammenleben funktioniert zunächst hervorragend. Die Bewohner züchten Tiere, bauen Obst und Gemüse an, gründen ein politisches Komitee und erarbeiten ein Grundgesetz. Das einfache, überschaubare Leben ohne Smartphones, Stress und Konsum tut den Menschen gut. Doch schon bald wird eine eigene Armee nötig, um die mittlerweile auf 5000 Menschen angewachsene Stadt vor Feinden zu schützen. Neid, Zwietracht und Gier treten zutage. Das Gemeinwohl verblasst, Egoismus kehrt zurück.
Den Aufbau der neuen Zivilgesellschaft und die Gefährdung ihrer Existenz beschreibt Deon Meyer schonungslos und packend aus verschiedenen Perspektiven. Haupterzähler ist Nico, der als 47-Jähriger auf die bewegten Jahre zurückblickt. Zwischen dessen Erinnerungen streut Meyer Protokolle mehrerer Bewohner und thematisiert existenzielle Fragen: Können wir überhaupt auf Dauer in Frieden leben? Sind Menschen vielleicht doch nur domestizierte Raubtiere? Antworten gibt der überraschende Schluss. Günter Keil