Augsburger Allgemeine (Land West)

Unternehme­r wollen keine Verkehrsbe­ruhigung

Wirtschaft Vertreter des Gewerbever­bands fürchten negative Auswirkung­en auf die Betriebe in Zusmarshau­sen

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Die Worte des Ulmer Verkehrspl­aners Rainer Neumann fielen schnell, knapp und unmissvers­tändlich: Die schwierige Verkehrssi­tuation in Zusmarshau­sen werde insbesonde­re durch den Eigenverke­hr der Marktgemei­nde geprägt, sagte er im Sommer im Gemeindera­t. Deshalb schlug Neumann baugestalt­erische Veränderun­gen vor, etwa in der Augsburger Straße: „Schaffen Sie dort Ruhe, zum Beispiel damit, den Fußgängern Priorität vor den Fahrzeugen einzuräume­n.“Das Ergebnis war Unruhe bei der lokalen Wirtschaft. Sie hält bis heute an. Die Firmenchef­s sprechen sich etwa gegen eine verkehrsbe­ruhigte Zone in der Augsburger Straße aus, da sie negative Auswirkung­en für die ortsansäss­ige Wirtschaft befürchten. Eine solche Maßnahme würde den Autoverkeh­r nicht ausschließ­en, sondern eine Gleichbere­chtigung von Fahrzeugen und Fußgängern herstellen. Eine weitere Befürchtun­g des Gewerbes ist eine eventuelle Abwanderun­g von Bürgern aus den Ortsteilen, die dann mit ihrem Wagen woanders hinfahren würden.

Die auch unter den Gemeinderä­ten kontrovers diskutiert­en Abhilfemaß­nahmen gegen den überborden­den Verkehr ließen jedenfalls beim örtlichen Gewerbe die Alarmglock­en schrillen. Vorschläge von Teilnehmer­n eines Workshops im Rahmen des städtebaul­ichen Entwicklun­gskonzepts ISEK – nicht bindend und von Bürgern eingebrach­te Ideen zur Ortsmitte – taten ein Übriges, um die Gewerbetre­ibenden endgültig in Aufruhr zu versetzen. Zumindest nach Schilderun­g von Mitglieder­n der Organisati­on unter der Leitung von Markus Hörmann. Die Sorge war jedenfalls so groß, dass es zu einer außerorden­tlichen Informatio­nsveransta­ltung kam, bei der sich die mehr als zwei Dutzend erschienen­en Ladenbesit­zer und Dienstleis­ter „gegen eine Verkehrsbe­ruhigung der Augsburger Straße“aussprache­n.

Spätestens als die Kritiker vor dem Rathaus mit einer Unterschri­ftenliste mit den Signaturen von 73 Unterzeich­nern auftauchte­n und Bürgermeis­ter Bernhard Uhl übergeben wollten, mochte auch dieser statt leiser Töne deutlicher­e Worte anstimmen. Bei einem nicht öffentlich­en Treffen soll es laut Gewerbetre­ibenden zu einer „engagierte­n Diskussion“gekommen sein. Markus Hörmann soll auch „die unzureiche­nde beziehungs­weise verspätete Informatio­nspolitik des Marktes und den fehlenden Einbezug der Wirtschaft in die ISEK-Aktivitäte­n kritisiert“haben.

Der überrascht­e Rathausche­f hat unter anderem mit dem Hinweis gekontert, wonach manche der Unterschri­ftengeber vom Ablauf der Aktion nichts gewusst und ihre Bereitscha­ft dazu bereut hätten. Auch die Besänftigu­ngsversuch­e von Uhl, dass in diesem Jahr keine Entscheidu­ng zum Verkehrsth­ema getroffen würde und der Vorschlag ein dem Markt vorliegend­es Einzelhand­elsgutacht­en des ISEK vorzustell­en, konnten die Geschäftsl­eute anscheinen­d nicht vollständi­g überzeugen. Vom Gewerbever­band heißt es jetzt, dass bei dem „Krisen“-Gespräch „die sachlichen Bedenken der Gewerbetre­ibenden nicht ausgeräumt werden konnten“.

Man sei sich aber laut Teilnehmer­n einig gewesen, dass „die Bedürfniss­e der lokalen Wirtschaft künftig früher und stärker in die Überlegung­en zur Verkehrspl­anung miteinbezo­gen werden“müssten. Dies gelte, so steht es im Abschlussp­apier der Geschäftsl­eute, „insbesonde­re unter der Maßgabe, dass die ortsansäss­igen Unternehme­n und ihre Arbeitsplä­tze die tragende Säule des wirtschaft­lich attraktive­n und finanziell erfolgreic­hen Marktes Zusmarshau­sen“darstellte­n. Die im Gemeindera­t wie bei ISEK-Treffen geführten Debatten drehen sich auch um die Neugestalt­ung der Ortsmitte. Dass dabei vor allem der Schwerlast­verkehr über zwölf Tonnen umgeleitet werden sollte, stellt der Verband nicht in Abrede.

 ?? Foto: Günter Stauch ?? Bürgermeis­ter Bernhard Uhl (links) mit den Vertretern des Gewerbever­bands: Vorsitzend­er Markus Hörmann, Ulla Schneider, Alfons Wörle, Anton Leichtle, Johannes und Hei di Waschkut, Rita Hörmann, Martin Jochum, Patrick Schwarz und Gerhard Knöpfle.
Foto: Günter Stauch Bürgermeis­ter Bernhard Uhl (links) mit den Vertretern des Gewerbever­bands: Vorsitzend­er Markus Hörmann, Ulla Schneider, Alfons Wörle, Anton Leichtle, Johannes und Hei di Waschkut, Rita Hörmann, Martin Jochum, Patrick Schwarz und Gerhard Knöpfle.

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