Augsburger Allgemeine (Land West)
„Wo der Pfennig aufschlagt, da gilt er nix“
Kabarett Luise Kinseher und Karl Scheid sprechen im Interview über Familientreffen, Politik und das Aus der Kulturschmiede
Mittelneufnach Kurz vor dem Auftritt in der Mittelneufnacher Kulturschmiede konnte unser Mitarbeiter Marcus Angele beim „Familientreffen“von Luise Kinseher und ihrem Cousin und KulturschmiedeChef Karl Scheid ein Interview führen.
Frau Kinseher, hat Ihnen Ihr Cousin ein bisschen was von den Stauden oder Mittelneufnach zeigen können?
Kinseher: Nein, so eine richtige Tour haben wir jetzt nicht gemacht. Aber ich war ja schon öfters da und daher kenn ich die Gegend schon. Ist eine schöne Gegend – des passt schon.
Herr Scheid, gibt es bei euch auch große Familientreffen, wo die berühmte Luise von ihren Erlebnissen erzählt?
Scheid: Ach, wir treffen uns schon manchmal, gell Luise. Aber so Erlebnisse nein, wir ratschen da lieber. Es gibt doch immer viel zu bereden.
Kinseher: Ja mei, was man halt so in der Familie redet. Da sind die beruflichen Dinge gar nicht so wichtig. Da richten wir schon lieber die Verwandtschaft aus, gell Karl (lacht).
Lieben Sie es, wie hier in Mittelneufnach hautnah am Publikum zu spielen? Kommen Stars wie Sie gerne zu – wie Karl es nennt – Wohnzimmerkonzerten auf´s Dorf?
Kinseher: Absolut! Das ist doch unser Lebenselixier. Diese Warmherzigkeit und das Engagement von Kulturvereinen auf dem Land ist unvergleichlich. Umso schlimmer finde ich es, wenn so ein Kulturverein wie hier aufhört, weil die Bedingungen so schlecht sind und die Unterstützung von der Gemeinde oder vom Ort fehlt. Es ist doch irgendwie schade für die örtlichen Veranstalter, wenn sich das Publikum hauptsächlich aus der Umgebung rekrutiert und im Ort fast keinen Anklang findet. Aber vielleicht gilt da auch der alte Spruch: Wo der Pfennig aufschlagt, da gilt er nix.
Herr Scheid, sind Sie etwas traurig, dass die Kulturschmiede aufhört? Wenn man sich so umhört, findet es das Publikum ja unglaublich schade, da hier die Atmosphäre inklusive den ausCousine gewählten Künstlern schon immer etwas Besonderes war?
Scheid: Mei, es ist immer irgendwie ein Abschied, wenn man mit Dingen aufhört. Andererseits eröffnen sich dann auch wieder neue Chancen, wo man sagt, das will ich auch noch machen.
„Einige Fragen würden sich erübrigen, wenn die Leute viel mehr zuhören würden.“
Was ich aber von diesen tollen sechs Jahren mitnehme, ist dieses Kennenlernen von Menschen, das so sonst nicht stattgefunden hätte. Das gilt insbesondere auch für das ganze Team, das hier mitgearbeitet hat. Es war einfach wunderbar und hat auch weiterhin Bestand.
Gibt es eine Frage, die Sie schon immer gern beantwortet hätten, aber noch nie jemand gefragt hat?
Kinseher: Ja, das ist doch mal eine tolle Frage (lacht und denkt nach). Nein, ganz ehrlich schleppe ich grad keine Frage mit mir herum, die ich gerne beantworten würde.
Scheid: Ich find’s manchmal ganz gut, wenn Fragen offen bleiben.
Kinseher: Und viele Fragen ergeben sich nur, weil man oft vorschnell was erwartet und sich dies scheinbar nicht einlöst. Einige Fragen würden sich erübrigen, wenn die Leute viel mehr zuhören würden.
Interview: Marcus Angele