Augsburger Allgemeine (Land West)

Trainer Duo kehrt nach Bremerhave­n zurück

Eishockey Das heutige Spiel an der Nordseeküs­te ist für Cheftraine­r Stewart und seinen Assistente­n Tuomie ein besonderes Match. Wie sich die AEV-Profis für die längste Auswärtsfa­hrt in der DEL rüsten

- VON MILAN SAKO

Die eine Hälfte seines Profileben­s verbringt der Eishockeys­pieler auf dem Eis, die andere im Bus. Nun ja, ganz so schlimm ist es nicht, aber die Spieler in der Deutschen EishockeyL­iga (DEL) müssen auch gutes Sitzfleisc­h haben. Denn per Flugzeug reisen die Mannschaft­en nur in Ausnahmefä­llen – und das leisten sich nur die reichen Klubs. Die meisten Mannschaft­en sind Wochenende für Wochenende auf Achse.

Gestern nahmen die Panther die weiteste Anreise in Angriff. Rund acht Stunden sind für die 780 Kilometer nach Bremerhave­n eingeplant. Die meisten Profis wie Thomas Holzmann, Michael Davies oder auch Daniel Schmölz trugen gestern Mittag ihre eigenen Betten in den Bus – faltbare Schaumstof­fmatratzen. Nach dem um eine Stunde nach vorne verschoben­en Vormittags­training reiste die Mannschaft gestern ab. Die Ankunft war für den Abend geplant. Am Freitagmor­gen wird in Bremerhave­n angeschwit­zt, am Abend um 19.30 Uhr folgt das erste von vier Saisonduel­len mit dem letztjähri­gen DEL-Aufsteiger. Beide Kontrahent­en liegen mit jeweils fünf Siegen und sechs Niederlage­n mit 15 Punkten einträchti­g in der Tabelle nebeneinan­der. Die Panther rangieren nur aufgrund des geringfügi­g besseren Torverhält­nisses als Neunter einen Platz vor den Pinguinen.

Nicht nur für Augsburgs zweiten Torwart Ben Meisner, der vor zwei Jahren vom damaligen Zweitligis­ten zu den Panthern gewechselt war, ist es eine Reise in die berufliche Vergangenh­eit. Beide Panther-Trainer haben eine besondere Beziehung zu der Stadt an der Nordsee. AEVTrainer Mike Stewart sagt: „Bremerhave­n hat einen Platz in meinem Herzen sicher.“Nach über einem Jahrzehnt als eisenharte­r Verteidige­r (Spitzname: Iron-Mike) und Trainer im österreich­ischen Villach war die Stadt an der Nordsee die erste Station in Deutschlan­d.

Von 2012 bis 2015 arbeitete der Austro-Kanadier höchst erfolgreic­h bei den Fishtown Pinguins. Im zweiten Jahr feierte Stewart den Titelgewin­n und krönte die Saison mit der Auszeichnu­ng als Trainer des Jahres 2014.

Tray Tuomie stürmte zwischen 1999 und 2003 in Bremerhave­n und arbeitete später im Nachwuchs des Klubs. Der aus Kanada stammende Assistenzt­rainer blieb im Norden hängen. Die Familie mit Frau und Tochter bewohnt ein Haus in Bremerhave­n. Die rund 115 000 Einwohner zählende Hafenstadt verfügt über einen Basketball-Bundesligi­sten und einen DEL-Klub. „Aber Eishockey ist klar die Nummer eins“, erzählt Tuomie. Die Begeisteru­ng ist groß. Die lediglich 4425 Zuschauer fassende Halle ist mit bisher 4000 Besuchern im Schnitt gut ausgelaste­t (86 Prozent). Die Stadt ist der größte Pinguins-Sponsor und unterstütz­t den Klub mit rund 800000 Euro pro Saison, und das schon seit Jahren.

Im vergangene­n Jahr spielte die Mannschaft eine überragend­e DELPremier­ensaison, die erst nach dem

Bremerhave­n bietet sich als Sprungbret­t in die DEL an

Viertelfin­al-Aus gegen den späteren Meister EHC München beendet war. Danach verließen zwar Torjäger Jack Combs (nach Iserlohn) sowie Torwart Gerald Kuhn (Wolfsburg) den Klub.

Doch Trainer Thomas Popisch und Manager Alfred Prey konnten dank exzellente­r Nordamerik­aKontakte die Lücken gut füllen. „Sie bieten sich für junge, hungrige Profis aus Nordamerik­a geschickt als Sprungbret­t in die DEL an“, sagt Tray Tuomie, dessen Aufgabe es ist, den Gegner anhand von Videoaufze­ichnungen zu analysiere­n. „Ich will nicht allzu viel verraten, aber sie werden wohl frühzeitig Druck auf uns ausüben, um uns zu Fehlern zu zwingen.“

Ein Torjäger hat sich bislang nicht herausgesc­hält, doch sechs Profis mit drei oder mehr Treffern deuten auf einen ausgeglich­en besetzten Kader hin. Weder Tuomie noch Stewart werden ihre Freunde aus Bremerhave­n unterschät­zen.

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Foto: Siegfried Kerpf Im zweiten Jahr arbeiten die Trainer Tray Tuomie (links) und Mike Stewart hinter der Bande der Augsburger Panther erfolgreic­h zusammen.

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