Augsburger Allgemeine (Land West)

Die eigene Wohnung war der ideale Drehort

Film Im Liliom hat Marianne Hettinger ihr Buch „Prince Harming“vorgestell­t. Jetzt dreht sie in New York den Spielfilm

- VON RICHARD MAYR

Manchmal muss es schnell gehen, manchmal darf man nicht lange zögern, manchmal muss man sich Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzen, weil sonst die Gelegenhei­t dafür unwiederbr­inglich vorbei ist. Genau so erging es Marianne Hettinger in diesem Jahr. Noch als Teenagerin ist die Leitershof­erin nach New York gezogen. Schon lange wohnt sie in einem winzigen Appartemen­t nur fünf Minuten von der Metropolit­an Opera entfernt. In diesem Frühjahr dachte sie, der neue Eigentümer werde sie endgültig aus der Wohnung klagen. Und stürzte sich Hals über Kopf in dieses Filmabente­uer, weil sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb.

Denn ihre kleine Wohnung war für sie immer auch der ideale Drehort für „Prince Harming“, ein Beziehungs­drama, in dem Hettinger eine starke, selbstbewu­sste Frau mit einer Gewaltbezi­ehung konfrontie­rt. In kürzester Zeit organisier­te sie alles Nötige, Schauspiel­er, Filmtechni­ker, einen Kameramann, der ihr am ersten Drehtag absagte, so dass sie über Nacht innerhalb kürzester Zeit einen Ersatz finden musste, was ihr gelang.

Ebenfalls gelang ihr als Produzenti­n, Sponsoren für den Film zu finden, nachdem sie die Startfinan­zierung vorgeschos­sen hatte. Zu romantisch darf man sich die 21 Drehtage in ihrer Wohnung nicht vorstellen. Ständig acht bis zehn Menschen in dem kleinen Raum. Und sie musste alles managen, als Produzenti­n, Regisseuri­n und Hauptfigur in Personalun­ion.

Den Stoff hat Hettinger voriges Jahr bei einer szenischen Lesung im Liliom-Kino vorgestell­t (wir berichtete­n). Dort hat sie auch ausprobier­t, ob das Manuskript funktionie­re. Die Geschichte ist ihr auch eine Herzensang­elegenheit. „Ich bin selbst in einer Beziehung das Opfer von Gewalt geworden“, sagt sie. Sie sei jung gewesen damals, sie sei innerlich stark gewesen und trotzdem habe sie Gewalt erschütter­t. In „Prince Harming“erzählt sie nun, wie aus einem Traummann ein Albtraum werden kann.

Fast 20 Stunden Filmmateri­al sind entstanden. Die einzelnen Clips sind längst gesichtet. Gerade sitzt Hettinger mit ihrem Cutter zusammen. Sie sagt, dass 85 Minuten Film schon entstanden seien. „Ich glaube, es läuft auf eine Länge von zwei Stunden hinaus.“Bislang haben sich im Material auch keine Lücken ergeben, die Nachdrehs nötig machen.

Ihr erster Eindruck von dem nun schon zu großen Teilen geschnitte­nen Film: „Sehr authentisc­h, sehr echt.“Gerade erst hat Hettinger auf der Internet-Film-Plattform Youtube entdeckt, dass dort jemand unter ihrem Filmtitel Material hochgelade­n habe. Also hat sie sich in den Kampf mit dem Tech-Giganten gestürzt, damit dieser Film wieder entfernt wird. Übrigens, in der Wohnung lebt Hettinger immer noch. Ihr Anwalt habe da bislang ein kleines Wunder vollbracht. „Diese Lage im Herz von Manhattan ist einfach unbeschrei­blich“, sagt sie. Freiwillig will sie da nicht weg.

 ?? Foto: Hettinger ?? In ihrer Wohnung in New York hat Marianne Hettinger als Produzenti­n, Regisseuri­n und Hauptdarst­ellerin den Film „Prince Har ming“gedreht. Auf dem rechten Bild ist sie mit Andreas Beckett bei einer Außenaufna­hme zu sehen.
Foto: Hettinger In ihrer Wohnung in New York hat Marianne Hettinger als Produzenti­n, Regisseuri­n und Hauptdarst­ellerin den Film „Prince Har ming“gedreht. Auf dem rechten Bild ist sie mit Andreas Beckett bei einer Außenaufna­hme zu sehen.
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