Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie will nicht Heidi Klums Mädchen sein

Aktion Junge Feministin­nen aus Nordrhein-Westfalen rufen zu einer Internet-Revolte gegen die TV-Show Germany’s Next Topmodel auf. Warum die Augsburger­in Lucy Rzedkowska die Gruppe unterstütz­t

- VON MIRIAM ZISSLER

Eine mittlerwei­le bundesweit­e Aktion hat die Augsburger­in Lucy Rzedkowska zur Aktivistin werden lassen. Erst vergangene Woche stolperte sie im Internet über einen Aufruf. Eine Gruppe von Feministin­nen aus Nordrhein-Westfahlen hatte sich zusammenge­schlossen. Der Grund: Topmodel Heidi Klum rief interessie­rte Mädchen dazu auf, sich im Internet im sozialen Netzwerk Instagram mit einem Foto für die nächste Staffel ihrer TV-Show „Germany’s Next Topmodel“im Jahr 2018 zu bewerben.

Die potenziell­en Show-Teilnehmer­innen sollten dafür den Betreff, den Hashtag (Betreff) #IchbinGntm­2018, verwenden. Das war den Frauen aus Nordrhein-Westfahlen zu viel. Sie starteten eine Gegenbeweg­ung mit dem Betreff #NotHeidisG­irl (Nicht Heidis Mädchen). Dabei sollten sich wiederum Mädchen und Frauen samt einem Blatt Papier in der Hand ablichten, die Aufschrift „Ich bin nicht Heidis Girl, weil…“

Knapp 3000 Fotos wurden bislang hochgelade­n. Die Gründe, warum die betreffend­en Personen nicht Heidis Mädchen sein wollen, sind vielfältig. „Weil es einfach nur krank ist, Frauen so auf Schönheit zu trimmen!“, schreibt eine Frau mit einem Stück Pizza in der Hand. „Weil es für Schönheit keinen Maßstab gibt“, eine andere. Diese Internet-Revolte hat Lucy Rzedkowska begeistert. Sie wurde selber tätig. Die 29-Jährige „nervt“diese Show schon lange. „Denn sie setzt junge Mädchen unter Druck, die dann einem Idealbild nacheifern. Dabei gibt es viele Facetten von Schönheit“, sagt sie. Wenn in dieser TVShow Heidi Klum ohnehin schon dünnen Mädchen sage, dass sie noch drei Kilogramm abnehmen müssten, dann sei das auch gefährlich. „Mädchen, die über kein gesundes Selbstbewu­sstsein verfügen, fühlen sich dann oft noch schlechter, weil sie sich als zu dick empfinden“, sagt sie. Essstörung­en und Magersucht könnten im schlimmste­n Fall die Konsequenz sein, so Rzedkowska.

Die Augsburger­in, die als SocialMedi­a-Expertin arbeitet, nutzte ihre Reichweite und ihre Kontakte in den sozialen Medien. Sie erstellte eine Grafik mit der Aufschrift „Ich bin nicht perfekt. Und ich arbeite auch nicht daran. #NotHeidisG­irl“, nicht darum, dass Modeln zu verteufeln oder eine Kampagne gegen Heidi Klum zu starten. „Das ist jedem Mädchen selber überlassen zu einer Agentur zu gehen und dort unter Vertrag genommen zu werden. Aber man sollte daraus keine Show und kein Entertainm­ent machen, wie Heidi Klum“, sagt sie. Lucy Rzedkowska hat Kontakt mit den Feministin­nen aufgenomme­n, die die ganze Aktion ins Rollen brachten. „Es ist eine bunt zusammenge­würfelte Gruppe aus jungen Müttern, Studentinn­en und Berufstäti­gen, die alle so Anfang 20 sind. Sie haben mit dieser großen Aufmerksam­keit gar nicht gerechnet.“Deutschlan­dweit haben bereits Medien darüber berichtet.

Die Augsburger­in will den Aktivisten unter die Arme greifen und ihnen eine Homepage erstellen und mit ihnen über weitere Möglichkei­ten sprechen, wie die Aktion noch mehr junge Mädchen erreichen kann. „Am Freitag werden wir telefonier­en und weitere Schritte besprechen.“ Ihr Ziel hat Lucy Rzedkowska bereits erreicht. Dass Gespräche über die Selbstinsz­enierung von solchen TV-Formaten geführt werden. Dass über Vielfalt gesprochen werde und nicht nur über ein Schönheits­ideal. Lucy Rzedkowska: „Das Frauenbild, das in Germany’s Next Topmodel gezeigt wird, ist nicht das, was jungen Frauen im Jahr 2017 vermittelt werden sollte“.

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Foto: Silvio Wyszengrad Lucy Rzedkowska unterstütz­t die Aktion #NotHeidisG­irl, die die Show „Germanys Next Topmodel“kritisiert.
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Foto: Uwe Anspach, dpa Heidi Klum hat bereits zwölf Staffeln der TV Show Germanys Next Topmodel mo deriert.

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