Augsburger Allgemeine (Land West)
„Kondenswasser fördert die gefürchtete Schimmelkrankheit.“ Ran an die Schere!
Natur Der goldene Herbst lockt nach draußen. Hobbygärtner und Experten geben Tipps, was jetzt zu tun ist und wie Sie ihren Garten und Balkon für den Winter fit machen
Landkreis Augsburg Die meisten Blumen im Garten und auf dem Balkon blühen noch in voller Pracht. Doch der Winter naht und damit die Frage: Was muss ich wann zurückschneiden, was reinholen? Im Herbst fallen einige Arbeiten an, die unbedingt vor der kalten Zeit erledigt werden müssen. Vertreter von Gartenbau- und Landschaftspflegevereinen im Landkreis und ein Experte aus dem Landratsamt geben Tipps.
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Reinholen Viele Pflanzen sollte man vom Balkon oder aus dem Garten schon bald ins Warme holen. Bernhard Frey, beim Landratsamt Augsburg zuständig für Gartenbau und Landschaftspflege, erklärt wieso: „Überwinterungspflanzen sollten sorgfältig ausgelichtet, zurückgeschnitten und befreit von allen welken Pflanzenteilen ins Haus geholt werden, bevor der Nachtfrost sie schädigt“, sagt er. Eine gewissenhafte Beseitigung der verwelkten Teile sei wichtig, „da von hier aus viele der Schimmelkrankheiten hervorgehen“, sagt er. Außerdem sollte man die einzelnen Pflanzen sorgfältig absuchen, bevor man sie ins Warme holt. Im Schutz des Hauses könnten sich Schädlinge „sonst plötzlich massenhaft ausbreiten“, sagt der Experte.
Ute Schmidt, die Vorsitzende des Gartenbauvereins in Meitingen, hatte früher Geranien. Die Pflanzen hätten problemlos in ihrem Heizungskeller überwintert. „Die Temperatur passte perfekt und dort war es auch nicht ganz dunkel“, erklärt sie. Im Allgemeinen warnt Bernhard Frey allerdings davor, Pflanzen in einem warmen, dunklen Keller überwintern zu lassen. Gegen Winterende könne es zu „hässlichem Monsterwuchs mit riesigen Blättern und schlappen, hängenden Trieben“kommen, betont er.
Auch Johann Baalß vom Gartenbauverein in Fischach wird schon bald seine Fuchsien in das isolierte Gewächshaus stellen. Die empfindlichen Pflanzen würden Frost nicht überleben, weiß er. Es reicht allerdings nicht, die Fuchsien im Topf in das Gewächshaus zu stellen. Dort pflanzt er sie direkt aus dem Topf in den Boden.
Allgemein gelte: Töpfe frieren schneller durch als der Boden. Deshalb sei man gut beraten, empfindliche Pflanzen ins Innere zu holen oder in einem geschützten Raum einzupflanzen, betont Baalß.
Horst Schulz vom Gartenbauverein Anhausen ist mit seinem eigenen Garten schon so gut wie fertig. Allgemein müsse man sich in nächster Zeit aber Gedanken um das sogenannte „Naschobst“machen. Damit gemeint seien exotische Früchte wie Papaya, Maracuja oder Feigen, erklärt er. Diese Pflanzen müssten bald in den Wintergarten, um dort „kühl, aber ohne Frost zu überwintern“, betont der Anhauser. ● Schneiden Horst Schulz wird schon bald mit der Schere bewaffnet an seine Rosen rangehen. Nur Verblühtes sollte man vor dem Winter entfernen und die Pflanzen anschließend gut abdecken, sagt er. Reisig oder Hanfsäcke aus dem Fachhandel eigneten sich hier bestens.
Beetrosen sollte man etwa sechs Augen (dort wo Seitentriebe entstehen können) über dem Boden abschneiden und dann ebenfalls mit etwas Erde und Tannenzweigen abdecken, so die Empfehlung aus dem Landratsamt. Wichtig sei es außerdem, dass das Abdeckmaterial für größere Rosengewächse „atmungsaktiv“sei. „Sonst fördert das Kondenswasser die gefürchtete Schimmelkrankheit“, sagt Frey. Im Frühjahr sollten sich Gartenliebhaber die Rosen genau anschauen und erfrorene Triebe entfernen, weiß Schulz. Mit etwas Geduld blüht die Pflanze bald wieder.
Alternativ hält man es wie Ute Schmidt. Die Vorsitzende des Gartenbauvereins Meitingen ist etwas radikaler, was das Beschneiden von Bäumen und Sträuchern betrifft. „Ich persönlich warte, bis alle Blätter und Blüten komplett abgefallen sind, dann wird alles, was nicht mehr schön ist, eiskalt abgeschnitten“, sagt sie lachend. Die Triebe kämen im Frühjahr sowieso dankbar wieder, betont die Meitingerin. ● Rasen Rasenmäher, Sensen und Scheren bleiben im Werkzeugschuppen stehen. „Der letzte Schnitt für dieses Jahr sollte bereits erfolgt sein“, erklärt Horst Schulz. Ab jetzt sollte man das Gras unbedingt stehen lassen. Wenn es noch etwas weiterwachse, umso besser, erklärt Schulz. Das habe einen einfachen Grund, sagt er: „Wir haben keine so heftigen Winter mehr.“Immer wieder sei das Wetter vor allem nass, aber nicht kalt genug für Frost. Deshalb weiche der Boden schnell auf und wer sich dann auch nur auf den Weg zum Kompost mache, hinterlasse Spuren, die im Frühjahr sichtbar sind. „Das sieht dann nicht gut aus“, betont der Vorstand des Gartenbauvereins. ● Laub Bald werden die meisten Laubbäume ihre Blätter verloren haben. Dann heulen anstatt der Rasenmäher wieder die Laubbläser auf und die Biotonnen oder Kompoststellen quellen über. Nicht so bei Johann Baalß aus Fischach. „Das Laub kommt bei mir unter die Sträucher und wird mit Kompost beschwert“, sagt er. Die Erklärung dafür ist einfach: Kompost und Laub dienen auf der einen Seite natürlich als Düngung. Allerdings erfüllen sie noch eine zweite Funktion: „Das Laub schützt die Pflanze vor Frost, damit sie nicht im Boden erfriert“, weiß Baalß. Mit diesen Maßnahmen beginne er allerdings erst später im Oktober, wenn auch genügend Laub gefallen ist, erklärt er.