Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie der Kreis gestressten Kindern helfen will
Betreuung Die Qualität in den Einrichtungen wird in einem Modellversuch begleitet. Doch wo soll neues Personal herkommen?
Landkreis Augsburg
Gruppen mit 15 Kleinkindern, eine Betreuerin für vier Krippenkinder, lange und individuell buchbare Öffnungszeiten: Was in den gesetzlichen Vorgaben nach einer ausreichenden Versorgung aussieht, scheint in der Wirklichkeit nicht für jedes kleine Kind auszureichen. Wie berichtet, hat das Amt für Jugend und Familie in einer Studie erfahren, dass vor allem lange Besuchszeiten und die Größe der Gruppen für einige Kinder zu Stressfaktoren werden können. „Wir wollten mit der Studie aufrütteln“, so der Leiter der pädagogischen Jugendhilfe, Hannes Neumeier, nach der Sitzung.
Eine Erkenntnis der Sitzung war, dass andere Länder weitaus mehr Geld in die frühkindliche staatliche Erziehung investieren als Deutschland. Doch nicht jedes Problem sei so zu lösen. „Auch mit viel Geld finde ich das Personal nicht mehr“, so Rüdiger von Petersdorff vom Frère-Roger-Kinderzentrum in Augsburg, das auch im Landkreis in der Jugendhilfe aktiv ist. Daran wird sich wohl auch mittelfristig nichts ändern.
Dieses Personal wird teilweise an der Berufsfachschule für Kinderpflege in Neusäß ausgebildet. Jedes Jahr startet eine Vollzeitklasse mit 32 Schülerinnen und Schülern sowie jetzt im zweiten Jahr eine Teilzeitklasse, die noch einmal 16 Auszubildende aufnehmen kann. Hier dauert die Ausbildung drei statt zwei Jahre. „Diese Klassen sind voll“, so stellvertretende Schulleiterin Monika Stockinger-Warm. Wobei die Nachfrage durchaus höher ist. „Für die Vollzeitklasse bewerben sich jedes Jahr etwa 200 Jugendliche“, sagt sie, schränkt aber ein: Nicht jeder davon sei auch zur Kinderpflegerin geeignet.
Schließlich gehe es nicht allein darum, am Ende der Ausbildung mit Kindern in den Einrichtungen zu spielen, sondern auch um theoretisches Wissen. Und dieser Bereich werde immer umfangreicher, gerade auch durch die wachsenden Aufgaben in der Kleinkindbetreuung. Immer wieder würde sie Bewerbern deshalb durchaus von dieser Berufswahl abraten. Allerdings: Wenn die Teilzeitklasse auch auf die Stärke von 32 Schülern erhöht werden könnte, würde das dem Bedarf eher gerecht werden, glaubt Stockinger-Warm.
Gleichzeitig versucht der Landkreis auch selbst, an mehreren Stellschrauben zu drehen, um den Aufenthalt für die Krippenkinder und ihre Familien einfacher zu machen und gleichzeitig den Erzieherinnen und Pflegerinnen eine bessere Arbeitsumgebung zu ermöglichen.
Ein Modul dazu ist die Teilnahme am Modellversuch pädagogische Qualitätsbegleitung in Kindertageseinrichtungen (PQB) des Staatsinstituts für Frühpädagogik. 37 Kinderbetreuungseinrichtungen im Landkreis nehmen daran teil. Zentral ist bei der Qualitätsbegleitung demnach die Frage, wie in der Einrichtung miteinander umgegangen wird, so Projektleiterin Manuela Billing jetzt im Jugendhilfeausschuss des Landkreises. Hier kann das Projektteam beobachten und steuernd eingreifen.
Außerdem hat die Fachstelle für Jugendhilfeplanung in der neuesten Ausgabe des Teilplans für Kindertagesbetreuung ganze 90 Maßnahmen und Empfehlungen für alle Betreuungsbereiche formuliert. Dabei ginge es einerseits um die passende Planung von ausreichend Betreuungsplätzen, andererseits aber auch um die Steigerung der Qualität in den Einrichtungen, so Günter Katheder-Göllner von der Fachstelle. Zu den Empfehlungen gehört beispielsweise, den Bedarf an Krippenplätzen halbjährlich abzufragen, um rechtzeitig planen zu können und auch das Netz an Tagesmüttern und -vätern auszubauen. Auch die Beratung der Eltern, wie eine Aufenthaltszeit der Kleinkinder in einer Krippe verkürzt werden könnte, spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Jugendhilfeausschuss hat sämtlichen Maßnahmen einstimmig zugestimmt.