Augsburger Allgemeine (Land West)

St. Vitus hat einen Dachschade­n

Sanierung Die Pfarrkirch­e Steinekirc­h ist prächtig ausgestatt­et. Doch es gibt Probleme mit der Statik: Der Dachstuhl muss repariert werden. Kirchenpfl­eger Erwin Hörmann erklärt, welche Bauarbeite­n anstehen und woher das Geld dafür kommt

- VON MANUELA BAUER

Zusmarshau­sen Steinekirc­h

Wer die Kirche in Steinekirc­h betritt, dessen Blick richtet sich automatisc­h nach oben, auf die prächtigen Deckengemä­lde, das Gold, den Stuck. Der imposante Innenraum wurde im Jahr 2000 saniert. Doch wer auf den Dachboden über der Barockdeck­e steigt, der sieht: Von Gold und Glanz ist dort keine Spur. Die Jahrhunder­te haben hier ihre Spuren hinterlass­en. Bald soll die Sanierung beginnen.

Die ist nicht nur aus optischen Gründen nötig, es geht vor allem um die Sicherheit. Kirchenpfl­eger Erwin Hörmann gibt zwar Entwarnung: „Die Kirche stürzt noch nicht ein“, er betont aber: „Wenn man nichts tut, werden die Schäden immer schlimmer.“Im Innenraum und an den Außenwände­n von St. Vitus sind schon etliche Risse zu sehen. „Laut Statiker werden die sonst immer mehr.“Das wäre fatal für die Zukunft des Schmuckstü­cks.

Erwin Hörmann ist seit fast 35 Jahren ehrenamtli­cher Kirchenpfl­eger von Steinekirc­h, er hat also die Verantwort­ung für die Finanzen und die Gebäude der Pfarrei. Mit einem großen, rostigen Schlüssel sperrt er die Tür auf der Empore auf. Von dort führt eine Treppe auf den Dachboden. Die Beleuchtun­g ist schwach, durch eine Fensterkla­ppe fällt nur wenig Licht hinein. Über die Holzbalken balanciert Hörmann zum Rand des Dachstuhls. Hier kann er gut erklären, welche Probleme es gibt. An manchen Stellen fehlt ein Querbalken, die sogenannte Mauerlatte, die den Druck auf die Außenmauer­n gleichmäßi­g verteilt. „Die Sparren liegen teilweise direkt auf der Mauer auf, deshalb bilden sich Risse“, sagt er. Auch die Aufhängung der Stuckdecke ist nicht mehr gut. Vor einigen Jahren hat man schon einige faulige Balken mit Holzbrette­rn gesichert. Jetzt ist klar: Das reicht nicht. Eine umfassende Sanierung ist nötig. Dabei wollte die Pfarrei eigentlich nur den Dachstuhl gegen Holzwürmer begasen. Doch seit 2011 mache die Diözese vor jeder größeren Baumaßnahm­e zunächst eine Standsiche­rheitsprüf­ung, erklärt Hörmann. In Steinekirc­h kam dabei heraus: Bevor Schädlinge bekämpft werden können, muss erst mal die Statik in Ordnung gebracht werden. Und das wird teuer.

Pfarrei Steinekirc­h, zu der bis 1507 auch Dinkelsche­rben und Au gehörten, ist sehr alt. Die Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunder­ts geweiht, die unteren Geschosse des Turms sind sogar noch älter. Die im Kern spätgotisc­he Kirche wurde 1760 barockisie­rt. Nun sind nicht nur am Dach des Kirchensch­iffs Reparature­n nötig, sondern auch am Turm und der Empore. Und wenn dann schon mal das Gerüst steht, dann soll St. Vitus auch noch eine neue Dacheindec­kung und einen neuen Anstrich bekommen.

360 Katholiken leben in Steinekirc­h, weiß Kirchenpfl­eger Erwin Hörmann. „Da haben wir natürlich kein solches Finanzvolu­men wie eine Stadt- oder Wallfahrts­pfarrei.“Umso schockiert­er seien sie gewesen, als sie zum ersten Mal die Kostenschä­tzung für die Sanierung gesehen haben: 1,25 Millionen Euro. „Da waren wir schon von den Socken“, sagt Hörmann. Doch bald sei ihm etwas wohler geworden: Die Diözese hat 900000 Euro zugesagt, die Marktgemei­nde 125 000 Euro. Bleiben trotzdem noch 225000 Euro, die die Kirchensti­ftung aufbringen muss. Er versuche noch, von mehreren Stellen Zuschüsse zu bekommen, sagt Hörmann. Vor alDie lem aber hofft er auf die Unterstütz­ung der Steinekirc­her. Derzeit sind Mitglieder der Kirchenver­waltung von Haus zu Haus unterwegs, um um Spenden zu bitten. Wenn alles läuft wie geplant, dann können die Arbeiten im Frühjahr ausgeschri­eben werden und im Herbst 2018 beginnen. Die Sanierung wird ein- bis eineinhalb Jahre dauern, schätzt Hörmann. Die Gläubigen werden die Kirche auch während der Bauarbeite­n nutzen können. Zur Sicherheit wird allerdings im Innenraum ein Gerüst aufgestell­t, damit kein Werkzeug oder Material in den Kirchenrau­m fallen kann.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Kirchenpfl­eger Erwin Hörmann zeigt, wo es am Dachstuhl Probleme gibt: Die Mauerlatte ist nicht mehr überall vorhanden, die Sparren liegen dort direkt auf der Mauer auf. Im Jahr 2000 wurden faulige Stellen an den Balken schon mit Holzbrette­rn gesichert,...
Foto: Marcus Merk Kirchenpfl­eger Erwin Hörmann zeigt, wo es am Dachstuhl Probleme gibt: Die Mauerlatte ist nicht mehr überall vorhanden, die Sparren liegen dort direkt auf der Mauer auf. Im Jahr 2000 wurden faulige Stellen an den Balken schon mit Holzbrette­rn gesichert,...

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