Augsburger Allgemeine (Land West)
Seehofer soll weg, Trautner will bleiben
Politik Im Schatten des Machtkampfs in der CSU positioniert sich der Kreisverband für die Landtagswahlen. Dafür findet heute in Dinkelscherben eine wichtige Abstimmung statt
Landkreis Augsburg/Dinkelscherben
Auch die CSU im Augsburger Land wendet sich von Horst Seehofer ab und fordert einen personellen Neuanfang an der Spitze der Partei. Das ist das Ergebnis einer Sitzung des CSU-Kreisvorstands mit den Ortsvorsitzenden unter der Woche. Dort habe die Parteibasis „sehr deutlich“zu verstehen gegeben, dass sie einen „geordneten Abgang“von Seehofer fordere, um mit neuem Spitzenpersonal in die kommenden Landtagswahlen zu gehen, so die CSU-Kreisvorsitzende Carolina Trautner. Auch sie befürworte diesen Schritt und fordere mit dem gesamten Kreisvorstand einen geordneten Übergang bis zum Parteitag im November.
In der Krisen-Sitzung seien die örtlichen CSU-Vertreter des mitgliederstärksten schwäbischen Kreisverbandes auch mit der Wahl- kampf-Strategie der CSU-Spitze für den Bundestag hart ins Gericht gegangen. Das Thema „Flüchtlinge“habe zu sehr im Vordergrund gestanden, Themen wie die Rente oder Pflege seien dagegen vernachlässigt worden, sagte Trautner gegenüber unserer Zeitung. Die Mitglieder des Kreisverbandes selbst hätten sich nichts vorzuwerfen. Sie hätten engagiert Wahlkampf gemacht.
Für den nächsten Wahlkampf, nämlich den um die Mehrheit im Landtag, setzt die Landkreis-CSU auf eine Mitglieder-Befragung. Zitat: „Die Basis soll ausdrücklich Themen benennen, die im Bundestagswahlkampf nicht ausreichend im Vordergrund gestanden haben und auch konkrete Vorschläge für das Wahlprogramm für den Landtagswahlkampf formulieren.“
Die 56-jährige Trautner stellt sich heute in Dinkelscherben den Delegierten ihrer Partei zur Wie- derwahl als Landtagskandidatin. Möglicherweise werde sie bei der Abstimmung von etlichen Delegierten im Nachgang der Bundestagswahl einen „Denkzettel“bekommen, sagte Trautner gestern gegenüber unserer Zeitung. „Ich hoffe es nicht, aber es ist nicht auszuschließen.“
Die Stadtbergerin war vor ziemlich genau fünf Jahren erstmals zur Direktkandidatin der CSU im Stimmkreis Augsburg-Land-Süd gewählt worden. Damals setzte sich gegen den Wehringer Matthias Neff mit 68 von 109 Stimmen durch und wurde im Herbst 2013 auch zur Abgeordneten und Nachfolgerin von Max Strehle gewählt. Diesmal hat Trautner parteiintern keinen Konkurrenten.
Dafür haben die Delegierten im Pfarrzentrum von Dinkelscherben bei der Wahl des Bezirktsagsbewerbers tatsächlich eine Wahl. Für die Nachfolge von Jürgen Reichert bewerben sich Matthais Neff und der Bobinger Klaus Förster.
Bezirkstagspräsident Reichert, der diesem Gremium bereits seit 1998 angehört und seit 2003 dessen Präsident ist, hatte im Mai dieses Jahres verkündet, dass er kein fünftes Mal mehr zu einer Bezirkstagswahl antreten werde. Wer Nachfolger des Bobingers als „Chef“des Bezirks werden soll, ist bislang offen. Häufig genannt wird der Name Martin Sailer (CSU). Der Augsburger Landrat will sich gegen Ende des Jahres äußern.
So sieht es bei den anderen Parteien aus
Auch bei den anderen Parteien formieren sich die Kandidaten langsam. Die SPD wird voraussichtlich auf den amtierenden Landtagsabgeordneten Herbert Woerlein setzen, der jetzt erst erfolglos für den Bundestag kandidiert hatte. Die FDP hat bereits den Königsbrunner Stadtrat und Kreisvorsitzenden Christian Toth nominiert, bei den Grünen wird voraussichtlich Maximilian Deisenhofer ins Rennen gehen. Er soll kommende Woche nominiert werden. Freie Wähler und AfD lassen sich bei der KandidatenKür noch ein wenig Zeit.
Im Stimmkreis Augsburg West, der auch die Städte Neusäß und Gersthofen umfasst, treten unter anderem die Abgeordneten Johannes Hintersberger (CSU) und Harald Güller (SPD) wieder an.
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