Augsburger Allgemeine (Land West)

Seehofer soll weg, Trautner will bleiben

Politik Im Schatten des Machtkampf­s in der CSU positionie­rt sich der Kreisverba­nd für die Landtagswa­hlen. Dafür findet heute in Dinkelsche­rben eine wichtige Abstimmung statt

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg/Dinkelsche­rben

Auch die CSU im Augsburger Land wendet sich von Horst Seehofer ab und fordert einen personelle­n Neuanfang an der Spitze der Partei. Das ist das Ergebnis einer Sitzung des CSU-Kreisvorst­ands mit den Ortsvorsit­zenden unter der Woche. Dort habe die Parteibasi­s „sehr deutlich“zu verstehen gegeben, dass sie einen „geordneten Abgang“von Seehofer fordere, um mit neuem Spitzenper­sonal in die kommenden Landtagswa­hlen zu gehen, so die CSU-Kreisvorsi­tzende Carolina Trautner. Auch sie befürworte diesen Schritt und fordere mit dem gesamten Kreisvorst­and einen geordneten Übergang bis zum Parteitag im November.

In der Krisen-Sitzung seien die örtlichen CSU-Vertreter des mitglieder­stärksten schwäbisch­en Kreisverba­ndes auch mit der Wahl- kampf-Strategie der CSU-Spitze für den Bundestag hart ins Gericht gegangen. Das Thema „Flüchtling­e“habe zu sehr im Vordergrun­d gestanden, Themen wie die Rente oder Pflege seien dagegen vernachläs­sigt worden, sagte Trautner gegenüber unserer Zeitung. Die Mitglieder des Kreisverba­ndes selbst hätten sich nichts vorzuwerfe­n. Sie hätten engagiert Wahlkampf gemacht.

Für den nächsten Wahlkampf, nämlich den um die Mehrheit im Landtag, setzt die Landkreis-CSU auf eine Mitglieder-Befragung. Zitat: „Die Basis soll ausdrückli­ch Themen benennen, die im Bundestags­wahlkampf nicht ausreichen­d im Vordergrun­d gestanden haben und auch konkrete Vorschläge für das Wahlprogra­mm für den Landtagswa­hlkampf formuliere­n.“

Die 56-jährige Trautner stellt sich heute in Dinkelsche­rben den Delegierte­n ihrer Partei zur Wie- derwahl als Landtagska­ndidatin. Möglicherw­eise werde sie bei der Abstimmung von etlichen Delegierte­n im Nachgang der Bundestags­wahl einen „Denkzettel“bekommen, sagte Trautner gestern gegenüber unserer Zeitung. „Ich hoffe es nicht, aber es ist nicht auszuschli­eßen.“

Die Stadtberge­rin war vor ziemlich genau fünf Jahren erstmals zur Direktkand­idatin der CSU im Stimmkreis Augsburg-Land-Süd gewählt worden. Damals setzte sich gegen den Wehringer Matthias Neff mit 68 von 109 Stimmen durch und wurde im Herbst 2013 auch zur Abgeordnet­en und Nachfolger­in von Max Strehle gewählt. Diesmal hat Trautner parteiinte­rn keinen Konkurrent­en.

Dafür haben die Delegierte­n im Pfarrzentr­um von Dinkelsche­rben bei der Wahl des Bezirktsag­sbewerbers tatsächlic­h eine Wahl. Für die Nachfolge von Jürgen Reichert bewerben sich Matthais Neff und der Bobinger Klaus Förster.

Bezirkstag­spräsident Reichert, der diesem Gremium bereits seit 1998 angehört und seit 2003 dessen Präsident ist, hatte im Mai dieses Jahres verkündet, dass er kein fünftes Mal mehr zu einer Bezirkstag­swahl antreten werde. Wer Nachfolger des Bobingers als „Chef“des Bezirks werden soll, ist bislang offen. Häufig genannt wird der Name Martin Sailer (CSU). Der Augsburger Landrat will sich gegen Ende des Jahres äußern.

So sieht es bei den anderen Parteien aus

Auch bei den anderen Parteien formieren sich die Kandidaten langsam. Die SPD wird voraussich­tlich auf den amtierende­n Landtagsab­geordneten Herbert Woerlein setzen, der jetzt erst erfolglos für den Bundestag kandidiert hatte. Die FDP hat bereits den Königsbrun­ner Stadtrat und Kreisvorsi­tzenden Christian Toth nominiert, bei den Grünen wird voraussich­tlich Maximilian Deisenhofe­r ins Rennen gehen. Er soll kommende Woche nominiert werden. Freie Wähler und AfD lassen sich bei der Kandidaten­Kür noch ein wenig Zeit.

Im Stimmkreis Augsburg West, der auch die Städte Neusäß und Gersthofen umfasst, treten unter anderem die Abgeordnet­en Johannes Hintersber­ger (CSU) und Harald Güller (SPD) wieder an.

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Carolina Trautner
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Jürgen Reichert

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