Augsburger Allgemeine (Land West)
Österreich: Wahlsieger heißt Kurz
Außenminister wird wohl Bundeskanzler. Rechtspopulisten stark
Wien Österreich steht vor einem Machtwechsel. Bei der gestrigen Parlamentswahl holte die konservative ÖVP mit ihrem Spitzenkandidaten Sebastian Kurz die meisten Stimmen. Der bisherige Außenminister hat damit gute Chancen, Bundeskanzler zu werden. Zweiter Sieger des Tages ist Heinz-Christian Strache, der mit seiner FPÖ ebenfalls stark zulegte. Damit erlebt die Alpenrepublik einen klaren Rechtsruck. Laut den Hochrechnungen lagen die Rechtspopulisten auf dem dritten Platz, nur knapp hinter der SPÖ. Die Sozialdemokraten hatten bislang mit Christian Kern den Regierungschef gestellt. Nach einem Rekordergebnis 2013 stürzten die Grünen ab. Sie könnten sogar den Einzug ins Parlament verpassen. Die Hürde dafür liegt bei vier Prozent. Die Hoffnung der Grünen ruhten auf den Briefwahlstimmen, die noch nicht ausgezählt sind.
Der Wahlkampf war von einer Schmutzkampagne aus den Reihen der SPÖ gegen den Favoriten Sebastian Kurz überschattet worden. Nun könnte er der jüngste Bundeskanzler der österreichischen Geschichte werden. Der 31-Jährige steht für einen strengen Migrationskurs und will die illegale Zuwanderung auf null begrenzen. Nach dem Bruch der völlig zerstrittenen Koalition aus SPÖ und ÖVP im Mai waren vorzeitige Wahlen nötig geworden. Regulärer Termin wäre erst in einem Jahr gewesen. Beide Parteien haben sich gegenseitig angezeigt. Eine Fortsetzung ihres Bündnisses scheint unter diesen Umständen nahezu ausgeschlossen. Allerdings müsste sich Kurz für eine Mehrheit im Parlament stattdessen auf ein Bündnis mit der FPÖ einlassen.
Im Kommentar analysiert Rudi Wais das österreichische Wahlergebnis. In der Politik finden Sie weitere Hintergründe zur Wahl in unserem Nachbarland.