Augsburger Allgemeine (Land West)
„Ich möchte die Leute aus ihrem Alltag reißen“
unsere Welt ist so durchgeknallt und nicht mehr begreifbar, dass ich die Leute mit meinen Programmen in eine Welt bringen will, in der sie sich wohl und sicher fühlen. Das ist eine schöne Aufgabe.
Kennen Sie trotz Ihres Erfolges noch das Gefühl der Existenzangst?
Ich glaube, es ist tief innen drin immer vorhanden. Das ist etwas, was mich immer angetrieben hat. Es war mein unbedingter Wille, den Kampf in der Kunst nicht zu verlieren und wieder zurück an die Werkbank zu müssen. Nicht dass ich meinen alten Beruf schlecht finden
Astor:
würde, aber für mich wäre das die bitterste Niederlage überhaupt gewesen. Damit wäre ich nie klargekommen. Diese unterschwellige Angst ist bei so gut wie jedem Künstler da, die dann strampeln, wenn die Zeit gut ist. Ich kann aber mittlerweile tatsächlich, materiell gesehen, ein schönes Leben führen. Vor kurzem habe ich mir sogar ein Haus gekauft und erstmals in meinem Leben Schulden gemacht. Aber natürlich schaue ich drauf, dass ich mittelfristig wieder auf null komme. Damit ich dann wieder für meine Rente sorgen kann, wenn ich vielleicht mit Mitte 70 aufhöre zu spielen und dann nicht jedes Fünferl umdrehen muss.
Sind Sie eigentlich im Grunde ein ernster, eher nachdenklicher Mensch?
Nachdenklichkeit kommt ja von „nachdenken“. Das ist etwas, was es braucht. Ich mache natürlich nicht pausenlos die Witztrommel auf. Wenn ich lachen kann, dann lache ich. Aber ich kenne auch Selbstzweifel. Das ist der Grund, warum ich mit Demut an meinen Job rangehe. Wenn du irgendwann nur mehr mit der breiten Brust daherkommst, dann ist das der Beginn eines Niedergangs.
Astor:
Mir ging es ja nie um Geld, Ruhm und Glanz. Ich wollte einfach mein Leben anders verbringen als in der standardisierten Version, wie ich sie in meinem Freundeskreis gesehen habe. Ich wollte ausbrechen aus dem bürgerlichen Leben mit Reiheneckhaus und Thujahecke.
Ihr neues Gitarren-Album „Insel“klingt sehr entspannt. Wie entstand es?
Danke. Sound of Islands ersetzt bei mir schon auch den Therapeuten. Ich wollte eine Inselmusik schaffen, die ich selbst schreibe. Es soll eine Insel sein für Momente im Leben, wo man so etwas braucht. Wenn es einem selbst nicht gut geht oder wenn man Musik für bestimmte Stimmungen braucht. Ich habe ein schönes Kompliment von einer Frau gekriegt, die zum neuen Album gesagt hat: Das ist „music for lovers“. Anscheinend hat sie es schon ausprobiert. Und ich habe kein Problem damit, wenn meine Musik als Aphrodisiakum benützt wird.
Astor:
Sie sagten, Ihre Musik sei für Sie auch eine Art persönliche Therapie. Was therapieren Sie denn gerade?
Da wäre ich schön blöd, wenn
Astor: