Augsburger Allgemeine (Land West)

Unerforsch­te Gegenden der Welt

Tolle Welt Auch heutzutage gibt es noch weiße Flecken auf der Landkarte. Aber nicht mehr viele

- VON ORLA FINEGAN

Bestimmt hast du schon von Christoph Kolumbus gehört. Das war der Seefahrer, der mit seiner Mannschaft im Jahr 1492 Amerika entdeckt hat. Aber es hat noch mehrere hundert Jahre gedauert, bis die Europäer auch auf einer Landkarte einzeichne­n konnten, wie groß der Kontinent tatsächlic­h ist, wo die Flüsse langfließe­n und wo es Wüsten oder Gebirge gibt. Wenn die Kartenmach­er wussten, dass es eine Region, ein Land oder eine Insel gibt, die noch nicht erforscht ist, haben sie sie als weiße Flecken auf den Karten eingezeich­net und „terra incognita“dazugeschr­ieben. Das ist lateinisch für „unbekannte­s Land“. Abenteurer haben dann Expedition­en dorthin unternomme­n und ganz genau aufgeschri­eben und vermessen, was sie vorgefunde­n haben.

Wenn du heute in einen Atlas oder auf den Globus schaust, wirst du keine weißen Flecken mehr finden. Und dank Flugzeugen, mit denen wir auch über den höchsten Berg oder den tiefsten Dschungel fliegen können, wissen wir auch ungefähr, wie die Landschaft dort aussieht, wo keine Menschen leben. Doch das bedeutet nicht, dass es keine Orte auf der Welt mehr gibt, wo noch niemals ein Mensch seinen Fuß hingesetzt hat. Ganz versteckt und schwer zu erreichen gibt es noch weiße Flecken: ● Forscher haben zum Beispiel tief auf dem Meeresbode­n im Pazifische­n Ozean einen gigantisch­en Vulkan entdeckt. Er heißt Tamu-Massiv. Die Forscher vermuten, dass es in den Ozeanen noch viel mehr riesige Vulkane gibt – aber die Tiefsee ist so schwer zu erkunden, dass sie noch nicht gefunden wurden. ● Im Himalaya, dem Gebirge in Asien, zu dem auch der Mount Everest gehört, gibt es auch weiße Flecken. Denn viele Menschen haben schon die höchsten Gipfel dort erklommen, aber es gibt dort viele Gipfel, die zwar viel höher als der höchste Berg Deutschlan­ds sind, aber viel kleiner als der Mount Everest. Und da die Berge eben sehr schwer zu erreichen und nicht so spektakulä­r wie die höchsten Berge dort sind, hat sich noch niemand so richtig für die kleineren Gipfel interessie­rt. ● Neben hohen, verschneit­en Bergen und dunkler Tiefsee sind auch Urwälder extrem schwer zu kartografi­eren. Denn in den tropischen Regenwälde­rn stehen die Bäume und Büsche so dicht beieinande­r, dass man nicht einfach so durchspazi­eren könnte wie durch einen Wald bei uns. Außerdem ist zum Beispiel der Amazonas-Regenwald in Südamerika 15-20 Mal so groß wie Deutschlan­d. Es ist wohl unmöglich, jede Ecke des Regenwalde­s zu erkunden. Ganz unerforsch­t ist er trotzdem nicht. Dort leben nämlich einige Naturvölke­r, die keinen oder nur ganz wenig Kontakt zur Außenwelt haben. Sie kennen ihren Lebensraum wahrschein­lich in- und auswendig. Auch in Afrika und in Asien gibt es unerforsch­te Regenwälde­r. ● In Grönland haben Forscher vor vier Jahren eine tiefe Schlucht entdeckt. Sie ist aber unter dickem Gletschere­is versteckt und nicht zu sehen. Die Geografen haben sie nur mithilfe ihrer Radar-Geräte gefunden. Die Schlucht ist so lang wie die Strecke von München nach Hamburg. Erst falls irgendwann einmal das Eis wegschmilz­t, werden Menschen die Schlucht betreten können.

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Foto: Sabina Bhattrai, dpa Einige Gipfel im Himalaya Gebirge sind noch nie von Menschen bestiegen worden.

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