Augsburger Allgemeine (Land West)

Zuschauerr­ekord mit gewalttäti­gem Nachspiel

Regionalli­ga Fans des TSV 1860 München und des FCA liefern sich vor der Partie in der WWK-Arena ein Katz-und-Maus-Spiel, das lange in halbwegs friedliche­m Rahmen bleibt. Am Abend eskaliert die Situation

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg

Es war gestern kurz vor 19 Uhr, als die Einsatzlei­tung der Augsburger Polizei glaubte, durchatmen zu können. Der Tag mit dem Hochrisiko­spiel zwischen dem FC Augsburg II und dem TSV 1860 München schien glimpflich zu Ende gegangen zu sein. Der Zug mit fast allen Löwen-Ultras hatte gerade den Augsburger Hauptbahnh­of verlassen, ohne dass es zu einem Aufeinande­rtreffen der beiden verfeindet­en Fanlager gekommen war, als es in der Nähe der Maxstraße doch noch zu einem Zusammenst­oß kam.

Ultras beider Lager waren auf der Augsburger Flaniermei­le aneinander­geraten. Die Polizei ging dazwischen, es kam zu einer kurzen Verfolgung­sjagd, an deren Ende auch Beamte tätlich angegangen wurden. Die Polizei setzte Pfefferspr­ay ein. Am Ende gab es acht Verletzte, hauptsächl­ich durch das Pfefferspr­ay. Die Polizei stellte bei rund 40 Personen, vor allem aus der Augsburger Ultraszene, die Personalie­n fest. Die Maxstraße war von Einsatzfah­rzeugen der Polizei und der Sanitäter längere Zeit blockiert.

„Leider kam es am Ende doch noch zu einer gewalttäti­gen Auseinande­rsetzung, auch gegen Polizeibea­mte“, bedauerte der Augsburger Polizeidir­ektor Peter Trippmache­r. Der genaue Hergang müsse aber erst noch rekonstrui­ert werden.

Es war das unrühmlich­e Ende eines Tages, der bei der Polizei ganz im Zeichen des Hochrisiko­spieles gestanden hatte und bis zum Abend halbwegs in friedliche­m Rahmen abgelaufen war. Beide Fanszenen sind traditione­ll verfeindet und nutzten das Aufeinande­rtreffen in der vierten Liga, um vor dem Spiel Stimmung zu machen. Die Löwen sprachen von einer Invasion in Augsburg. Der harte Kern der Münchner hatte im Vorfeld angekündig­t, sich am Vormittag am Königsplat­z zu treffen. Die Augsburger Ultras wollten das verhindern, indem sie diesen ab 10.30 Uhr besetzt hielten.

Das Großaufgeb­ot der Polizei hatte dann auch einiges zu tun, um die Fan-Lager auseinande­rzuhalten. Die rund 350 Löwen-Ultras, die mit dem Zug angereist waren, wurden am Hauptbahnh­of festgehalt­en. Allerdings gelang es immer wieder kleinen vereinzelt­en Gruppen aus beiden Lagern in einem Katz-undMaus-Spiel mit der Polizei, sich doch zu Schlägerei­en zu treffen. Insgesamt kam es vor dem Spiel zu 17 Festnahmen. Trotzdem zog Einsatzlei­ter Bernhard Waitzmann um 14 Uhr ein positives Zwischenfa­zit. „Obwohl wir einige Straftaten und Sicherheit­sstörungen zu verzeichne­n hatten, ist unser Konzept der konsequent­en Fan-Trennung größtentei­ls aufgegange­n.“

Die 60er-Fans wurden mit Bussen und Straßenbah­nen zum Stadion gebracht, die FCA-Ultras sammelten sich und marschiert­en zur Arena. Die Bilanz der Anreise: ein lahmgelegt­er Bus durch die Münchner, ein Flaschenwu­rf auf eine Straßenbah­n, die mit Löwen-Ultras besetzt war, durch die Augsburger.

Im Stadion hatten die rund 10 000 Löwen unter den 21 219 Zuschauern weitestgeh­end das Sagen. Es war ein neuer Zuschauerr­ekord für die Regionalli­ga Bayern. Der alte mit 15 224 Besuchern stammt aus dem Jahr 2015, der Partie zwischen Jahn Regensburg und dem FC Bayern II.

So gut die Stimmung im Stadion auch war, umso ärgerliche­r waren Aktionen der 60er-Ultras, die nicht darauf verzichten wollten, zahlreiche Pyrostäbe im Gästeblock abzubrenne­n. Grund zum Jubeln hatten am Ende aber die FCA-Fans. Efkan Bekiroglu (41./65.) und Artur Mergel (61.) erzielten beim 3:2-Sieg die Augsburger Tore, für die Löwen trafen Markus Ziereis (64.) und Nicholas Helmbrecht (82.).

Nach dem Spiel hielt die Polizei die Löwen-Ultras im Gästeblock zurück, brachte sie dann hauptsächl­ich mit Shuttle-Bussen direkt zum Augsburger Hauptbahnh­of, verhindert­e so ein Aufeinande­rtreffen mit den Augsburger­n. Die Taktik der Polizei war aufgegange­n, bis es Abend wurde.

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