Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie kann die Stadt behindertengerecht werden?
Inklusion Bürger diskutierten in der Kongresshalle über notwendige Verbesserungen in Augsburg
Inklusion bedeutet, dass Menschen mit Behinderung in den normalen Alltag aller Menschen eingeschlossen werden. Wie das in Augsburg verwirklicht werden kann, damit befasste sich am Samstag eine Bürgerwerkstadt in der Kongresshalle, zu der die Stadt geladen hatte. In sechs Arbeitsgruppen konnten die Teilnehmer ihre Erfahrungen schildern und auf Probleme aufmerksam machen.
„Wer kann meine Interessen besser vertreten als ich selbst?“, sagt Rollstuhlfahrerin Claudia Reisinger, die an diesem Tag unter anderem die Arbeitsgruppe Kultur und Freizeit besucht hat. Als Mitglied des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) sieht sie es als ihre Aufgabe, die Nöte ihrer Vereinsmitglieder an diesem Tag zu Gehör zu bringen. So habe die Stadt im Spickelbad gerade die Preise für Behinderte stark erhöht und Erfordernisse wie einen Betreuer mit ErsteHilfe-Ausbildung aufgestellt, die das wöchentliche Schwimmen der BSK-Mitglieder praktisch unmöglich machten. „Es kann doch nicht sein, dass auf der einen Seite Inklusion propagiert wird und es auf der anderen Seite solche Rückschritte gibt“, sagt sie.
Florian Sitzmann hat an diesem Tag als Gast und Redner an der Veranstaltung teilgenommen. Der Buchautor (Der halbe Mann – dem Leben Beine machen) sieht die Stadt mit der Bürgerbeteiligung auf einem guten Weg. „Das waren tolle Gespräche in alle Richtungen“, sagt er. In den Arbeitsgruppen habe man ausführlich diskutiert, was läuft und was noch verbessert werden muss. „Ich denke, daraus lassen sich potente Empfehlungen für die Menschen ableiten, die in dieser Stadt die Weichen stellen“, so der Autor.
Die sehbehinderte Martina Schorcht wollte als Neubürgerin wissen, wie Augsburg mit Behinderten umgeht. „Ich bin positiv überrascht“, sagt sie. Allerdings sei in der Stadt noch viel zu tun. „Die Innenstadt und besonders Einkaufszentren sind für Sehbehinderte ein Problem.“Vieles sei eine Sache der Aufmerksamkeit. „In der Großstadt achten die Menschen zu wenig aufeinander und man bekommt als Sehbehinderte nur schwer Hilfe“, ist ihre Erfahrung.
Am Ende der Bürgerwerkstatt werden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen in einer Dokumentation zusammengefasst, erklärt Organisatorin Andrea Bayer vom Beraterkreis Inklusion der Stadt. Gemeinsam mit den Ergebnissen eines Fragebogens, der an diesem Tag ausgegeben wurde und der noch bis zum 30. November online ausgefüllt werden kann, sollen daraus Handlungsempfehlungen für die Gremien der Stadt entstehen, so Bayer. Ihr ist bewusst, dass in Augsburg noch einiges für die Behinderten geschehen muss – doch hätten die Berichte in den Arbeitsgruppen auch gezeigt, dass man auf einem guten Weg sei.