Augsburger Allgemeine (Land West)

Kirchenren­ovierung wird zum Millionenp­rojekt

St. Michael Die Sanierung soll bis zum Jahresende abgeschlos­sen sein. Warum die Arbeiten viel aufwendige­r wurden als zunächst geplant

- VON PETER BAUER

Krumbach

„Totalopera­tion“: Das Wort mag dem einen oder anderen über die Lippen kommen, wenn er sich im Inneren der Kirche St. Michael umschaut. Baugerüste, der Emporenber­eich quasi eine Komplettba­ustelle, dazu die umfassende­n Arbeiten im Dachstuhlb­ereich. Ferdinand Guggenmos, Mitglied der Kirchenver­waltung, geht davon aus, dass die Sanierung rund eine Million Euro kosten wird. Er hofft, dass die Arbeiten bis zum Jahresende abgeschlos­sen sind.

Eine Million Euro? Wer hätte das gedacht vor vier Jahren. Damals hatte die Diözese Augsburg eine „Standsiche­rheitsunte­rsuchung“der Kirche auf den Weg gebracht. „Ein guter Zustand“– so hieß es zunächst. Lediglich einige geringfügi­ge Eingriffe am Dachstuhl schienen notwendig zu sein. Doch dann kamen bei den Arbeiten immer mehr Schäden ans Tageslicht. Morsches Holz, Braunfäule, Hausschwam­mbefall im Holz und im Mauerwerk. Zahlreiche Deckenbalk­en waren lädiert. Hinzu kamen die Probleme mit der Decke im Langhaus der Kirche. Derzeit laufen die Arbeiten an den beiden Emporen, auch hier müssen unter anderem beschädigt­e Balken erneuert werden. Und dann war da auch noch die Sanierung der Orgel. Die Erneuerung des Spieltisch­es und der Pfeifen standen an, zudem wurde die Orgel zusätzlich mit einem Glockenspi­el versehen. Guggenmos hofft, dass die Arbeiten im Emporenber­eich bis etwa Mitte November abgeschlos­sen sein könnten, die Gesamtreno­vierung bis zum Jahreswech­sel. Mit Blick auf die Re- novierungs­arbeiten bei den Emporen musste eine Staubschut­zwand eingebaut werden, die Emporen wurden für Kirchenbes­ucher gesperrt. Guggenmos geht von Gesamtkost­en von etwa einer Million Euro aus. Davon würden auf die Orgel circa 130000 Euro entfallen, etwa 90000 Euro auf die Sanierunge­n im Langhaus (Stuckdecke, Fresken, Ornamentik). Für den Hauptantei­l von 780 000 Euro sei mit einem Zuschuss in Höhe von gut 60 Prozent von der Diözese zu rech- nen. „Wir sind sehr zufrieden, dass wir von der Diözese angemessen unterstütz­t werden“, sagt Guggenmos.

Weitere Zuwendunge­n gab es nach Auskunft von Guggenmos von der Stadt Krumbach (bisher 30000 Euro), vom Landkreis (bisher 5000 Euro), vom Lions-Club Mittelschw­aben (2000 Euro), von der Bayerische­n Landesstif­tung (27 000 Euro), vom Landesamt für Denkmalpfl­ege (bislang 7500 Euro) und von den Krumbacher Rotariern (2200 Euro). Zu rechnen sei auch mit einer Zuwendung vom Bezirk Schwaben. Für das Orgel-Glockenspi­el seien 14 000 Euro gespendet worden, die Diözese habe für die Orgel 10 000 Euro zur Verfügung gestellt. Spenden aus der Bevölkerun­g gebe es wohl in einer Größenordn­ung von rund 20000 bis 30000 Euro. Guggenmos freut sich über die große Spendenber­eitschaft der Menschen. Auch Menschen mit geringem Einkommen hätten wiederholt Beträge in Höhe von 500 oder gar 1000 Euro gespendet. Zuwendunge­n gab es auch von der Sparkasse und der Raiffeisen­bank Krumbach (inzwischen Schwaben Mitte). Zunächst war man von Kosten von rund 320000 Euro ausgegange­n. Die Arbeiten begannen im April 2016. Die Verantwort­lichen rechneten mit einem raschen Abschluss der Arbeiten voraussich­tlich Ende September 2016. Doch dann zogen sich die Dinge mehr und mehr in die Länge. „Aufgrund des nicht eingrenzba­ren Hausschwam­mbefalls wurden die Zimmererar­beiten enorm ausgeweite­t“, erklärt Guggenmos. Und dann wurde auch noch im Chor und in den Seitenschi­ffen Hausschwam­m und Braunfäule­befall diagnostiz­iert.

In Sachen Kirchensan­ierungen hat Ferdinand Guggenmos schon einiges erlebt und selbst maßgeblich mitgestalt­et. Der 81-jährige ehemalige Präsident der Direktion für ländliche Entwicklun­g Krumbach ist seit mittlerwei­le 47 Jahren Mitglied der Kirchenver­waltung St. Michael. Immer wieder spricht Guggenmos über die Außenrenov­ierung der Kirche im Jahr 2007, als in der Bevölkerun­g geradezu leidenscha­ftlich über den Anstrich der Kirche (es blieb schließlic­h bei Rot-Weiß) debattiert wurde. Die jetzt laufende Renovierun­g ist ebenfalls umfangreic­h und wohl in den Details noch komplizier­ter als 2007. Wieder betreut Guggenmos maßgeblich das Projekt. Und allein die Schnelligk­eit, mit der er Begriffe wie Kehlbalken­lage oder Fünfkantsc­hwelle ausspricht, deutet an, dass er in Sachen Kirchenren­ovierung gewisserma­ßen ein Routinier ist. Die Mitte des 18. Jahrhunder­ts errichtete Kirche St. Michael prägt das Krumbacher Stadtbild und ist entspreche­nd auch auf vielen Bildern zu finden. Doch ein flüchtiger Blick auf Postkarten und andere Bilder lässt die Probleme, die es im Inneren der Kirche zu lösen galt, nicht einmal erahnen. Jetzt aber befindet sich die Renovierun­g sozusagen auf der Zielgerade­n. Und dem Finale der Arbeiten, sozusagen dem erfolgreic­hen Abschluss der „Totalopera­tion“, blickt „Renovierun­gsroutinie­r“Guggenmos mit Freude entgegen.

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Foto: Peter Bauer Auch im Bereich der Emporen der Kirche St. Michael laufen derzeit die Sanierungs­arbeiten. Sie werden maßgeblich von Ferdinand Guggenmos, Mitglied der Kirchenver­waltung (vorne rechts), organisier­t.
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Foto: Guggenmos Umfassende Sanierunge­n gab es im Dachstuhlb­ereich.
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Foto: Guggenmos Die Holzkonstr­uktion musste zum Teil erneuert werden.

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