Augsburger Allgemeine (Land West)
Im Tagesablauf verbleibt eine zu große Lücke
13 und 19 Jahren. Heilpädagoge Roi Kfir kümmert sich um die jungen Männer und macht sich Sorgen. Er habe festgestellt, dass eine zu große Lücke im Tagesablauf verbleibt. Dadurch entstehe ein Gefühl von Leere, Unzufriedenheit und Frustration. Ängste und Aggressionen würden sich in Gewalt gegen sich selber oder andere entladen. „Viele Jugendliche ritzen sich die Haut auf“, sagt er. Es gebe teils auch Probleme mit Drogen. Roi Kfir unternimmt viel mit den Jugendlichen, um ihr Selbstwertgefühl zu steigern, dem Gefühl von Nutzlosigkeit entgegenzutreten.
Sie bemalen Wände in der Einrichtung, bauen Hochbeete, schneiden Hecken und haben Gemüse angebaut und auch wieder geerntet. Er besucht mit seinen Schützlingen das Sozialkaufhaus Contact in Haunstetten. Dort sollen sie sehen, dass auch gebrauchte Gegenstände und Kleidung gut sind, noch dazu viel günstiger als im regulären Geschäft. Einige Jugendliche haben dort schon einmal ehrenamtlich ausgeholfen und durften sich dann einen Stuhl, Tisch oder Sofa für ihr Zimmer aussuchen, andere haben Kleidungsstücke gewählt. Mitinitiatorin Roswitha Kugelmann unterstützt Roi Kfir und die Jugendlichen. Einer von ihnen, der Afghane Zabiullah, den alle nur „Zabi“nennen, hat am 15. September eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann begonnen. „Alle kann ich nicht retten, aber wenigstens einem wollen wir richtig helfen“, sagt Kugelmann. Monatelang hätten sie und ihr Team sich darum bemüht, dass Zabiullah die Arbeitserlaubnis erhält. Als seine Schwester seine Tazkira schickte – ein Dokument, das afghanischen Staatsangehörigen häufig als Ersatz für eine Geburtsurkunde und Identitätsnachweis dient –, erhielt er grünes Licht. Kugelmann: „Das Dokument haben wir bezahlt. Wir haben jetzt einen Studenten engagiert, der Zabi Nachhilfe in Deutsch gibt. Das ist alles nicht einfach, aber uns ist es wichtig.“
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