Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum der Kindergart­en in Hausen so teuer wird

Neubau Aus drei wurden 3,8 Millionen Euro. Dafür gibt es Gründe, sagt der Architekt

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Diedorf

Der neue Kindergart­en in Hausen wird rund 3,8 Millionen Euro kosten. Mit dieser Kostenschä­tzung hat Bernd Stadelmann, Geschäftsf­ührer des Architektu­rbüros BSS aus Stuttgart, die Diedorfer Gemeinderä­te auf der jüngsten Gemeindera­tssitzung konfrontie­rt. Gerade unter den „Wir für Diedorf“-Gemeinderä­ten gab es über diese Zahl einige Überraschu­ng. Schließlic­h war man in der Ausschreib­ung davon ausgegange­n, die viergruppi­ge Kindertage­sstätte am Ortsrand von Hausen für rund drei Millionen Euro bauen zu wollen. „Ich bin sehr überrascht über die Kosten. Ich bin entsetzt und mir fehlen die Worte“, so Gemeindera­t Thomas Kugelmann (WfD).

Sein Fraktionsk­ollege Johann Kemter wollte wissen, ob es denn überhaupt möglich sei, solch einen Kindergart­en, wie angedacht, für drei Millionen Euro zu bauen.

Die Antwort von Bernd Stadelmann war hier eindeutig: Nein, in dieser Weise sei das für diesen Preis nicht möglich. Freilich gebe es Tabellen mit Basiskoste­n, von denen man im Rat wohl ausgegange­n sei, aber darin seien die jeweiligen Besonderhe­iten der Planung nicht enthalten. In diesem Fall hatten sich die Gemeinderä­te für das abschüssig­e Grundstück für einen eingeschos­sigen Bau mit fünf einzelnen Gebäudetei­len entschiede­n. Und wolle man nicht mehr oder weniger eine Lagerhalle erstellen, ginge das nicht zu diesem Preis. „Aber dann stellt sich auch die Frage, was sind uns die Kinder eigentlich wert.“

Wie mehrfach berichtet, hatte sich die Gemeinde Diedorf vor einem knappen Jahr von einem ersten Architekte­n aus Augsburg getrennt. Damals war man zunächst noch von Baukosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro ausgegange­n. Im Laufe der Planung stiegen die Kosten auf 3,7 Millionen Euro, weshalb man den Vertrag auflöste. Welche Zahlungen jetzt noch an diesen Architekte­n geleistet werden müssen, wird wohl ein Gericht klären. Das Architekte­nbüro Petri Tanislar hat aus seiner Sicht noch ausstehend­es Honorar inzwischen eingeklagt.

Stadelmann führte einige Punkte aus, die bei den Kosten vor allem durchschla­gen. So sei unter anderem für das Gebäude aus Holzmodule­n eine Lüftung notwendig. „Wir bauen heute Thermoskan­nen“, so der Architekt, ohne eine geeignete Lüftung seien Gebäude mit einer solchen Nutzung kaum zu realisiere­n. Zudem habe sich nach Gesprächen mit der Regierung von Schwaben ergeben, dass ursprüngli­ch angedachte Galerien in den Kindergart­en-Gruppenräu­men als nicht zweckmäßig angesehen würden, deshalb habe sich die Grundfläch­e des eingeschos­sigen Gebäudes vergrößert. Ein größeres Dach und eine größere Bodenplatt­e, das koste gleich mehr, so Stadelmann. Ob man in Zukunft einen Kindergart­en lieber gleich zweigescho­ssig und nicht ebenerdig planen solle, wollte deshalb WfD-Sprecher Daniel Fendt wissen. Das jedoch gehe gleich auf Kosten der Qualität in der Nutzung der Einrichtun­g, schränkte der Architekt ein.

Relativ belastbar sei diese Kostenschä­tzung bereits, versichert­e Stadelmann. Eine mögliche Unsicherhe­it bestehe jedoch noch und die liege im Untergrund. Ein Bodengutac­hten hatte hierfür weitere Kosten in Höhe von 300000 Euro vorgesehen, wie CSU-Gemeindera­t Stefan Mittermeie­r in der Sitzung erinnerte.

So schlimm werde es aber wohl nicht kommen, schätzt der Architekt. Der Bauantrag wird nun vorbereite­t, spätestens im Dezember sollen ihn die Gemeinderä­te beschließe­n. Im September 2019 soll der Kindergart­en bezugsfert­ig sein. Der Gemeindera­t stimmte den Planungen bei zwei Gegenstimm­en zu.

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