Augsburger Allgemeine (Land West)

Wann ein Igel Hilfe braucht

Herbst Bei einem Ausflug in den Wald bei Oberschöne­nfeld gibt Naturführe­rin Stefanie Rieger Einblicke, wie Igel leben. Die Teilnehmer erfahren auch, wann man die Tiere nach Hause nehmen und versorgen sollte

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Gessertsha­usen Oberschöne­nfeld

Nicht jeder Igel, der im Spätherbst unterwegs ist, brauche menschlich­e Hilfe. Das hat die Naturführe­rin Stefanie Rieger bei einer Familienve­ranstaltun­g rund um die putzigen Stachelrit­ter betont, den der Naturparkv­erein Augsburg Westliche Wälder organisier­t hatte. Bis Mitte November seien einige Tiere durchaus noch tagsüber aktiv, um sich Winterspec­k anzufresse­n.

Bevor Stefanie Rieger mit den Teilnehmer­n – darunter rund ein Dutzend Kinder – ihren Ausflug in die Natur startet, entwickelt sich am Naturpark-Häusle am Spielplatz in Oberschöne­nfeld zunächst ein munteres Frage- und Antwortspi­el. Dabei erfährt vor allem der Nachwuchs eine Reihe von interessan­ten Informatio­nen. Beispielsw­eise, dass sich der Igel bei drohender Gefahr zu einer Kugel zusammenro­llt, dass er etwa 7000 Stacheln besitzt, die er zu seiner Verteidigu­ng gegen Feinde wie Füchse und Hunde einsetzt, dass er Insekten zum Fressen gern hat und zu seinen Lieblingss­peisen Käfer, Asseln, Würmer und Schnecken gehören und dass er sehr gut hören und riechen, aber weniger gut sehen kann.

Stefanie Rieger fragt auch nach dem größten Feind des Igels. Recht schnell kommt die richtige Antwort: „Der Mensch.“Ja, meint die Naturschüt­zerin und differenzi­ert ein wenig: „Das Schlimmste für sie sind die Autos, die sie überrollen.“

Dann geht es in Richtung Staudenhau­s und rechts auf den Jakobus-Pilgerweg durch den herbstlich bunt gefärbten Wald auf der Suche nach Wohn- und Unterschlu­pfmöglichk­eiten für die Igel. Die Teilnehmer nehmen Baumstümpf­e unter die Lupe, Erdhaufen und Gebüsche. Dabei entdecken vor allem die Kinder etliche Mauslöcher. Einige Öff- sind so groß, dass sie sich als Domizil für einen Igel eignen könnten. Das meinen zumindest einige der eifrigen Sucher.

Stefanie Rieger klärt auch hier auf: „Als Hauptbaust­off für sein Winterschl­afnest verwendet der Igel Laub.“Der Blätterhau­fen müsse gut wärmeisoli­ert und möglichst regenund schneedich­t sein. Dafür lege das Tier sein Nest vorwiegend unter stützendem Astwerk an, etwa in Hecken, unter Bodendecke­rn oder in Hohlräumen. „Im Winternung­en schlaf reduziert der Igel radikal seine Körpertemp­eratur von 36 auf nur noch sechs Grad und seinen Herzschlag von 180 auf 20 Schläge pro Minute.“

Auf Höhe der Abzweigung zur Hubertus-Kapelle, in unmittelba­rer Nähe des Weihers, dürfen Eltern und Kinder dann ein Igelquarti­er anlegen. Elena, Noah, Samuel, Florian, Maja, Fabian und die anderen schleppten Laub heran, legen Blätterhau­fen an und beschweren sie mit kleinen Zweigen, damit keine Windböe die Pracht zerstört. „Müssen wir für die Tiere noch einen Kamin bauen?“, fragt einer. „Nein“, meint die Naturführe­rin nachsichti­g. Und gibt noch einen Tipp: „Gebt kein Moos in das Nest.“Moos sauge Wasser an, und Nässe sei wiederum für den Winterschl­af des Igels nicht gut.

Zum Abschluss geht Rieger noch auf die Frage ein, ob man Igel mit nach Hause nehmen solle, um ihn gut über den Winter zu bringen. Das sei nur notwendig, wenn das Tier unter 500 Gramm wiegt, erklärt sie und reicht den Kindern ein Päckchen Zucker: „Wenn er weniger wiegt, dann würde das Tier ohne ausreichen­den Winterspec­k verhungern und auch erfrieren.“Dann sei eine Zufütterun­g sinnvoll. Geeignet sei Katzendose­nfutter, da Igel Fleischfre­sser sind. Zum Trinken eine Schale mit Wasser – keinesfall­s Milch – anbieten.

Auch für die richtige Haltung gibt es Ratschläge. Der Igel braucht ein trockenes, großes und mit Zeitungspa­pier ausgelegte­s Gehege mit einem Schuhkarto­n als Schlafplat­z, der auf den Kopf gestellt und mit einer Öffnung versehen wird. Verletzte, von Parasiten oder Flöhen befallene sowie hustende Igel solle man sofort zum Tierarzt bringen, sagt Stefanie Rieger: „Ein verletzter oder kranker Igel ist dringend auf fachmännis­che Hilfe angewiesen.“.

Einen Igel haben die Teilnehmer auf ihrer Wanderung durch die Natur zwar nicht gefunden. Dafür gab es viel Wissenswer­tes über den knopfäugig­en Insektenfr­esser und eine große Portion wohltuende­r Erholung in frischer Waldluft.

 ?? Foto: Siegfried P. Rupprecht ?? Zur Einstimmun­g auf die Veranstalt­ung des Naturparkv­ereins rund um den Igel gab es ein Tierpräpar­at. Vor allem die jungen Teil nehmer nahmen es eifrig unter die Lupe.
Foto: Siegfried P. Rupprecht Zur Einstimmun­g auf die Veranstalt­ung des Naturparkv­ereins rund um den Igel gab es ein Tierpräpar­at. Vor allem die jungen Teil nehmer nahmen es eifrig unter die Lupe.

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