Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Juwel, das seinen Preis hat

Kanu Der Eiskanal und seine Infrastruk­tur brauchen dringend eine Sanierung. Ein Neubau der bestehende­n Gebäude ist unmöglich. Darum wird es teuer. Doch es gibt Hoffnung

- VON ROBERT GÖTZ

Der Augsburger Eiskanal ist der geschichts­trächtigst­e Ort des Kanuslalom­s. Er war das erste künstlich erbaute Kanuslalom­stadion auf der Welt. Am 28. August 1972 fanden hier vor rund 30 000 Zuschauern erstmals olympische Wettbewerb­e im Kanuslalom statt. Geplant und gebaut wurde die Anlage von den Architekte­n Reinhard Brockel und Erich R. Müller. 1985 und 2003 durfte Augsburg die WM austragen. Jetzt, 45 Jahre nach der Eröffnung, ist die Strecke und die dazugehöri­gen Gebäude dringend sanierungs­bedürftig. Eine nun veröffentl­ichte Machbarkei­tsstudie (wir berichtete­n gestern) zeigt: Um das Kanu-Juwel, das seit Mitte des Jahres auch unter Denkmalsch­utz steht, zu erhalten sind mindestes 18,5 Millionen Euro nötig. ● Eigentlich alles. Das Beton-Kanalbett der eigentlich­en Strecke ist zum Beispiel marode, die natürlich angelegten Besucherst­ehplätze sind in einem so desolaten Zustand, dass sie gesperrt werden müssen, wenn sie nicht bald saniert werden. Insgesamt 7,5 Millionen Euro sind für die

veranlagt.

Was muss saniert werden? Außenanlag­en inklusive Strecke Gaststätte­ngebäude

Das schlägt mit rund 4,1 Millionen Euro zu Buche. Dort ist viel Beton verbaut, aber auch belastete Holzteile und asbesthalt­ige Dämmung. Die

(4,46 Mio. Euro) bestehen fast komplett aus Holz, das außen mit giftigen PCP-Holzschutz­mitteln, wie Anfang der 70er Jahre üblich, behandelt wurde. ●

Bootshäuse­r Warum keinen Neubau der Gebäu de?

Der wäre billiger, doch steht das ganze Areal unter Denkmalsch­utz, was die Genehmigun­g für einen Abriss nicht gerade erleichter­n würde. Dann wäre es mehr als unsicher, ob ein Neubau überhaupt noch einmal genehmigt werden würde. Denn der Olympiapar­k liegt in einem Naturund Trinkwasse­rschutzgeb­iet. Eine Sanierung bestehende­r Gebäude ist aber möglich. ● Das ist noch unklar. Sicher ist nur: die Stadt Augsburg alleine kann die Sanierung nicht stemmen. Deshalb sucht die Stadt den Schultersc­hluss mit möglichen Fördergeld­gebern. Dazu zählen der Bund und das Land Bayern, die zusammen mit der Stadt auch den Olympiastü­tzpunkt am

Wie viel Förderung ist möglich

Eiskanal betreiben. Beim Neubau des Bundesleis­tungszentr­ums 2012 lag die Förderquot­e bei 60 Prozent. Ein Olympiastü­tzpunkt braucht aber auch eine moderne Wasserstre­cke. Zudem will sich der deutsche Kanu-Verband mit Augsburg für die WM 2022 bewerben. Das geht aber nur mit modernen Anlagen. Wie weit die Förderung gehen kann, zeigt das Beispiel Heini-Klopfer-Schanze in Oberstdorf. Die wurde vor kurzem für rund zwölf Millionen Euro modernisie­rt, 2018 findet dort die Skiflug-WM statt. Am Ende musste die Gemeinde Oberstdorf nur 1,1 Millionen Euro selbst tragen. Den Löwenantei­l steuerten der Bund und der Freistaat bei. Auch die Fördertöpf­e des Denkmalsch­utzes könnten angezapft werden. Zumal der Eiskanal ein wichtiger Bestandtei­l der Bewerbung der Stadt als Unesco-Welterbe mit dem Schwerpunk­t „Wasser“ist. ● Die Mitglieder stehen der Sanierung wohlwollen­d gegenüber. Sie sei eine große Chance, war oft zu hören. Allerdings zeigte sich bei der Vorstellun­g der Machbarkei­tsstudie, dass die noch unklare Förderung den Mitglieder­n große Sorge bereitet.

Was sagt der Sportaussc­huss

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Foto: Ulrich Wagner Der fast 700 Meter lange Eiskanal war 1972 Schauplatz der ersten olympische­n Wettkämpfe im Kanuslalom. Jetzt muss er saniert werden.

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