Augsburger Allgemeine (Land West)
Einmal freuen und weiter
Pokal Den Kölnern gelingt erstmals seit 74 Tagen wieder ein Sieg. Mehr als ein kurzes Durchschnaufen ist für den Tabellenletzten der Bundesliga aber nicht möglich
Berlin
Nein, als Befreiungsschlag wollte Peter Stöger den gelungenen Ausflug in die Hauptstadt dann doch nicht werten. „Es gibt uns zwei, drei Tage zum Durchatmen“, sagte der Trainer des 1. FC Köln, der nach dem 3:1-Sieg im DFB-Pokal bei Hertha BSC noch lange über seinen Gemütszustand referierte.
An der komplizierten Situation in der Fußball-Bundesliga hat sich nichts geändert für den Tabellenletzten. „Ich bin lange genug im Geschäft“, sagte Stöger. „Wir haben nur zwei Punkte, es ist ein Ergebnissport.“Und am Samstag geht es in der Liga zum Derby nach Leverkusen. Dennoch setzen nun alle Protagonisten beim angeschlagenen FC auf einen Berlin-Effekt. „Es geht weniger um das Ergebnis und weniger um das Weiterkommen, sondern mehr darum, dass die Jungs mit einem Lächeln vom Platz gekommen sind“, erklärte Abwehrmann Dominic Maroh, der neben Simon Zoller und Christian Clemens mit seinem Tor eine 74-tägige Erfolglosigkeit der Kölner beendet hatte. Nach 13 Pflichtspielen ohne Sieg durfte Kölle wieder einmal feiern. Stöger ist aber Realist. Wenn „der sportliche Erfolg überschaubar groß“sei, könne er auch nachvollziehen, dass andere Ideen gefragt seien, bemerkte Stöger ohne jede Aufregung. Das plötzliche Aus von Manager Jörg Schmadtke, der den FC zusammen mit Stöger aus der 2. Liga bis nach Europa gehievt hatte, soll die Situation nicht weiter belasten. Das Erreichen des PokalAchtelfinals ist auch für den Trainer eine Erleichterung: „Das Unangenehmste wäre gewesen, wenn wir wieder verloren hätten und es endlose Diskussionen gegeben hätte.“
Als der Österreicher am Montag von den Klubchefs gefragt wurde, ob er Zeit hätte für ein Gespräch, war Stöger nicht klar, ob es um seine eigene Zukunft geht. Noch aber sieht der Chefcoach seine Zeit nicht abgelaufen. „Ich mache es, so lange alle das Gefühl haben, dass es gut und richtig ist“, betonte Stöger, 51, nochmals. „Ich sehe es als Auftrag, das weiter voranzutreiben.“Erst recht nach dem erfolgreichen Abend vor 33 459 Zuschauern im Olympiastadion. Das sieht auch die Kölner Mannschaft so. „Wir haben vier Jahre lang mit Peter Stöger Erfolg gehabt. Alles, was jetzt passiert ist, ist bei weitem kein Grund hier für einen Trainerwechsel. Wir wollen uns da zusammen rauskämpfen“, betonte Keeper Timo Horn. „Dass wir alle zur Bank gelaufen sind, hat gezeigt, dass sich die Jungs zusammengerauft haben und signalisieren, wir stehen alle hinter dem Trainer.“ Hertha-Manager Michael Preetz hat die Aufklärung einer bösen Entgleisung in der Fankurve im Pokalspiel gegen den 1. FC Köln angekündigt. „Sie haben sich selbst diskreditiert. Ich kann nicht erkennen, dass das Hertha-Fans sind. Das hat im Stadion nichts zu suchen und das wollen wir da auch nicht sehen“, erklärte Preetz. In der Ostkurve waren Banner gezeigt worden („Domplatte for One“und „Selbst an Silvester tanzt Eure Schwester alleine“), mit dem die Opfer der massiven Übergriffe auf Frauen vor dem Kölner Dom in der Silvesternacht 2015 verhöhnt wurden. nicht besser, als er nach der Partie Zwayer recht unverblümt vorwarf, die Partie im Alleingang entschieden zu haben. Er behauptete, der Schiedsrichter habe mit seinem Platzverweis gegen Keita ein „über 55 Minuten überragendes Spiel in einem Moment zerstört“. Vor einem Jahr hörte sich der Trainer noch anders an. Als die Leipziger wegen einer dreisten Schwalbe Timo Werners gegen Schalke gewannen, sagte er: „Wenn der Schiedsrichter eine Schwalbe sieht und ihm Gelb gibt, dann ist das so. Und wenn er das nicht tut, dann ist das auch so.“Gleichmut ist eine Charaktereigenschaft der Gewinner. Sportler können auch in der Niederlage siegen. Diese Chance haben die Leipziger am Mittwoch verpasst.