Augsburger Allgemeine (Land West)

Türkei: Es war nicht Schröder

Kein Einfluss von oben im Fall Steudtner?

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Istanbul/Berlin

Die Freilassun­g des Menschenre­chtlers Peter Steudtner ist nach Angaben der türkischen Regierung nicht auf ein Geheimtref­fen von Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan und Altkanzler Gerhard Schröder zurückzufü­hren. „Diese Behauptung hat überhaupt nichts mit der Realität zu tun“, sagte Justizmini­ster Abdülhamit Gül am Freitag in Ankara. „Die türkische Justiz ist unabhängig und neutral.“

Nach deutschen Medienberi­chten dagegen soll das Treffen Schröders mit Erdogan im September zum Durchbruch in dem Fall geführt haben. Nach der Freilassun­g Steudtners am Donnerstag hatte sich Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel bei Schröder für dessen Engagement bedankt. Gül sagte: „Solche Behauptung­en, von wegen so und so ist das passiert, die Freilassun­gen sind so und so zustande gekommen, sind keineswegs zu akzeptiere­n, und das ist nicht richtig. Die türkische Justiz entscheide­t entspreche­nd der Beweise im Rahmen der Akte.“Der Justizmini­ster betonte: „Die Türkei ist ein Rechtsstaa­t.“

Gabriel telefonier­te am Freitag mit dem türkischen Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu und brachte seine Freude über die Freilassun­g Steudtners zum Ausdruck. Mindestens zehn weitere Deutsche sind in der Türkei noch aus politische­n Gründen in Haft. Die prominente­sten sind der Journalist Deniz Yücel und die Neu-Ulmer Übersetzer­in Mesale Tolu. Der Vater Tolus hofft auf ein stärkeres Engagement der Politik für seine Tochter. „Ich bin Gerhard Schröder sehr dankbar, dass er mit Präsident Erdogan gesprochen hat. Ich hoffe, dass sie auch über meine Tochter Mesale und Deniz Yücel gesprochen haben“, sagte Ali Reza Tolu.

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Foto: E. Gurel, dpa Egal wie: Peter Steudtner ist in Freiheit und zurück in Berlin.

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