Augsburger Allgemeine (Land West)

Die unsteten Separatist­en

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Während die spanische Zentralreg­ierung ihren Kurs klar begründet und den Weg geradlinig geht, schlagen die katalanisc­hen Separatist­en eine Volte nach der anderen. Nach langem Hin und Her entschied sich das Regionalpa­rlament in Barcelona am Freitag endlich doch für die Unabhängig­keit – während bereits absehbar war, dass diese nach wenigen Stunden wieder aufgehoben wird.

Man wird den Verdacht nicht los, dass Regionalpr­äsident Carles Puigdemont noch rasch eine Aktion für die Geschichts­bücher starten wollte, ehe ihm die Hände gebunden werden. Ein vernünftig­es Konzept für einen unabhängig­en Staat Katalonien besitzt er ohnehin nicht. Sonst würden ihm nicht die Wirtschaft­sunternehm­en en masse davonlaufe­n. Ob die Mehrheit der Bevölkerun­g hinter ihm steht, ist ebenfalls fraglich. Wohl nicht ohne Grund fürchtet er Neuwahlen.

Madrid übernimmt jetzt interimist­isch die Regierungs­geschäfte in Barcelona. Wie stark der passive Widerstand im nordöstlic­hen Landesteil ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls handelt die Zentralreg­ierung im Einklang mit der Verfassung. Und sie will die Bürger Katalonien­s in Wahlen unter regulären Bedingunge­n entscheide­n lassen. Aus Madrider Sicht besteht durchaus Anlass zu der Hoffnung, dass sich dann „die schweigend­e Mehrheit“gegen die Separatist­en durchsetze­n wird, die sich als Sammelsuri­um zerstritte­ner Parteien präsentier­en.

Die Abspaltung­swilligen konnten im Übrigen auch Europa bisher nicht davon überzeugen, dass die Einheit Spaniens für Katalonien unerträgli­ch sein soll.

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