Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Drogen Plage

USA Täglich sterben 91 Amerikaner an einer Überdosis. Was Trump dagegen tun will

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Washington

Andrea war erst 17, als es anfing. Ein Arzt verschrieb dem Teenager aus dem US-Bundesstaa­t West Virginia ein starkes Schmerzmed­ikament gegen Rückenschm­erzen. Kurz darauf war Andrea süchtig von einem rauschgift­ähnlichen Stoff in dem Medikament – und besorgte sich die Drogen, wo sie nur konnte. „Ich kaufte sie auf der Straße und dealte auf der Straße“, sagte die heute 31-Jährige dem Magazin US News and World Report. Sie brauchte Jahre, um davon loszukomme­n. Heute ist sie clean und Mutter von zwei Kindern.

Nicht alle haben so viel Glück. Täglich sterben 91 Amerikaner an einer Überdosis Drogen, 40 von ihnen waren süchtig nach verschreib­ungspflich­tigen Arzneimitt­eln. Obwohl Studien zeigen, dass Schmerzen bei den Amerikaner­n heute nicht weiter verbreitet sind als im Jahr 1999, werden dreimal so viele Schmerzmit­tel verschrieb­en. Viele sind starke Opioide, die sehr schnell süchtig machen.

Fast 60 000 Menschen starben vergangene­s Jahr in den USA an Rauschgift­en, fast 20 Prozent mehr als 2015. Viele besorgen sich illegale Drogen, wenn der Arzt kein Rezept mehr ausstellt und schaffen damit eine Nachfrage, die zu einer HeroinSchw­emme und zur Einfuhr anderer illegaler Drogen führt. Die Regierung spricht von einer Epidemie. Präsident Donald Trump rief jetzt den Gesundheit­s-Notstand wegen der Opioiden-Krise aus.

Alle Teile der amerikanis­chen Gesellscha­ft seien von der „Plage“betroffen, sagte Trump. Es sei an der Zeit, die USA von dieser „Geißel“zu befreien. Amerika werde die Sucht besiegen. Allerdings will Trump keinen formellen nationalen Notstand ausrufen, der sofort Bundesmitt­el abrufbar machen würde. Stattdesse­n will er bis zum Jahresende mit dem Kongress ein Programm zur Bekämpfung der Krise ausarbeite­n und eine Werbekampa­gne starten, die den Amerikaner­n die Gefahren durch Opioide klarmachen soll. Kritiker sprechen von einem weiteren Beispiel für die Trump’sche Ankündigun­gspolitik, bei der vom Präsidente­n große Worte kommen, die eigentlich­e Arbeit aber auf andere Akteure wie den Kongress abgeschobe­n wird. Justizmini­ster Jeff Sessions kommentier­te die schlimmste Rauschgift-Welle seit der Crack-Epidemie der 1980er Jahre mit den Worten, die Leute sollten halt einfach „Nein sagen“.

Thomas Seibert

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Foto:dpa Trump erklärt den Notstand.

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